Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis
gegangen?«
Randolf bewegte leicht den Kopf, hielt sich dann jedoch zurück, um die Kinder anzusehen.
»Nein«, sagte Randolf nach kurzem grüblerischem Schweigen. »Nein, ich hätte mich nicht aus dem Staub gemacht. Ich besitze zu großen Stolz als Krieger und Wächter, um eine junge Königin ohne Geleitschutz herumlaufen zu lassen.« Ein gefährliches Glitzern trat in seine Augen. »Weißt du, wer es ist?«
»Es ist Garth«, sagte Brock, der leicht zusammenzuckte, als er sich zu seiner vollen Größe aufrichtete, die Daumen in den breiten Ledergürtel gesteckt. »Es ist Garth.«
Jared drehte sich in dem Augenblick zu Brock um, in dem Randolf von seinem Stuhl aufsprang.
»Ich habe dich gewarnt!«, rief Randolf und warf sich mit solcher Wucht auf Jared, dass beide Männer zu Boden fielen. »Ich habe dir gleich gesagt, dass der Bastard nicht sauber ist! Zur Hölle mit dir, warum hast du nicht auf mich gehört? Vielleicht hätten wir es geschafft, sie nach Hause zu bringen, wenn du auf mich gehört hättest!«
Randolf landete ein paar Schläge, bevor Blaed und Talon ihn von Jared fortschleifen konnten.
Als Jared wieder auf die Füße gekommen war, war Brock verschwunden.
»Haltet ihn«, meinte Jared und stürzte aus dem Gasthaus.
Draußen erblickte er Brock, der zielsicher die Straße in
Richtung des Landeplatzes entlangschritt. Jared lief ihm hinterher. »Brock! Brock!«
Als Brock sich zu ihm umdrehte, blieb Jared jäh stehen. Die Bitterkeit, die sich im Gesicht des anderen Mannes abzeichnete, verblüffte ihn.
»Selbst jetzt, da er kaum mehr die Hälfte von dem ist, was er einmal war, glaubst du lieber ihm. Und du vertraust ihm«, sagte Brock. »Selbst jetzt.«
Bedauern traf Jared bis ins Mark. »Dir habe ich auch vertraut.«
»Nicht so sehr, dass es etwas hätte nützen können«, fuhr Brock ihn an. »Du hast dem Kriegerprinzenwelpen und der Schwarzen Witwe genug vertraut, um ihnen zu sagen, dass sie keine Sklaven mehr sind, aber mir nicht. Alles hätte anders kommen können, wenn du mir vertraut hättest.«
»Es hätte keinen Unterschied gemacht«, versetzte Jared kalt. »Du hattest dich bereits entschieden, wem du dienen wolltest.«
»Vielleicht hätte es doch einen Unterschied gemacht«, beharrte Brock. Widerstreitende Gefühle spiegelten sich auf seinem Gesicht. »Weißt du, wie ich zum Sklaven geworden bin? Meine Königin hat mich nach Hayll verkauft. Die Königin des Territoriums ist in die Jahre gekommen, und das Luder, dem ich gedient habe, wollte mehr als nur eine kleine Provinz regieren. Also hat sie zwanzig ihrer besten Männer dafür eingetauscht, dass Hayll seinen Einfluss bei der Wahl der nächsten Territoriumskönigin geltend macht. Sie hat unsere Freiheit, unser Leben im Namen ihres Ehrgeizes verkauft.«
»Wenn ein Mann dient, legt er sein Leben in die Hände seiner Königin«, sagte Jared. »Sie kann damit machen, was sie will. Das ist das Risiko, das wir alle eingehen, Brock.« Er musste an Talon denken und fügte hinzu: »Sein Leben, aber nicht seine Ehre. Diese Wahl war dir immer noch geblieben.«
»Wer bist du, dass du mir einen Vortrag über Ehre halten willst? Du bist kein Mann, sondern ein Lustsklave, der so
tut, als sei er ein Krieger. Ein Königinnenmörder! Wo war denn deine Ehre, als du deine eigene Herrin abgeschlachtet hast?«
»Ich habe ihr gehört. Ich habe ihr nicht gedient.« Doch der verbale Angriff tat genauso weh wie ein Messer zwischen den Rippen
»Das ist Haarspalterei, Jared«, meinte Brock unwirsch. »Aber wenn du so argumentieren möchtest, dann habe ich, soviel ich wusste, der Grauen Lady gehört. Wo liegt der Unterschied zwischen dir, der du das Miststück ermordet hast, das dich besaß, und mir, der ich mir eine Art von Freiheit erkauft habe, indem ich der Hohepriesterin geholfen habe, eine Rivalin aus dem Weg zu räumen? Ich musste bloß die Räuberbanden zu ihr führen, falls es ihr gelingen sollte, der Falle an der Kutschstation zu entgehen.«
Brocks Lippen kräuselten sich zu einem höhnischen Grinsen. »Hayll wollte nicht, dass ein frisch erworbener Sklave sie töten würde, weil das all die anderen Hexen, die ihre hübschen Spielzeuge auf Raej ersteigern, verschrecken könnte. Ich sollte auf keinen Fall das Blut einer Königin an meinen Fingern haben.«
Eine schwere Last legte sich auf Jareds Brust. »Wer war Garth, bevor Dorothea ihm das angetan hat?«
»Der Hauptmann der Wache der Provinzkönigin. Ein natürlicher Anführer. Männer haben ihm
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