Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis
der Grauen Lady nach Dena Nehele.« Beinahe hätte er ihr den Rest erzählt, entschied sich jedoch dagegen. Derartige Einzelheiten waren sein Problem.
»Grizelles Tochter ist eine Schwarze Witwe«, sagte Dorothea, die mehr laut dachte, als dass sie weiterhin zu ihm sprach. »Gut ausgebildet. Sie wäre gewiss in der Lage, ein derartiges Illusionsnetz zu erschaffen. Aber eine junge Hexe mit dieser Aufgabe zu betrauen …«
Krelis zuckte die Achseln. »Vielleicht ähnelt sie der Grauen Lady mehr als andere Hexen bei Hofe.«
Dorothea blieb stehen und sah ihn gefesselt an. Dann verzogen sich ihre Lippen zu einem boshaften Lächeln. »Natürlich.« Sie kam auf ihn zu, streichelte ihm zärtlich über das Gesicht und wandte sich dann wieder ab. »Du hast einen entzückenden Verstand, Krelis.«
Krelis war sich nicht sicher, ob ihm die Knie von dem kleinen sexuellen Stoß weich geworden waren, den sie ihm versetzt hatte, oder von der Angst, was ihre Nägel mit seinem Gesicht hätten anstellen können.
Dann kamen ihm wieder all die Pläne in den Sinn, die dieses kleine Hexenluder in Gefahr brachte, und seine Wut setzte sich über alles andere hinweg.
»Ich schwöre dir, Priesterin, diese Arabella Ardelia wird Dena Nehele niemals erreichen.« Krelis stieß ein gemeines
Lachen aus. »Na ja, vielleicht wird sie es erreichen, aber was dann noch von ihr übrig ist, wird niemandem mehr von Nutzen sein.«
Dorothea musterte ihn mit einem scharfen Blick. »Nein«, meinte sie bedächtig. »Ihr darf nichts geschehen.«
Krelis starrte sie entgeistert an.
»Ihr darf nichts geschehen«, wiederholte Dorothea. »Bring sie hierher.«
»Warum solltest du diesen Abschaum hier in Hayll haben wollen?« Krelis’ Stimme bebte vor Empörung.
Dorothea lächelte, als habe er ihr eine Freude bereitet. »Eine junge Hexe, der man eine solche Aufgabe anvertraut hat, muss von der Königin und ihrem Ersten Kreis hoch geschätzt werden. Mit anderen Worten ist sie ein wundervolles Unterpfand, das wir vielleicht gegen die grauen Juwelen einsetzen können – vor allem, wenn Grizelle persönlich an dem Mädchen gelegen ist. Hier kann dem kleinen Luder beigebracht werden, uns von Nutzen zu sein.« Dorotheas goldene Augen glitzerten. »Und wenn das Mädchen bestraft werden müsste, weil ihre eigene Sturheit oder Grizelles Widerwille, Hayll entgegenzukommen, es erforderlich machen sollte, wäre das doch eine Aufgabe, um die sich der Hauptmann der Wache persönlich kümmern sollte. Meinst du nicht auch?«
Krelis verbeugte sich. »Es wäre mir ein Vergnügen, der kleinen Schlampe beizubringen, wie sie dir zu dienen hat.« Mehr als ein Vergnügen.
Dorothea betrachtete ihn einen Augenblick und lächelte dann. »Das habe ich mir gedacht.«
Gemessenen Schrittes überquerte Krelis den gewaltigen Innenhof, der das Zentrum der Quartiere der Wachen bildete. Eine Baumgruppe verbarg die Quartiere diskret vor Blicken aus dem Anwesen der SaDiablos. Sie waren dem Anwesen nahe genug, damit die Wächter schnell auf Befehle reagieren konnten, doch weit genug entfernt, um nicht die Freuden des Aristokratenlebens zu beeinträchtigen.
Gleichzeitig bedeutete dies, dass die Schreie, die normalerweise Bestrafungen begleiteten, weit genug entfernt erklangen, um nicht die Schwarzen Witwen in Dorotheas Hexensabbat oder die Hexen in ihrem Ersten Kreis aufzuwecken. Oder die Hohepriesterin selbst.
Außerdem traten auf diese Weise die Sklavinnen, die sich um die Bedürfnisse der Wächter kümmerten, nicht allzu offensichtlich in Erscheinung. Wobei die Hexen selbstverständlich von deren Existenz wussten. Es war ihnen völlig klar, genauso wie ihnen klar war, dass die gemeinen weiblichen Dienstboten von den aristokratischen Höflingen auf die gleiche Weise benutzt wurden.
Krelis ging auf das Ende des Hofes zu, den Blick unverwandt auf den nackten Mann gerichtet, der zum Auspeitschen an zwei Pfosten gebunden war. Ein harter Schwanz war eine Möglichkeit, den eigenen Ärger abzureagieren.
Dies hier war eine andere.
Krelis blieb ein paar Meter vor den Pfosten stehen und wartete, bis sich Lord Maryk zu ihm gesellt hatte. »Alles fertig?«, fragte er gelassen. Es freute ihn, dass seine Stimme nichts von seinen Zweifeln oder Ängsten verriet.
Lord Maryk sah ihn einen Moment lang an, dann nickte er.
Ganz langsam, als pirsche er sich an eine Beute heran, umkreiste Krelis die Pfosten, bis er dem Räuberhauptmann gegenüberstand.
»Ich habe dir geholfen«, stieß der Mann aus und
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