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Die schwarzen Juwelen 06 - Nacht

Titel: Die schwarzen Juwelen 06 - Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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Stimme klang aufgeregter Eifer. Anscheinend hatte er ganz vergessen, dass sich seine Mutter im Zimmer befand, bloß weil er sie nicht sehen konnte. »Dann platzen ein paar Trauben auf, und der Illusionszauber lässt es aussehen, als seien dort Augen, ganz blutunterlaufen und schleimig.«
    Jungchen, du bist selbst schuld, wenn du nie wieder eine Weintraube in diesem Haus zu Gesicht bekommst , dachte Daemon.
    »Hast du die Maus im Glas gesehen?«, fragte Mikal. »Die ist …«
    Ein Knurren. Eine Stimme, die kaum als weiblich zu erkennen war.

    Mikal ließ die Schultern hängen und behielt klugerweise seine Meinung über das Mäuschen im Glas für sich.
    »Ich glaube, ich habe alles, was ich brauche«, sagte Daemon. »Danke, Mikal.«
    Mikal glitt von seinem Stuhl. Dann zögerte er, beugte sich über den Tisch und sagte im Flüsterton: »Hat Tersa dir von den Käfern erzählt?«

    Surreal hielt die Hände unter den Wasserstrahl, der aus dem Hahn kam, und säuberte sie, so gut es ging. Dann ließ sie Wasser in die hohlen Hände laufen und trank vorsichtig einen Schluck. Nicht offensichtlich verschmutzt. Wenn jemand allerdings Gift oder Drogen in die Wasserleitung gegeben hatte, hatte sie sich vielleicht längst so viel Schaden zugefügt, dass sie ohnehin sterben würde.
    Aus dieser Überlegung heraus trank sie einen weiteren großen Schluck Wasser und stellte die Wasserhähne ab.
    Sie rieb sich das Gesicht mit den nassen Händen und versuchte, die Müdigkeit abzuschütteln. So müde sollte sie eigentlich nicht sein. Sollte nicht …
    Da war wieder dieses Geräusch. Dieses komische leise Rascheln aus dem Badewannenabfluss.
    Surreal stützte sich mit einer Hand am Waschbecken ab und wandte sich der Badewanne zu. Sie zuckte zusammen, als die Bewegung ihre Wunde schmerzen ließ.
    Ein kleiner schwarzer Käfer kam aus dem Abfluss gekrochen. Er krabbelte auf das andere Ende der Badewanne zu und gab dabei kleine Käfergeräusche von sich.
    Es ist nur einer , dachte sie, während sie versuchte, ihre Atmung in den Griff zu bekommen. Es ist nur einer, und er kann nicht aus der Badewanne raus.
    Ein weiterer kleiner schwarzer Käfer kletterte aus dem Abfluss.
    Und noch einer. Und noch einer.

    Beim Feuer der Hölle und der Mutter der Nacht, möge die Dunkelheit Erbarmen haben!
    Sie konnte ihre Hände auf einen Leichnam legen, der ganz mit Maden bedeckt war. Sie konnte einen Mann zerlegen und dabei nichts als eine stumpfe Axt verwenden. Sie konnte einem Mann die Haut abziehen, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Sie konnte einen Kopf aufheben, den eine wütende Wildkatze abgerissen hatte, und in einen Eimer fallen lassen, während die Krieger um sie her das verdammte Ding nicht einmal anfassen wollten.
    Aber Käfer konnte sie nicht ausstehen. Sie mochte nicht, wie sie aussahen, mochte die klackernden Geräusche nicht, die ihre Körper von sich gaben. Und vor allem mochte sie das Knirschen nicht, wenn man auf sie trat. Bei dem Geräusch wurde ihr immer ganz schlecht, und sie bekam weiche Knie.
    Es war ihr kleines Geheimnis. Jeder Mensch hatte ein Anrecht auf ein oder zwei irrationale Ängste.
    Klack. Klack, klack, klack.
    Sie sah zu, wie die Käfer anschwollen, während sie in die Badewanne strömten. Sah zu, wie sie immer größer und größer wurden, bis sie so lang wie ihre Hand waren und beinahe genauso breit. Größer und größer, bis …
    Plop! Plop! Plop! Plop!
    Sie zerplatzten. Ihre Panzer platzten in der Mitte auf und …
    Sie spürte etwas. Auf ihrer Hand. Bloß ganz leicht, weil es sich an ihrem Schild befand und nicht direkt auf ihrer Haut.
    Surreal blickte auf die Hand, mit der sie sich am Waschbecken abstützte. Sie war von einem Käfer bedeckt.
    Einem einzigen Käfer.
    Sie riss die Hand empor und schleuderte den Käfer durch die Luft. Und sie schrie .
     
    Dieser durchdringende Schrei!
    Was im Namen der Hölle konnte Surreal einen derartigen Schrei entlocken?
    Rainier öffnete schwungvoll die Tür am anderen Ende der
Abstellkammer und stürzte in ein leeres Zimmer, das demjenigen ähnelte, welches er soeben verlassen hatte.
    »Surreal!«
    Er lief durch das Zimmer, riss die Tür auf und rannte in dem Augenblick auf den Gang, in dem Surreal aus einem anderen Zimmer gelaufen kam. Er ließ den Schürhaken fallen und packte sie. Erst als er spürte, wie sein Schild auf einen anderen Schild traf, wurde ihm bewusst, dass sie am Oberkörper nichts außer einem Büstenhalter und ihrem grauen Juwel

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