Die schwarzen Juwelen 06 - Nacht
hob.
Illusionszauber, die wenige Augenblicke nach Verlassen der Schublade wieder verschwanden. Gerade genug Zeit, um jeden im Zimmer zu Tode zu erschrecken.
Sie hatte das Gefühl, gegen eine Wand geschleudert worden zu sein. In gewisser Weise war dem auch so. Unter anderen Umständen hätte sie einen Schutzschild um sich erschaffen und gewusst, dass sie vor den Spinnen in Sicherheit war. Die verspannten Muskeln rührten daher, dass sie ihren Instinkten und ihrer Ausbildung zuwidergehandelt hatte, indem sie keinen Schutzschild erschuf.
»Alles in Ordnung?«, fragte Rainier mit scharfer Stimme.
»Ja, klar.« Nein . Die Mistviecher hatten gekichert ! »Sind das alle gewesen?«
Rainier näherte sich der Schublade und beugte sich gerade so weit vor, um hineinsehen zu können. Dann griff er nach einem der Schürhaken, die auf dem Küchentisch lagen, und schob damit die Schublade zu. »Hinten ist eine übrig. Da sie gerade eine Maus verspeist, gehe ich mal davon aus, dass es sich um die echte Spinne handelt.« Er sah sich in der Küche um und stieß ein Seufzen aus, bei dem es sich auch um einen leise gemurmelten Fluch gehandelt haben konnte. »Was im Namen der Hölle...«
*Es ist Tersa*, sagte Surreal. Sie waren allein, und sie
wusste selbst nicht, warum sie das nicht laut aussprechen wollte. Doch sie wollte die Worte auf gar keinen Fall laut aussprechen.
*Was?*, fragte Rainier, der ihrem Beispiel folgte und ebenfalls die Stimme senkte.
*Die Spinnen. Die Maus in dem Glas. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Tersa hinter diesen Zaubern steckt.*
*Willst du damit etwa sagen, Daemon Sadis Mutter ist Teil dieses perversen Ortes? Dass sie zu den Leuten gehört, die gerdae versuchen, uns umzubringen?*
*Nein! Tersa würde niemals …* Wie viel wusste Rainier über Tersa? Er musste ihr begegnet sein, aber wie viel wusste er? *Jemand muss sie in die Irre geführt und dazu gebracht haben, Illusionszauber für diesen Ort zu erschaffen. Sie würde Kindern niemals absichtlich Schaden zufügen, Rainier. Und so wahr die Sonne nicht in der Hölle scheint, würde sie niemals Daemon schaden.*
*Uns werden also Dinge begegnen, die merkwürdig und gespenstisch sind, aber größtenteils gutartig, wohingegen andere Dinge wirklich versuchen, uns an den Kragen zu gehen?*
Sie zögerte.
*Nein*, sagte Rainier sanft. *So einfach ist es nicht. Durch meinen Dienst am Dunklen Hof habe ich das Privileg genossen, Zeit mit drei der genialsten und kreativsten Schwarzen Witwen im ganzen Reich zu verbringen. Deshalb weiß ich aus meinen Gesprächen mit Jaenelle, Karla und Gabrielle, dass Illusionszauber und Verworrene Netze Schichten bilden und sich miteinander vermischen können. Es ist gleichgültig, was Tersa beabsichtigt haben mag. Falls sich in einem ihrer harmlosen Illusionszauber der Todeszauber einer anderen Schwarzen Witwe verbirgt, wird er uns dennoch umbringen.*
*Ich weiß.* Vorsichtig ließ Surreal den Dolch in die Scheide in ihrem Stiefel gleiten. Dann griff sie nach dem anderen Schürhaken und benutzte ihn, um einen Schrank aufzustemmen. »Sehen wir uns einmal an, was es hier sonst noch so gibt.«
Spinne, Spinne. Wer hatte die Spinne gefunden?
Sie war nicht mehr so tapfer, wenn sie nicht auf ihre Macht zurückgreifen konnte, nicht wahr? Nicht so tapfer, nicht so wild, nicht so verdammt arrogant.
Vielleicht sollte er dieses Luder Surreal als Vorlage für eine seiner Figuren nehmen. Schließlich würden die Angehörigen des Blutes, trotz der sie umgebenden Gefahren, immer noch geil auf Sex sein.
Landry Langston würde sie zur Geliebten haben, während sie in dem Geisterhaus in der Falle saßen. Heißer, schneller Sex. Sie würde natürlich einen Orgasmus haben müssen. Leserinnen erwarteten das … Landry würde natürlich mit dem Leben davonkommen, doch es würde ihm nicht gelingen, sie aus der letzten Falle zu retten. Würde er ihren Verlust bedauern?
Oder vielleicht sollte er in dem Roman zeigen, wie grausam Hexen waren, wenn sie Männer benutzten. Die Hexe in der Geschichte könnte Landry benutzen und somit seine eigenen Qualen noch steigern, während er versuchte, einen Ausweg aus dem Haus zu finden und die Leute in Sicherheit zu bringen, die zusammen mit ihm eingesperrt wären. Wenn er dann vor der Wahl stand, sich selbst zu opfern, um sie zu retten, oder lebend aus dem Haus zu entkommen, war es gerechtfertigt, sie dem Schicksal zu überlassen, das sie verdient hatte.
Ja. Er würde sie zurücklassen, als sei sie wertlos, ein
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