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Die schwarzen Juwelen 06 - Nacht

Titel: Die schwarzen Juwelen 06 - Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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Erbarmen mit dir haben, falls diese Nachricht meinen Bruder nicht rechtzeitig erreichen sollte.«

    Mit zitternder Hand griff der Stationsvorsteher nach dem Papier und las den Namen und den Ort, an den die Nachricht gebracht werden sollte, nur um ganz sicherzugehen. Nicht, dass er auch nur den geringsten Zweifel daran hegte, für wen die Nachricht bestimmt war. Dann warf er einen Blick zu den jungen Männern hinüber, die die Szene durch die Tür zu dem Zimmer mitverfolgt hatten, in dem sie ihre Nachrichten sortierten oder auf einen Auftrag warteten.
    Der Stationsvorsteher deutete auf einen Boten. Der junge Krieger trat kopfschüttelnd vor.
    »Ich nicht«, sagte er. »Ich bin heute schon einmal dort gewesen. Ich habe die Botengänge erledigt, für die ich heute eingeteilt war. Ich habe …«
    »Möchtest du dem Mann, der gerade eben gegangen ist, mitteilen, dass die Nachricht nicht rechtzeitig abgeliefert worden ist?« Rechtzeitig wozu würde keiner von ihnen je fragen – und die meisten hofften, es auch nie herauszufinden.
    Verwirrt sah er mit an, wie der Bote sich mit einem Schutzschirm umgab, bevor er die Nachricht entgegennahm, und die Nachricht anschließend mit einem eigenen Schild versah, bevor er sie in seine Tasche steckte – als handele es sich um einen Sack voll Giftschlangen anstatt um ein Blatt Papier – und wie er dann noch einen Schirm um die Tasche legte.
    Der Bote sah ihn an und schnitt eine Grimasse. »Du hast ja nicht die letzte Nachricht überbracht.« Dann fügte er leise hinzu: »Und ich will schließlich nicht, dass er mir in den Hintern tritt.«
    Der Stationsvorsteher fragte lieber nicht nach. Er tätschelte dem Krieger lediglich die Schulter. »Braver Junge. Los jetzt.«
    Und möge die Dunkelheit Erbarmen mit uns allen haben.

    Ein Esszimmer. Tisch, Stühle und ein Teppich mit farbigen Mustern, die aufgrund von Alter und Schmutz trübe wirkten
– oder es schon immer gewesen waren. Keine Werkzeuge am Kamin. Sie hatte auf einen weiteren Schürhaken gehofft, damit sie beginnen konnten, die Kinder zu bewaffnen. Ihnen mochte die nötige Erfahrung fehlen, aber ihrer Meinung nach konnte jeder nach etwas schlagen, das ihn zu verletzen versuchte.
    Wir bekommen wohl nicht mehr als zwei Waffen , dachte sie, während sie ihre Lampe an das eine Ende des Tisches stellte und eine Runde gegen den Uhrzeigersinn durch das Zimmer drehte, während Rainier die gleiche Runde in entgegen gesetzter Richtung ablief.
    Drei Fenster. Die beiden, die sich an der Seite des Hauses befanden, waren zugemauert worden. Das Fenster an der Rückseite ging, wenn sie ihren Augen trauen konnte, auf eine Art Veranda hinaus. Eine Türöffnung, die in eine kleine Vorratskammer führte, und eine Tür, die eventuell funktionieren könnte. Es war eine geschlossene Wandschranktür.
    Surreal musterte die geschlossene Tür und sah sich dann noch einmal in dem Zimmer um. Ein dreieckiger Geschirrschrank stand in einer Ecke, in dem sich jedoch nichts außer Teekannen und passenden Tassen und Untertassen befand. Hinter der Tür verbarg sich demnach wahrscheinlich ein Vorratsschrank für Teller und Tischdecken.
    Sie streckte die Hand nach dem Türknauf aus. Jede Tür konnte ein Ausgang sein, nicht wahr?
    Ihre Hand gefror über dem Knauf. Instinkt? Oder etwas, das sich weniger leicht bestimmen ließ? Egal. Wäre sie vollständig durch einen Schild geschützt gewesen, hätte sie die Tür vielleicht aufgemacht, schon um herauszufinden, was ihr diese Gänsehaut verursachte – und hätte es anschließend umgebracht. Doch so wie die Dinge lagen, wich sie von der Tür zurück, den Schürhaken wie ein Schwert erhoben.
    »Surreal?«, fragte Rainier, der seinen Rundgang unterbrochen hatte, um sie zu beobachten.
    »Da ist etwas«, sagte sie.
    »Ist es etwas Gruseliges?«, fragte Trist.

    Beim Betreten des Zimmers waren die Kinder brav zusammengeblieben. Nun fingen sie an, sich zu verteilen und den Raum zu erkunden.
    Sie bedachte sie alle mit einem strengen Blick. »Haltet euch von dieser Tür fern.« In ihre Stimme legte sie genug Schärfe, um keinen Zweifel daran zu lassen, dass es sich hierbei nicht um einen Vorschlag, sondern um einen Befehl handelte. Sie versah die Worte mit so viel Biss, dass keines der Kinder auf den Gedanken verfallen konnte, sie spiele »Spukhaus« mit ihnen.
    Als sie die Kinder ansah, erinnerte sie sich an einen anderen Jungen, einen kleinen Krieger mit gelbem Juwel, auf den es ein Mörder abgesehen gehabt hatte. Dieser Junge

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