Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis
zerrte an den Lederriemen, die ihn ausgestreckt hielten. »Hältst du so deine Versprechungen?«
Krelis versetzte dem Räuber eine feste Ohrfeige. »Du bist ein Narr«, erwiderte Krelis, die Stimme voller Verachtung.
»Wir waren bereit für sie. Ein perfekter Hinterhalt etwa eine halbe Meile von der Brücke entfernt. Das habe ich dir bereits gesagt. Ich habe dir die Knöpfe gebracht. Woher sollten wir denn wissen, dass das Miststück solch ein Hexenfeuer entfachen würde?«
Krelis legte den Kopf schief. »Ihr habt euch nicht sehr angestrengt
herauszufinden, was aus dem Wagen geworden ist, nicht wahr? Ihr habt euch keine sonderliche Mühe gegeben, das Luder einzuholen und einen Überraschungsangriff zu versuchen.«
Der Mann sah ihn trotzig an. »Aber wir haben die Lichtung gefunden. Wir haben das Nest dieser Geächteten für euch aufgestöbert.«
»Leer«, fuhr Krelis ihn an. »Wenn ihr nicht drei ganze Tage gebraucht hättet, um die Spur wieder aufzunehmen, hätte sich das Nest voller Beute befunden.«
»Es hätte keinen Unterschied gemacht«, widersprach der Mann. »Ich habe dir doch von den Schutzzaubern erzählt.«
»Ja, das hast du«, antwortete Krelis und gab dem Mann mit seinem Tonfall zu verstehen, dass er ihm nicht einmal die Hälfte seiner Geschichte abkaufte. »Aber ihr hättet überhaupt kein Risiko eingehen müssen. Ihr hättet sie nicht heraustreiben müssen. Ihr hättet nur dafür sorgen müssen, dass sie dort blieben, und mir eine Nachricht zukommen lassen. Ich wäre mit genügend ausgebildeten Wächtern aufgekreuzt, um mich der Sache anzunehmen.«
»Das wäre etwas ganz Neues, wenn du zur Abwechslung mal deine ausgebildeten Wächter auf die Jagd schicken würdest«, höhnte der Räuber. »Seit wann setzen denn Hayllier ihr Leben im Kampf gegen die Graue Lady aufs Spiel?«
In Krelis’ Innerem kochte Wut.
Einen Augenblick ließen Zweifel und Ängste ihn erstarren, dann ging er um die Pfosten und riss einem Wächter die verknotete, dreischwänzige Peitsche aus der Hand.
Die Peitschte zischte durch die Luft. Traf. Schnitt tief ins Fleisch.
»Flehe um Gnade«, knurrte Krelis, während er wieder und wieder zuschlug. »Flehe um Haylls Gnade, dann lasse ich dich vielleicht gehen.«
Der Mann schrie, flehte und bettelte.
Krelis zeigte sich jedoch taub und ließ seine Wut mithilfe der Peitsche aus.
Erst lange, nachdem das Geschrei des Räubers verklungen
war, ließ Krelis die Peitsche schließlich fallen und wandte sich ab.
Lord Maryk beäugte ihn argwöhnisch und trat einen Schritt vor. »Was sollen wir damit tun?«
Krelis blickte nicht zu dem Klumpen Fleisch zurück, der vor Kurzem noch ein Mann gewesen war. »Kastriert ihn und zerbrecht ihn«, befahl er harsch. »Dann lasst die Sklavenheilerin sehen, was sie tun kann. Wenn er überlebt, soll er arbeiten.«
Krelis verließ den Hof, wobei er sich Mühe geben musste, nicht zu laufen.
Sobald er die Sicherheit seines Büros erreicht hatte, schloss er die Läden an den Fenstern, die auf den Hof hinausgingen, und holte eine Flasche und ein Glas aus einem Eckschrank. Mit zitternden Händen goss er sich ein großes Glas Brandy ein, leerte es und schenkte sich nach. Nach dem dritten Glas hatte er endlich das Gefühl, wieder ruhig durchatmen zu können.
Er drehte sich um und starrte auf die beiden Messingknöpfe, die in der Mitte seines Schreibtisches lagen.
Betrügerisches graues Miststück! Sich innerhalb der Grenzen des eigenen Territoriums zu verstecken! So ein falsches, feiges Luder! Es war eine Sache, es mit der Gerissenheit der Grauen Lady zu tun zu haben; doch es war etwas ganz anderes, wenn eine kleine Schlampe mit grünem Juwel herumlief und ihn zum Narren hielt. Er hätte sie längst erwischen müssen. Und die Angelegenheit wäre bereits erledigt, wenn das kleine Luder auch nur den geringsten Anflug von Taktik an den Tag gelegt hätte. Sich weiter nach Nordwesten in Richtung des Tamanaragebirges zu halten, war ungefähr ihre einzige rational nachvollziehbare Handlungsweise gewesen. Sämtliche ihrer Entscheidungen waren ohne Sinn und Verstand. Entweder war sie sehr gescheit oder sehr dumm. So oder so beschämte es ihn, dass sie ihm bisher entwischt war.
Außer es steckte jemand anders dahinter.
Wie zum Beispiel dieser shaladorische Krieger.
Nein. Der Mann hatte die letzten neun Jahre als Lustsklave verbracht. Der besaß außerhalb des Schlafzimmers keinerlei nützliche Fähigkeiten, während er, Krelis, auf eine ausgezeichnete
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