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Die schwarzen Juwelen 06 - Nacht

Titel: Die schwarzen Juwelen 06 - Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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eine Lady und ein Gentleman seien in das Haus gegangen? Wie lange ist das her?«
    »Nicht lange.«
    »Wie haben sie ausgesehen?«, wollte Jaenelle wissen.
    »Die Lady war hübsch«, sagte Yuli. Dann hob er die Hand und fügte zögernd hinzu: »Aber ihre Ohren haben ein bisschen komisch ausgesehen.«
    »Spitz?«
    »Mhm.«
    »Der Gentleman«, sagte Daemon. »Hat er Flügel gehabt?«
    Yuli schüttelte den Kopf. »Aus Dhemlan kam er auch nicht, denn er war hellhäutig.«
    Das klang, als habe Rainier Surreal begleitet. Was bedeutete, dass Lucivar noch nicht eingetroffen war. Außer er war gekommen, bevor die Kinder sich versammelt hatten, um das Haus zu beobachten.
    »Wenn sie andere Kinder mitgenommen haben, warum bist du dann nicht mit ihnen mitgegangen?«, erkundigte sich Daemon.
    Er sah, wie der Junge zusammenzuckte, spürte das verletzte Beben in seiner Stimme.
    »Ich lebe im Waisenhaus«, sagte Yuli. »Die anderen wollen nicht …« Die Worte wurden immer leiser, bis nur noch schmerzvolles Schweigen herrschte.
    »Tja, dann«, sagte Jaenelle. »Da haben wir ja Glück gehabt!«
    Ihre Stimme war wie ein Sommerwind, der über den Jungen hinwegstrich, doch Daemon konnte das Eis unter der Wärme heraushören.
    »Jemand hat einen Stein aus dem Fenster geworfen«, sagte Yuli. »Kurz bevor euer …« Er blickte mit gerunzelter Stirn über die Straße.
    »Unsere Kutsche«, sagte Daemon.
    »Bevor eure Kutsche eingetroffen ist.« Yuli wirbelte herum und deutete auf den Rasen jenseits des Zaunes. »Er liegt noch dort drüben.«

    »Sobald wir die Grenze überschreiten, werden die Zauber zu wirken beginnen«, sagte Jaenelle.
    Daemon machte sich nicht die Mühe, das »wir« in dem Satz zu diskutieren. Er würde sie lieber zu Boden ringen, als sie jene Grenze überschreiten zu lassen.
    »Ich hole ihn!«, meinte Yuli. Der Junge hechtete durch das Tor, das krachend hinter ihm zufiel.
    Jaenelle zischte. »Macht.«
    »Wie …?« Daemon warf ihr einen Blick zu. Ihr Juwel, das normalerweise wie Purpur mit Streifen der anderen Juwelenfarben aussah, glühte jetzt rosenfarben. Sie befand sich am hellsten Punkt ihres eigenen Machtspektrums.
    »Er trägt eine Spur des Blutes in sich«, sagte sie. »Er ist kein reiner Landen.«
    Verdammt! »Verfügt er über ausreichend Macht, um sich in diesen Zaubern zu verfangen?«
    »Keine Ahnung.« Sie hielt inne, ihre Aufmerksamkeit ganz auf den Jungen gerichtet. »Nein. Er ist nicht stark genug, um sich der Kunst zu bedienen, also ist er auch nicht stark genug, um die Zauber auszulösen.«
    Trotzdem hielt Daemon den Atem an, bis der Junge durch das Tor zurückgerannt kam, ein mit Bändern verschnürtes Bündel in der Hand. Daemon bedankte sich murmelnd, nahm das Bündel und bediente sich dann der Kunst, um den Nagel seines rechten Zeigefingers mit einer Messerschneide zu versehen. Während er die Bänder durchschnitt, erschuf Jaenelle eine Kugel Hexenlicht.
    *Das ist nicht das praktischste Leselicht*, sagte Daemon mit einem Blick auf die Kugel, die aus einem umherwirbelnden, vielfarbigen Regenbogen bestand.
    *Du liest ja noch gar nicht, oder?*, erwiderte Jaenelle säuerlich.
    Er blickte zu dem Jungen, der die Augen entzückt weit aufgerissen hatte. Ohne weiteren Kommentar wickelte er das Taschentuch auf und ließ es verschwinden. Als er in der einen Hand ein Stück Papier und in der anderen einen Briefbeschwerer hielt, verströmte die Kugel ein weiches weißes Licht.

    Alle drei starrten den Briefbeschwerer an – und beobachteten, wie der Illusionszauber eine tote, leicht zerquetschte Babymaus in massivem Glas zu einem Wesen machte, das sich immer und immer wieder gegen eine Glaskuppel warf und um Hilfe quiekte.
    Daemon starrte die Kugel an. Der Zauber hatte etwas bizarr faszinierendes an sich, etwas das einen Teil von ihm ansprach, der zweifellos nicht ganz erwachsen war.
    Wahrscheinlich würde Daemonar es lieben, dem Mäuschen zuzusehen. Ebenso die Wolfsjungen, die in dem Horst lebten. Marian hingegen würde höchstwahrscheinlich nach einem Mop greifen und versuchen, ihn grün und blau zu schlagen, falls er ihrem Sohn dieses bizarre Ding schenkte.
    »Der Illusionszauber muss durch die Wärme einer Menschenhand ausgelöst werden«, sagte Jaenelle. »Er ruht, bis jemand den Briefbeschwerer hochhebt.«
    »Die verwirrte Lady muss das gemacht haben«, sagte Yuli. »Die anderen waren nicht nett. Sie schon.«
    Die Worte des Jungen waren ein verbaler Messerstich in die Magengegend.
    »Sie hat sich mit dir

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