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Die schwarzen Juwelen 06 - Nacht

Titel: Die schwarzen Juwelen 06 - Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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und kein Gift.
    Sie hatte noch einmal Glück gehabt, fragte sich aber, ob sich der Verlust ereignet hatte, bevor oder nachdem die Schwarze Witwe an dem Haus mitgearbeitet hatte.
    Surreal öffnete das Glas mit der Reinigungssalbe und tupfte sich den Balsam auf die Wunden. Das würde gewöhnliche Entzündungen verhindern, bis sich eine Heilerin die Schnitte ansehen konnte. Dann zog sie ein dünnes
Päckchen von der Größe ihrer Handfläche hervor und schälte behutsam eine Lage des darin enthaltenen Papiers ab. Diese Gaze aus Spinnenseide wurde von Heilerinnen in Kaeleer benutzt, wenn sie eine kleine Wunde schließen mussten und keine Zeit für eine vollständige Heilung hatten, oder wenn es einen Grund gab, weshalb die Wunde natürlich verheilen sollte. Die Seide war zu einem kleinen Netz gewoben, und die Stränge halfen, die Wunde geschlossen zu halten.
    Sie drückte sich die Spinnenseide auf die Seite und zog das andere Stück Papier nicht ab, sondern verwendete es als Binde, um einen Teil des Blutes aufzusaugen.
    Nachdem sie alles, was augenblicklich in ihrer Macht stand, getan hatte, schloss sie die Tasche mit den Heilutensilien wieder, überlegte es sich dann aber anders. Sie nahm die Schere heraus und ließ sie in ihre Hosentasche gleiten. Selbst eine kleine Waffe war besser als keine Waffe.
    Sie wollte gerade den Schutzschild neu erschaffen, als ihr Blick auf die Toilette fiel – und sie fluchen musste.
    »Tu, was immer dir möglich ist, bevor du dich mit einem Schutzschild versiehst«, murmelte sie. Sicher, Lucivar hatte ihr einen »Schild mit Eingriff« gezeigt, aber der funktionierte viel besser für jemanden, der aus einem Rohr pinkelte.
    Lucivar gegenüber hatte sie das natürlich nicht erwähnt.
    Sie hob den Toilettendeckel mit dem Schürhaken hoch. Keine unschönen Überraschungen, der Dunkelheit sei Dank. Eine Haushexe hätte von dem Anblick wohl allerdings Albträume bekommen.
    Doch als sie über der Kloschüssel in die Hocke ging, glaubte sie ein Geräusch aus dem Badewannenabfluss zu vernehmen. Ein komisches Geräusch. Wie abgeschnittene Fingernägel, die in einem Metallrohr geschüttelt wurden.
     
    Es dauerte nicht lange, bis er die Geheimtür gefunden hatte. Ja, es war sogar eine Spur zu einfach, sie zu finden.
    Rainier verlängerte den Docht der Öllampe, um mehr Licht zu haben.

    Vielleicht sollte es gar keine Geheimtür sein, vielleicht sollte die Tür nur harmonisch zu dem Zimmer passen. Er konnte lediglich einen kurzen Gang erkennen, der zu einer weiteren Tür führte, sowie Regale auf der rechten Seite.
    Gefaltete Laken. Kunstvolle Pappschachteln, in denen Frauen Hüte und Handschuhe oder andere kleine Gegenstände aufbewahrten, die selten benutzt wurden. Bettwäsche. Wahrscheinlich eine Abstellkammer, die sich die Schlafzimmer zu beiden Seiten teilten.
    Etwas Unheilvolles konnte er nicht entdecken, und er hörte auch nichts Verdächtiges. Falls jedoch das ganze Haus mit Hörschutzzaubern übersät war, die es den Menschen unmöglich machten, einander zu verstehen, war es natürlich nicht sonderlich beruhigend, nichts zu hören.
    Bettwäsche.
    Er stellte den Schürhaken beiseite. Ohne den rechten Fuß aus dem Zimmer zu bewegen, in dem sie sich befanden, betrat er mit dem linken die Abstellkammer.
    Etwas knarrte. Vielleicht die Diele unter seinem Fuß. Vielleicht die Tür.
    Rainer trat zurück und betrachtete die Tür.
    Fallen und Spiele und Illusionen. Als sie das letzte Mal die Tür eines Wandschranks geöffnet hatten, hatte es einem Jungen das Leben gekostet.
    »Kester«, sagte Rainier. »Stemm dich mit den anderen beiden Jungen gegen diese Tür und haltet sie offen.«
    Während er darauf wartete, dass sie seinem Befehl gehorchten, erschuf er einen engen Schild um sich, kaum einen Fingerbreit über seiner Haut. Er beließ drei Öffnungen in dem Schild – einen für die Nahrungsaufnahme und zwei andere für die Stoffwechselendprodukte. Lucivar hatte ihm und den anderen Jungs diesen besonderen Kniff beigebracht, und sie alle hatten so oft blaue Flecken von Lucivars Überraschungsangriffen davongetragen, dass sie die Lektion einwandfrei gelernt hatten.
    Normalerweise war ein enger Schild ein unauffälliger
Schutz, da niemand mit Sicherheit wusste, ob er da war, außer man wurde berührt. Doch …
    Irgendwo in dem Haus ertönte ein Gong.
    In diesem verdammten Haus hatte das Verwenden von Kunst nichts Unauffälliges an sich.
    Er warf den Jungen einen Blick zu und nickte. Sollte die Tür

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