Die schwarzen Juwelen 08 - Blutsherrschaft
lebten und einander kannten, offenbarten sie solche Dinge nicht, sprachen nicht über Kinder, Geliebte oder Eltern.
Zu viele von ihnen waren über die Jahre zu Tode gefoltert worden, als dass sie die Vorsicht hinter sich lassen könnten.
Als die letzte Königin, die sich zur Reise entschlossen hatte, die Lichtung betrat, erhoben sich Saphir-Schilde um den Ort – Schutzschilde, Sichtschilde, Hörschilde.
Hexenlicht und Wärmezauber machten es ihnen bequem. Sie riefen Stühle herbei, Bänke oder Schemel. Dann, in Sicherheit unter den Saphir-Schilden, die sie bis zum Morgengrauen schützen und verbergen würden, teilten sie ihr Wissen über Land und Volk.
»Es war eine gute Ernte. Die beste, die wir seit vielen Jahren hatten. Dieses Jahr gibt es genug für alle. Das Ritual, das die Rose-Königin die Königliche Gabe nennt, hat dafür gesorgt.«
»Im Norden waren die Ernten nicht so reich. Die andere Königin war weniger großzügig mit ihrer Zeit. Sie trägt dunklere Juwelen als die Rose, aber ich glaube, sie ist weniger bewandert in der Kunst – und sorgt sich weniger um ihr Volk.«
»Es gab Schwierigkeiten in Grayhaven. Viele Leute sind fortgegangen, weil die andere Königin dort lebt.«
»Ich habe gehört, die Rose-Königin hat einer Gemeinschaft von Landen erlaubt, sich in der Nähe ihres Heimatdorfes niederzulassen. Sie sind höflich und arbeiten hart. Sie suchen das Blutdorf auf, wenn sie Vorräte brauchen oder ein Fest ansteht. Sie bezeugen der Rose großen Respekt. «
»Kriegerprinzen, die sich das Dorf der Rose angesehen haben, waren von der Atmosphäre und den Arbeiten, die dort vor sich gehen, beeindruckt. Dort herrscht nicht länger Angst auf den Straßen. Sogar Ferall war beeindruckt.«
»Jared Blaed ist wieder gesund.«
Erstauntes Schweigen.
»Das habe ich auch gehört. Und dass er der Geliebte der Rose-Königin ist – aus freiem Willen. Er entwickelt sich zu einem starken Anführer, und man sagt, er kenne einige sehr mächtige Männer in Kaeleer.«
»Das Gerücht geht um, dass die Rose-Königin geht, wenn die Frühlingsblumen blühen, und die andere Königin ihren Platz einnehmen und über Dena Nehele herrschen wird.«
»Die Andere will viel und bietet wenig.«
»Im Süden gibt es dieses Gerücht nicht. Es gibt keine Anzeichen,
dass die Rose gehen möchte. Ihr Hof ist stark und schart Stärke um sich.«
»Ich habe das Gerücht auch gehört. Theran Grayhaven will die andere Königin zur Herrscherin und hat vor, ihr unser Land zu geben.«
»Es gab ein paar … Unklarheiten … darüber, wie die Rose-Königin aus Grayhaven aufgebrochen und bei den Shalador gelandet ist. Man mutmaßt, es hatte etwas mit der anderen Königin zu tun.«
»Die Rose hat eine junge shaladorische Königin an ihrem Hof zur Ausbildung aufgenommen. Das Mädchen lernt die Alten Traditionen und das Protokoll. Sie ist respektvoll und erfüllt ihre Pflichten gut. Und es besteht echte Zuneigung zwischen dem Mädchen und der Rose.«
»Die Andere hatte auch eine Weile Gesellschaft von einer jungen Königin. Viele der Kriegerprinzen hatten große Bedenken bezüglich des Benehmens des Mädchens und ihrer Fähigkeit, eine gute Königin zu werden. Nachdem sie sie mit der Anderen in Grayhaven gesehen haben, sind sie sich einig – sie werden es nicht tolerieren, wenn das Mädchen einen Hof in Dena Nehele aufstellt, nicht einmal im kleinsten Dorf. Sie sagen, das Mädchen hielte zu viel von dem, was man an den Königinnen gehasst hat, die im Hexensturm umkamen.«
»Die Andere hat eine so unbeliebte Königin zur Begleitung gewählt, und trotzdem will Theran Grayhaven, dass sie uns alle regiert?«
»Ranon hat in der Rose eine Königin für sein Volk gefunden. Wenn die Andere versucht, Dena Nehele zu übernehmen, wird er dagegen ankämpfen.«
»Wird Jared Blaed es auch tun?«
Erneutes Schweigen.
Sie sprachen die ganze Nacht über – und manchmal weinten sie. Beim ersten Flüstern des Morgenlichts begannen die Saphir-Schilde zu verblassen, und so ließen sie ihre Stühle, Bänke und Schemel verschwinden. Sie zogen die Macht, mit der sie Hexenlicht und Wärmezauber entfacht
hatten, in sich zurück und bereiteten sich auf die Reise aus den Bergen vor.
Auf dem Heimweg dachten sie über die Worte nach, die gesprochen worden waren, und eines wussten sie alle: Die Schwarzen Witwen hatten Recht gehabt. Nächsten Frühling würde Dena Nehele ein hoffnungsvoller Anfang bevorstehen – oder ein schreckliches Ende.
Kapitel
Weitere Kostenlose Bücher