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Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis

Titel: Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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fassen. Was für ein Geschenk. So viel geben zu können. Zu wissen, dass sie ihm so sehr vertraute.
    Lia streifte ihn mit einem nervösen Blick.
    Er fuhr sich mit der Hand durch das Haar. »Ja, natürlich. Sobald wir in Dena Nehele eintreffen …«
    »Nein.« Lia fuhr sich mit den Zähnen über die Unterlippe. »Es muss jetzt sein. Vor Sonnenaufgang.«

    Jared wich einen Schritt zurück. Er stieß mit den Beinen an die Bettkante. Im nächsten Augenblick saß er. »Jetzt? Sofort? «
    Lia nickte. »Thera sagt, wenn ich meine Jungfrauennacht nicht vor Sonnenaufgang erlebe, werde ich sie niemals erleben.«
    Er öffnete den Mund, überzeugt, etwas Vernünftiges sagen zu wollen, doch er brachte keinen Ton hervor.
    Wenn nur nicht ausgerechnet Thera eine ähnliche Warnung befolgt und nur deshalb überlebt hätte! Diesen Umstand konnte er nicht einfach von sich weisen.
    »Lia …«
    »Wenn es dir unangenehm ist, kann ich Talon bitten …«
    Jared erhob sich ruckartig. »Vorher bringe ich ihn lieber um.«
    Lia blinzelte und zog die Stirn in Falten. Schließlich sagte sie: »Wenn du ihn vorher umbringst, wird das den Rest nicht ein wenig … schwierig machen?«
    »Es wird ihn unmöglich machen«, erwiderte Jared entschlossen.
    »Oh.«
    Jared fuhr sich mit den Händen über das Gesicht. Sein Körper erinnerte sich noch zu gut daran, wie es sich anfühlte, sie zu halten, sie zu küssen und sie zu wollen . Sein Herz sehnte sich danach, sich mit ihr zu vereinigen. Doch in seinem Verstand stand das Wort Jungfrauennacht wie eine Katze vor einer zu Tode verängstigten Maus.
    Er ließ die Hände sinken. »Ich bin gleich wieder zurück. Rühr dich nicht vom Fleck.« Er deutete auf einen Sessel. »Setz dich. Entspanne dich. Konzentrier dich auf deine Atmung oder sonst etwas.«
    Er stürzte aus dem Zimmer.
    Draußen im Gang sank Jared kraftlos gegen die Wand.
    Er musste unbedingt Talon finden und ihn um Rat fragen. Beim Feuer der Hölle, er musste irgendjemanden um Rat fragen. Bloß weil er ein Lustsklave gewesen war, hieß das nicht, dass er eine Hexe durch ihre Jungfrauennacht geleiten
konnte. Er hatte schon etliche Hexen gesehen, die im Verlauf dieser ersten intimen Begegnung zerbrochen worden waren. Sie alle hatten einen verlorenen, leicht leeren Blick in den Augen. Jegliches Feuer, das in ihrem Herzen gebrannt hatte, war unter dem Körper eines Mannes zum Verlöschen gebracht worden.
    Er würde es bestimmt nicht ertragen, jenen verlorenen, leeren Blick in Lias Augen zu sehen, wenn etwas schiefginge.
    Ach ja, Hexen gewöhnten sich an den Verlust ihrer Juwelen und ihrer Kunst. Diejenigen aus Adelsfamilien wurden verheiratet. Er war sich nicht sicher, was für ein Leben die anderen ertragen mussten. Sie gewöhnten sich daran. Doch sie waren nie wieder ganz . Viele verblassten immer mehr, bis nur noch eine leere Hülle übrig blieb, die das normale Leben nachahmte. Manche verloren den Verstand. Keine von ihnen konnte mehr als ein Kind empfangen, nachdem sie gebrochen worden war, und mehr als die Hälfte dieser Schwangerschaften endete mit einer frühen Fehlgeburt.
    In seiner Jugend hatte er es ungerecht gefunden, dass gebrochene Hexen nicht nur ihre Juwelen verloren, sondern auch die Fähigkeit, Kinder in die Welt zu setzen. Doch nachdem er in den Territorien gelebt hatte, die in Haylls Schatten standen, bezweifelte er, ob auch nur eine von ihnen diese Unfruchtbarkeit bereute. Es lag nicht in der Natur einer Hexe, eine Gesellschaft mit Nachwuchs zu versorgen, die sie letzten Endes als ihr gegenüber feindlich gesinnt betrachten musste.
    Jared stieß sich von der Wand ab. Talon und er hatten den frühen Nachmittag damit verbracht, die Sitzbänke aus den beiden kleinen Kutschen zu entfernen, damit mehr Leute hineinpassten, während Yarek das Beladen mit den Vorräten beaufsichtigt – und einen sicheren Ort für die sechs Honigbirnbäumchen gefunden hatte, auf deren Mitnahme Lia bestanden hatte.
    Ein paar von Talons Männern wussten, wie man eine Kutsche lenkte – der Dunkelheit sei Dank! – sodass sie keine
Zeit mehr dafür aufwenden mussten, weitere Kutscher zu suchen.
    Mit etwas Glück kümmerte Talon sich gerade um etwas anderes, das für ihre Abreise fertiggestellt werden musste, und es würde eine Zeit lang dauern, ihn zu finden. Bis dahin hätte Lia sich die Sache vielleicht schon wieder anders überlegt.
    Er schüttelte den Kopf. Nicht mit Theras Warnung im Ohr.
    Bevor er auch nur zwei Schritte tun konnte, bog Talon um die

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