Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis
ein Stück vom Wagen weg.
Verblüfft ließ Jared es geschehen. Brock und Randolf saßen auf den Reitpferden und erkundeten die Gegend vor ihnen. Die anderen waren stehen geblieben, sobald sie gemerkt hatten, dass der Wagen zurückgefallen war, und begannen nun umzukehren, um der Sache auf den Grund zu gehen. Lia war sicher im Wagen untergebracht. Und Thayne wusste bereits, was das Problem war.
Wer sollte also daran gehindert werden, ihre Unterhaltung zu belauschen? Die Pferde?
»Ich weiß, dass du in letzter Zeit ein bisschen … überfürsorglich … gewesen bist«, setzte Blaed vorsichtig an.
»Das musst ausgerechnet du sagen!«, versetzte Jared aufgebracht.
»Jedenfalls«, fuhr Blaed eilig fort, »muss Lady Lia unbedingt im Wagen bleiben? Und es hat gar keinen Sinn, mich zurechtzuweisen, dass das nicht die richtige Anrede ist. Tomas hat angefangen, sie so zu nennen, und da sie nichts dagegen hat, haben wir anderen es ihm gleichgetan.«
Aber nicht vor ihm, dachte Jared. Wenn er in Hörweite war, hatten sie sie Lady Ardelia genannt. Er verstand, warum, doch es ärgerte ihn dennoch. »Die Lady ist erstaunlich gut genesen, aber sie kann unmöglich schon stundenlang auf unebenem Boden laufen.«
»Sie muss ja nicht laufen«, meinte Blaed besänftigend. »Wenn wir ein paar Decken als Unterlage hernehmen und sie warm einpacken, damit sie sich nicht verkühlt, könnte sie dann nicht eine Zeit lang auf dem Kutschbock sitzen?«
Jareds Zähne schmerzten. Er versuchte, seinen Kiefer zu entspannen. »Was hat das mit den Pferden zu tun?«
Blaed seufzte. »Thayne ist richtig gut im Umgang mit Tieren. Besser als jeder, den ich kenne.« Er seufzte ein weiteres Mal. »Er glaubt, dass die Pferde sie vermissen. Du hast sie nicht oft geführt und hattest von daher keine Gelegenheit zu bemerken, wie anders sie reagiert haben, wenn sie an der
Reihe war, zu Fuß zu gehen. Hast du dich nie gefragt, warum sie immer in der Nähe des Wagens geblieben ist? Es ist, weil sie immer versucht haben, ihr zu folgen, wenn sie sich zu weit entfernt hat. Als sie einmal ein menschliches Rühren verspürt hat, sind sie ihr nur nicht in die Büsche gefolgt, weil Garth das Geschirr gepackt und sich mit aller Kraft dagegengestemmt hat. Und sie singt ihnen immer etwas vor.«
Jared rieb sich mit den Händen über das Gesicht. Großartig. Wunderbar! »Habt ihr ihnen nicht erklärt, dass Lia im Wagen ist?«
»Sie befindet sich im Rückenwind. Sie können sie nicht wittern, Jared.«
»Gut. Na schön, ich spreche mit ihr.«
Blaed tätschelte vorsichtig Jareds Schulter und flüchtete dann außer Reichweite.
Jared marschierte zur Rückseite des Wagens und starrte eine Minute lang wütend auf die Tür. Die Pferde waren an diesem Tag nicht die Einzigen, die schmollten. Gestern hatte sie sich von ihm bemuttern lassen. Ansonsten hätte er die Brunst nicht überstanden. Vielleicht hätte Sex Abhilfe geschaffen, aber er war sich nicht sicher. Es wäre nicht leicht gewesen, die sexuelle Raserei unter Kontrolle zu halten, die in seinem Innern getobt hatte. Und es hatte kurze Momente gegeben, in denen er bei klarem Verstand gewesen war und sich ausgemalt hatte, wie er in diesem Zustand wohl im Bett wäre.
Es hatte ihn mit Entsetzen erfüllt, und er hatte sich an den Gedanken, dass Lia noch Jungfrau war, wie an eine emotionale Rettungsleine geklammert. Selbst ein brünstiger Mann ließ sich von den Risiken und der Verantwortung einschüchtern, welche die Jungfrauennacht mit sich brachte.
Also hatte er sie umsorgt. Er hatte sie umhegt und gepflegt. Er hatte sie geküsst und umarmt. Sie hatte ihn gebeten, ihr das Haar zu kämmen, hatte zugelassen, dass er sie fütterte. Sie hatte ihm den Rücken gestreichelt, bis er sich fast unter körperlichen Schmerzen nach sexueller Erlösung
gesehnt hatte; gleichzeitig hatte es ihn jedoch auch so sehr besänftigt, dass es beinahe ausgereicht hätte.
Wenn er sich nicht gerade im Wagen befand, um ihre tröstliche Gegenwart zu genießen, hatte er versucht, die überschüssigen Energien durch körperliche Anstrengung abzuarbeiten und die übrigen Männer nicht als Rivalen zu betrachten.
Es war für alle eine körperliche und emotionale Belastung gewesen, und er hatte die Tränen wegblinzeln müssen, als er inmitten seiner ruhelosen Nacht gespürt hatte, wie die Brunst langsam von ihm wich.
Da war ihm noch nicht klar gewesen, dass etwas anderes ebenfalls verschwunden war.
Zwar hatte er einer Lady Schmuseweich Gute Nacht
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