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Die schwarzen Juwelen 06 - Nacht

Titel: Die schwarzen Juwelen 06 - Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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Rainier konnte es sehen und erkannte es – und trat beiseite.
    Kester hingegen näherte sich ihr, als sie aus dem Wandschrank trat. Seine Hände waren zu Fäusten geballt, und seine Miene spiegelte eine Mischung aus Angst und Wut wider.
    »Du Miststück!«, schrie er. »Du solltest uns beschützen!«
    Diese Mischung aus Angst und Wut hatte etwas …
    Sie ließ den Dolch fallen, da sie wusste, dass sie zu kurz davor stand, den Jungen damit anzugreifen. Dann packte sie Kester am Hemd, wirbelte ihn herum und rammte ihn mit
dem Rücken gegen das schmale Stück Wand zwischen dem Schrank und der Zimmertür.
    »Hör mir gut zu, du kleines Drecksstück«, fauchte sie. »Euch ist gesagt worden, dass es hier gefährlich ist, euch ist gesagt worden, dass jemand versucht, uns allen etwas anzutun, und euch ist gesagt worden, dass ihr euch von der Tür dort fernhalten sollt. Aber ihr musstet ja unbedingt eine Mutprobe machen, und du hast deinen Freund dazu aufgefordert, die Tür zu öffnen. Und jetzt ist er tot. Also hör mir gut zu, mein Süßer. Der kleine Narr hätte mir gehorchen sollen. Verstanden? Wenn er sich meinen Anordnungen gefügt hätte, wäre er nicht gestorben. Zumindest nicht hier. Und nicht auf diese Weise.«
    Sie ließ Kester los und trat einen Schritt zurück. »Ich hoffe, dass er tot ist. Wirklich. Aber falls die Regeln dieses Hauses für ihn gelten, dann werdet ihr ihn wiedersehen, weil er nun eines der Dinge sein wird, die euch nach dem Leben trachten.«
    Sie wirbelte herum, griff nach der Lampe auf dem Tisch und ging dann durch die Zimmertür.
     
    Seine Hand zitterte so sehr vor Aufregung, dass er sich zwingen musste, langsamer zu schreiben. Es war sinnlos, sich Notizen zu machen, wenn er sie letzten Endes nicht entziffern konnte. Und dieser besondere Dialog war einfach zu gut gewesen, um ihn zu vergeuden.
    Oh ja! Dieser Wortwechsel war fabelhaft !
    Doch eine Sache bereitete ihm Sorgen.
    Nachdem er gesehen hatte, wie geschickt dieses Luder Surreal mit einem Messer umging, fragte er sich nun langsam, ob sie vielleicht, möglicherweise, nicht gelogen hatte, als sie den Kindern erzählt hatte, sie sei früher einmal Kopfgeldjägerin gewesen.
     
    Surreal ging an der Hintertreppe vorbei und landete in der Küche. Sie stellte die Lampe auf dem Arbeitstisch ab und sah sich um – und fragte sich, ob derjenige, der dieses Haus
vorbereitet hatte, wer immer es auch gewesen sein mochte, töricht genug gewesen war, Messer zurückzulassen, die sie benutzen konnte.
    Andererseits hatte sie ein fremdes Zimmer betreten, allein, nur mit einer Lampe in der Hand. Den Schürhaken hatte sie fallen lassen, als sie in den Wandschrank gesprungen war. Und den Dolch trug sie ebenfalls nicht mehr bei sich. Wer war nun also der Tor?
    Dummer Junge. Dummer, dummer Junge, auf diese Weise zu sterben.
    Ihr schossen Tränen in die Augen. In ihrer Kehle bildete sich ein Kloß.
    Nein. Nein! Keine Tränen. Keine Trauer. Nicht hier. Noch nicht. Aber …
    Der Junge hatte nicht gehorcht. Er hatte sich einem direkten Befehl widersetzt. Was im Namen der Hölle hatte er sich dabei gedacht? Dass dies hier ein Spiel sei? Tja, das war es. Ein blutiges, grausames Spiel. Die Übrigen würden das mittlerweile wissen, oder etwa nicht?
    Das wird sie nicht davor bewahren, umgebracht zu werden , dachte sie. Und Rainier und mich wird es auch nicht retten.
     
    Sie sah sich in der Küche um und sagte mit trügerischer Sanftheit: »Ich werde dich finden, du verdammter Hurensohn. Vielleicht weile ich dann nicht mehr unter den Lebenden, wenn es geschieht, aber ich werde dich finden. Und wenn ich es tue, werde ich dich in kleine Stücke reißen und dich dem, was du in diesem Haus eingesperrt hast, zum Fraß vorwerfen.«
    Sie lachte beinahe geräuschlos. »Du glaubst nicht, dass ich dazu fähig bin? Mein Süßer, ich habe meinem eigenen Vater die Haut abgezogen und ihn den Höllenhunden zum Fraß vorgeworfen. Wenn ich das mit ihm tun konnte, kann ich es mit dir erst recht.«

Kapitel 13
     
     
     
    Lucivar starrte den Boten an, ohne zu lachen. Er grinste noch nicht einmal. Die Anstrengung ließ seine Muskeln schmerzen, aber er verzog keine Miene, als er die mit einem Schutzschirm umhüllte Nachricht von dem Krieger entgegennahm, der ebenfalls von einem dichten Schirm umgeben war.
    »Danke, Krieger«, sagte er.
    »Gern geschehen, Prinz.«
    Das möchte ich bezweifeln, dachte Lucivar, während er beobachtete, wie der Bote den Hof überquerte – und dann die Treppen

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