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Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis

Titel: Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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übrigen Tage zahlt … und die Nächte«, hatte Belarr leise mit einem Augenzwinkern hinzugefügt.
    Die Erinnerung daran brachte Jared zum Lächeln. Er glaubte nicht, dass Belarrs letzte Worte für die Ohren seines Sohnes bestimmt gewesen waren. Vielleicht aber doch. Belarrs Söhne hatten schon früh begriffen, dass ihr Vater ein Vorrecht hatte, was Reyna anging.
    Morgen würde der vierte Tag von Lias Mondzeit sein. Vielleicht würde sie sich dann von ihm umsorgen lassen, ohne ihn anzufauchen.
    Als er den Rand der Lichtung erreichte, verblasste sein Lächeln. Er blickte zum Haus zurück. Nichts regte sich.
    Gut. Er hatte nicht vor, diese Nacht, bei der es sich normalerweise um eine öffentliche Feier handelte, mit jemandem zu teilen. Nicht dieses Mal.
    Jared betrat den Wald jenseits der Lichtung und folgte dem Pfad, der sich bis zu einem Bach durch die Bäume
schlängelte. Ein Teil des Baches war umgeleitet worden und ergoss sich über sorgsam aufgetürmte Steine in einen kleinen, von Menschenhand erschaffenen steinernen Teich. Anschließend floss er in einen mit Steinen befestigten Kanal, um dann nach ein paar Metern wieder in das übrige Gewässer zu münden.
    Jared schloss die Augen. Es war schon so lange Zeit her, aber wenn er wirklich hinhörte, konnte er im Wind, der sanft in den Bäumen raschelte, und im Wasser, das über die Steine tanzte, die Trommeln vernehmen.
    Er öffnete die Augen und rief den kristallenen Pokal herbei. Seine Onkel hatten ihm den Pokal sowie einen kleinen silbernen Kelch geschenkt, nachdem er der Dunkelheit sein Opfer dargebracht hatte. Wie die Juwelen, hatte er den Pokal und den Kelch bei sich getragen, versteckt vor den Hexen, denen er gehörte, weil er nicht riskieren wollte, dass ihm sein Besitz genommen wurde.
    Er hielt den Pokal unter das fließende Wasser, füllte ihn und trank. Den letzten Schluck schüttete er aus, um ihn mit dem dunklen Land zu teilen.
    Nachdem er den Pokal erneut gefüllt hatte, trat er über den schmalen Bach und folgte dem Pfad zu der zweiten Lichtung.
    Diesen Ort hatte er am Tag ihrer Rückkehr zur Hauptlichtung entdeckt. Während Brock und Randolf auf die Jagd nach frischem Fleisch gegangen waren, hatte er vorsichtig die Verteidigungsschilde der Lichtung ertastet und herausgefunden, dass sie sich über die Lichtung hinaus erstreckten. Also war er dem Pfad zu dieser kleinen zweiten Lichtung gefolgt, die ebenfalls mit starken Schilden versehen war, allerdings aus anderen Gründen.
    Es war ein vollkommener Kreis, auf dem man Gras gesät hatte. Einen guten Meter vom Rand entfernt hatte man behutsam zwei Steine im Kreisinnern aufgestellt, auf denen eine Granitplatte ruhte – ein kleiner Altar. In der Mitte des Kreises befand sich eine flache Feuergrube, die von Steinen umgeben war.

    Das Land hatte die Opfer, die hier dargebracht wurden, in sich aufgenommen, und die Lichtung war zu einem heiligen Ort geworden. Im Gegensatz zu den großen heiligen Stätten, die einen offiziellen Altar besaßen und von einer Priesterin behütet wurden, fanden sich diese kleinen Orte über das ganze Reich Terreille verstreut. Es waren private Kultstätten, welche die Angehörigen des Blutes aufsuchten, um sich erneut ihrer Bande mit dem Land und dem Leben, das daraus hervorging, zu versichern. Hier konnten sie ungestört in den Abgrund hinabsteigen, bis sie ihren eigenen Wesenskern erreichten, und ihre inneren Barrieren öffnen. Die Macht floss dann durch sie hindurch, und sie wurden zu einem Kanal zwischen dem Nachthimmel und dem dunklen Land; sie opferten eine Form von Kraft und erhielten dafür eine andere. An diesen Orten verehrten die Angehörigen des Blutes die Dunkelheit.
    Jared stellte den kristallenen Pokal auf die eine Seite des Altars. Anschließend rief er den silbernen Kelch herbei und stellte ihn auf die andere. Mit dem bedachten Schritt, der dem Ritual angemessen war, ging er auf die Feuerkuhle zu, erschuf eine Zunge Hexenfeuer und steckte den Haufen Reisig und Holz an, den er zuvor gesammelt hatte, um ein kleines Freudenfeuer zu entfachen.
    Beinahe fertig.
    Er zog sich aus und ließ seine Kleidung auf dem Pfad zurück, ein Stück außerhalb der Lichtung. Zitternd kehrte er zu dem Altar zurück und rief das Klappmesser herbei, das er am Nachmittag geschliffen hatte. Er kniete vor dem Altar nieder, schnitt sich vorsichtig ins Handgelenk und ließ das heiße Blut aus der Vene in den kleinen silbernen Kelch fließen. Als der Kelch voll war, belegte er ihn mit einem

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