Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis
überwachte, rieb sich vor Vorfreude die Hände, als Lord Krelis’ Stimme durch das Dorf donnerte.
Nun würde Hayll einem weiteren dieser minderwertigen Völker zeigen, was es bedeutete, wahrhaft ein Angehöriger des Blutes zu sein. Und er würde endlich Gelegenheit bekommen, die Aufmerksamkeit von Lord Krelis – und der Hohepriesterin – zu erregen.
Vielleicht würde er sogar einem oder zwei dieser shaladorischen Luder zeigen können, was es hieß, von einem echten Mann bestiegen zu werden.
Er warf einen Blick über die Schulter zu dem Hang, von dem aus man diesen dreckigen Kreis erreichte. Sein Grinsen verflog. Er erschauderte.
Wozu hatten sie diesen Kreis benutzt? Eine Art Hexenfeier? Einen bestialischen Ritus, den die Männer fürchteten?
Er hatte mit dem Gedanken gespielt, den Kreis zu erkunden, ja vielleicht sogar die Hosen herunterzulassen und sich hinzuhocken, um ihn zu schänden. Doch oben an dem Hang war er gegen eine Wand aus kalter Luft gestoßen, die ihm das sichere Gefühl gab, dass jedem Mann, der sie passierte, die Hoden zusammenschrumpfen und der Schwanz für immer schlaff herunterhängen würde.
Also war er hier, am Fuß des Hanges auf der anderen Seite und wartete auf das Zeichen zum Vorrücken. Das Blutvergießen würde noch warten müssen. In dieser Hinsicht waren die Befehlshaber sehr bestimmt gewesen. Vollständige mentale Schutzschilde und kontrollierte Schläge, um die
Angehörigen des Blutes mit Juwelen mürbe zu machen und sie alle in die Mitte des Dorfes zu treiben.
Doch wenn die Königin, die kleine Schlampe, erst einmal gefangen war …
Etwas schlich an ihm vorbei, ein paar Meter links von ihm, und erklomm den Abhang.
Sofort suchte er die Umgebung mental ab.
Die Antwort, die der mentale Suchfaden zurückbrachte, war subtiler als ein Gedanke: Dort ist nichts.
Verunsichert suchte er noch einmal genauer. Wenn es einem der armseligen Bewohner dieses Nestes gelingen sollte, sich an den Haylliern vorbeizuschleichen, dann bestimmt nicht in seiner Nähe!
Für den Bruchteil einer Sekunde hatte er das Gefühl, etwas zu spüren, etwas berühren zu können.
Etwas Weibliches. Etwas schrecklich Gewalttätiges und Mächtiges.
Ein kalter Schauder lief ihm den Rücken hinab.
Dann folgte wieder die Erkenntnis: Dort ist nichts.
Kopfschüttelnd drehte er sich wieder dem Dorf zu.
Als der Befehl endlich erteilt wurde, rückte er begierig vor.
Dieser verdammte Kreis machte ihn ganz nervös und ließ ihn eigenartige Dinge fühlen. Ja, er hörte sogar seltsame Geräusche!
Denn einen Augenblick lang hätte er schwören können, Trommelschläge gehört zu haben.
Kapitel 39
Mit zusammengebissenen Zähnen und fest geschlossenen Augen konzentrierte Jared sich darauf, seine rote Kraft in das Netz fließen zu lassen.
Verdammt noch mal, dachte er, als er spürte, wie Randolf heftig getroffen wurde. Zapf gefälligst die Kraft an, die dir angeboten wird. Benutze sie!
Sie würden sie nicht benutzen. Das war ihm im Laufe der ersten beiden Minuten aufgegangen. Die Männer, die es sich zur Aufgabe gemacht hatten, die Feinde abzulenken, setzten seine Kraft ein, um ihre Schutzschilde aufrechtzuerhalten, doch sie zapften ihre eigenen Juwelen an, um gegen die Hayllier anzukämpfen und die Bastarde davon abzuhalten, sie allzu schnell einzukesseln.
Vor seinem geistigen Auge konnte er das Netz sehen, dessen Fäden aus Spinnenseide nun dank seines Juwels tiefrot gefärbt waren. Er konnte erkennen, wie die Juwelensterne bei jedem Schlag aufleuchteten. Sie alle blinkten, leuchteten immer wieder auf und verdunkelten sich, während der Kampf um sie her tobte.
Noch ein Schlag.
Noch einer.
Einen Augenblick lang flackerte Talons Saphir heftig.
Jared stockte der Atem, bis es wieder gleichmäßig leuchtete. Wie lange konnten sie durchhalten? Worauf warteten Thera und Lia?
Er wollte hinaus und an der Seite seiner Freunde, seines Volkes kämpfen.
Aufgrund des silbernen Ringes war er jedoch in dem Gasthaus angekettet.
Ein kalter Windstoß blies über seine Haut hinweg; die Art Wind, der die bunten Laubblätter aufwirbelte; die Art, die immer der Auftakt zu einem heftigen Herbststurm war.
Jared schlug die Augen auf.
Er befand sich in dem Gasthaus. Eigentlich war es unmöglich, dass er einen Wind spürte. Er trug feste Kleidung. Auf seiner Haut sollte er ihn also ganz gewiss nicht spüren.
Dann hörte er die Trommelschläge.
Das Geräusch brachte sein Blut in Wallung und ließ es gleichzeitig
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