Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis
recht gehabt. Er war noch nicht für den Tanz des Feuers bereit gewesen. Stattdessen hatte er kurz die Freuden eines Mannes genossen und anschließend einen hohen Preis gezahlt.
Jared trat vor und untersuchte die Wunde an seinem Handgelenk. Das Blut begann bereits zu gerinnen.
Er rief erneut das Messer herbei, öffnete die Wunde wieder und ließ die Klinge verschwinden. Mithilfe der Kunst und des tropfenden Blutes beschrieb er einen Kreis, der groß genug war, um den Altar zu beinhalten und einem einzelnen Tänzer genug Platz um das Freudenfeuer zu gewähren.
Sobald der Kreis gebildet war, versiegelte er die Wunde mithilfe der Heilkunst.
Er schloss die Augen und wiegte sich leicht hin und her. Er konnte die Trommeln und die Frauenstimmen hören, welche die shaladorischen Männer zum Tanz riefen.
Sein Herz schlug jetzt im Rhythmus der Trommeln.
Sein Blut erhitzte sich.
Er schlug die Augen auf.
Auf der anderen Seite des Freudenfeuers stand ein anderer Mann, eine Phantomgestalt mit feurigen grünen Augen und goldener Haut.
Jared stockte der Atem, als der wilde Fremde die Zähne zu einem Lächeln entblößte, das ihn herausforderte, bereitwillig anzunehmen, was es bedeutete, ein erwachsener Mann mit roten Juwelen zu sein.
Ursprünglich und wild war der Krieger zu dem Tanz erschienen.
Die Trommelschläge wurden lauter.
Jared erwiderte das Lächeln und fing an, den Tanz des Feuers zu tanzen.
Sie bewegten sich immer im Kreis, während die Musik allmählich drängender wurde, fordernder. Immer im Kreis. Seine Haut glitzerte vor Schweiß, der von der Hitze des Freudenfeuers und der Hitze des Tanzes stammte.
Emotionale Ketten, von deren Existenz er nichts gewusst hatte, zerbrachen und wurden hinweggeschmolzen. Zwänge verbrannten im Feuer.
Schneller und schneller. Mit klopfendem Herzen. Stampfenden Füßen.
Jetzt tanzten sie Seite an Seite und holten das männliche Feuer immer näher an die Oberfläche, bis es alles andere verzehrte.
Die Trommelschläge wurden immer fordernder, als die Musik ihrem Höhepunkt entgegenstürmte.
Jared tanzte und tanzte und tanzte.
Sein Körper pulsierte, als der Krieger mit seinem wilden Lächeln verblasste und ihn erfüllte, ihn mit grimmigem, triumphierendem Hunger durchflutete.
Die Trommeln wurden leise, und der Tanz des Feuers endete.
Jared taumelte von dem Feuer fort und sank zu Boden. Er war erschöpft und schmerzhaft erregt. Sein ganzer Körper zitterte und brannte, während er sich bäuchlings auf dem kalten Boden ausstreckte.
Da er im Moment zu empfindlich war, um auch nur das Kitzeln des Grases zu ertragen, rollte er sich auf den Rücken und sah zum Mond empor.
Er war voller Verlangen. Mutter der Nacht, so voller Verlangen!
Seine Vernunft gab ihm ein Furcht einflößendes Wort für die Intensität seines Zustands ein.
Brunst.
Abgesehen von Kriegerprinzen erlebten die wenigsten Männer des Blutes je die Brunst, jenes wilde, beinahe unkontrollierbare Verlangen nach Sex. Dass Kriegerprinzen einoder zweimal im Jahr ihre Brunstzeit durchlebten, war eines der Dinge, das sie zu dem machte, was sie nun einmal waren
– außerdem war es einer der Gründe, warum sie als so gefährlich galten. Während der Brunst befanden sie sich so lange im Blutrausch, bis beinahe jeglicher Anlass zerstörerische Gewalt in ihnen auslösen konnte. Andere Männer waren nicht sicher in der Nähe eines Mannes, der sich in der Brunst befand. Selbst Frauen waren nicht sicher vor der kalten Wut, die mit heißem Verlangen gepaart war.
Was die Brunst so schwer kontrollierbar machte, war der Umstand, dass der sexuelle Wahnsinn sich nicht so einfach Erleichterung verschaffen konnte. Das Verlangen eines Mannes konnte ohne weiteres die Ausdauer einer Frau überstrapazieren. Außerdem konzentrierte ein brünstiger Mann all seine Energie auf eine einzige Frau und konnte es nicht ertragen, von irgendjemandem außer ihr berührt zu werden, ja er konnte kaum die Gegenwart anderer Frauen ertragen, weil sie ihn gleichzeitig erregten und in Rage brachten.
Jared begann zu zittern. Er hätte nicht in die Brunst geraten sollen. Er war sich sicher, dass andere Männer nach dem Tanz des Feuers nicht brünstig wurden. Ansonsten hätte es geflüsterte Warnungen gegeben. Und nicht jeder Mann, der den Tanz des Feuers tanzte, hatte eine Geliebte, die im Anschluss auf ihn wartete. Beim Feuer der Hölle, er hatte niemals Derartiges an seinem Vater wahrgenommen! Nach dem Tanz hatten Belarrs Augen immer eigentümlich
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