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Die schwarzen Juwelen 06 - Nacht

Titel: Die schwarzen Juwelen 06 - Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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trug.
    »Surreal!«
    »Kä-Kä-Kä-«
    Er drückte ihr die Kerze und den Kissenbezug in die zitternden Hände, griff nach dem Schürhaken und betrat das Zimmer, bereit zu bekämpfen, was immer ihr solche Angst eingejagt hatte.
    Zu seiner Verblüffung stand er vor einer Badewanne, die mit riesigen aufgeplatzten Käfern angefüllt war.
    »Kä-Kä-Käfer.«
    Vor Erleichterung wurde ihm im ersten Augenblick ganz schwindelig. Oder vielleicht rührte das Schwindelgefühl daher, dass er sich selbst aus dem Blutrausch riss.
    Er warf einen Blick über die Schulter und unterdrückte ein Grinsen. Die verdammten Dinger mussten ihr wirklich einen ordentlichen Schrecken eingejagt haben!
    »Meinst du, sie sind genießbar?«, fragte er. Die Käfer waren so groß wie kleine Hummerschwänze, und das Fleisch sah aus wie gekochter Hummer, den man aus einer aufgeplatzten Schale zog.
    »W-was? Das ist kein Fleisch. Das sind geborstene Käfergedärme!«
    Rainier beobachtete, wie die Käfer sich wieder in kleine Insekten verwandelten, die eilig in den Abfluss krochen. Nichts weiter als ein Illusionszauber. Und höchstwahrscheinlich handelte es sich sogar bei den kleinen Käfern um eine Illusion, weil sie genau zum richtigen Zeitpunkt aus dem Abfluss kommen mussten. Da sich Surreal normalerweise
weder von Blut noch Gedärmen aus der Fassung bringen ließ, war es seine Freundespflicht, sie nun zu necken, weil sie sich derart über Insekten aufgeregt hatte.
    »Wenn man den Umstand ignoriert, dass es Insekten sind und keine …«
    »Sprich weiter, und ich reiß dir das Gesicht ab und steck es dir in den Hintern.«
    Die Drohung klang ernst.
    Ihr Tonfall ärgerte ihn, zumal er den Blutrausch immer noch nicht weit hinter sich gelassen hatte. Doch er wollte ihr lieber gut zureden, anstatt ihr die Stirn zu bieten, da ansonsten mindestens einer von ihnen verletzt werden würde.
    Rainier drehte sich zu ihr um. »Komm schon, Sur-«
    Er hob die Hand und bewegte die Kugel Hexenlicht, um Surreal besser sehen zu können.
    Ihre gold-grünen Augen waren glasig. Nicht glasig vor kalter Wut, sondern glasig vor Schreck. Und sie atmete merkwürdigen flach und ruckartig.
    Die Sache hatte sie wirklich durcheinandergebracht.
    »He«, sagte er sanft, wobei er sich so langsam bewegte, dass es sie nicht erschrecken würde. »Ein Illusionszauber. Mehr war das nicht.«
    Sie zitterte. Es war ihr anzusehen, wie sehr sie sich anstrengte, ihre Selbstbeherrschung zurückzugewinnen, aber sie zitterte.
    »Geh zurück in den Gang«, sagte er sachte. »Ich hole deine Kleidung.«
    »Untersuch sie«, flüsterte sie und wich zurück.
    Er holte ihr Hemd und ihre Jacke, schob das Hexenlicht vor sich her und verließ das Badezimmer.
    Er legte alles, auch die Laterne und den Kissenbezug, auf einen Tisch im Korridor neben der nicht angezündeten Kerze ab. Dann besah er sich Surreals linke Seite.
    »Wie schlimm ist es?«, fragte er. Seine Finger verharrten in der Luft knapp über dem blutbefleckten Netz, das die Wunde bedeckte.
    »Nicht so schlimm, wie es hätte sein können. Die Schwarze
Witwe, die mich angegriffen hat, hatte den Finger mit dem Schlangenzahn verloren, sodass ich mir keine Sorgen um Gift machen muss.«
    Aber das Luder hatte vielleicht ihre anderen Fingernägel mit Gift überzogen. Er stand kurz davor, ihr das ins Gedächtnis zu rufen – als ihm klar wurde, dass es sinnlos war, es ihr zu erzählen. Sie war Kopfgeldjägerin gewesen. Sie wusste mehr über den Einsatz von Giften als er.
    »Sollte sich irgendetwas Toxisches in mir befinden, werde ich es bald spüren«, sagte sie leise, wobei sie an ihm vorbeiblickte, weil der Korridor heller wurde.
    »Wer auch immer dieses Haus erschaffen hat, hat hier wenigstens zwei kindelîn tôt gefangengesetzt. Und vielleicht sind es noch mehr.«
    »Zusammen mit zwei dämonentoten Schwarzen Witwen. Keine berückenden Aussichten, falls sie sich alle gleichzeitig entscheiden sollten, dass sie jemanden zum Abendessen verspeisen möchten.«
    Rainier blickte zu den Kindern zurück und trat dann näher an Surreal heran. *Irgendein Vorschlag?*
    Sie seufzte. *Ich bin müde, Rainier. Wir sind erst seit zwei Stunden in diesem Haus, aber es kommt mir viel länger vor.*
    *Ich glaube, wir sind schon länger hier, aber darüber sprechen wir später.*
    *Mein Vorschlag lautet, zurück ins Erdgeschoss zu gehen. Wir durchsuchen den Salon noch einmal nach bösen Überraschungen. Dann erschaffen wir einen Schild um das Zimmer und versehen die Tür mit

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