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Die schwarzen Juwelen 08 - Blutsherrschaft

Titel: Die schwarzen Juwelen 08 - Blutsherrschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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Lächeln den Finger.

    »Das heben wir uns für später auf«, sagte sie. »Jetzt muss ich nachsehen, was es in den Geschäften noch gibt.«
    »Gib nicht alles in einem Laden aus.« Er versuchte, seiner Stimme einen leichten Klang zu verleihen, hoffte aber doch, sie hörte seine Warnung, das Geld mit Bedacht zu verbrauchen.
    »Alberner Mann«, antwortete sie und tanzte aus dem Salon.
    Ein paar Minuten später blickte er aus dem Fenster und sah, wie sie die Einfahrt mit dem Ponywagen hinunterfuhr. Einer der Stallburschen saß auf dem Kutschbock. Gleichzeitig erblickte er einen Mann in Botenkluft, der die Einfahrt hinaufkam. Kein Bote aus der Stadt. Der wäre zu Pferd gekommen. Dieser Mann musste auf dem Wind gereist und am Landenetz vor den Toren Grayhavens angekommen sein.
    Er wandte sich in Richtung seines Arbeitszimmers, drehte dann aber wieder um und ging zur Eingangstür. Jede Nachricht, die hier eintraf, war wahrscheinlich ohnehin für ihn. Unnötig, dass Julien ihn erst suchte, wenn er sie auch gleich in Empfang nehmen konnte.
    Er passte den Zeitpunkt so ab, dass es aussah, als durchquere er die Eingangshalle auf dem Weg zur Treppe, als Julien die Tür öffnete und die Nachricht entgegennahm.
    Der Ton des Boten war höflich, doch er hatte eindeutig etwas anderes im Sinn. Theran sah heißen Zorn im Blick des Mannes, der ihn traf, bevor Julien die Tür schloss und ihm das mit Wachs versiegelte, schwere Schreiben reichte.
    Theran erbrach das Siegel und öffnete die Nachricht – und wünschte sich, er hätte gewartet, bis er allein in seinem Arbeitszimmer war.
    »Schwierigkeiten?«, fragte Julien.
    Er schüttelte den Kopf. »Hat sich erledigt.«
    »Ich weiß, was dieser Satz bedeutet – eine Hure wurde zu Grabe getragen. Wird irgendjemand um sie weinen?«
    Die Kälte in Juliens Worten traf ihn.
    Er ging in sein Arbeitszimmer und verschloss die Tür.
Nur mit dem normalen Schloss, ein einfacher Hinweis darauf, dass er keine Gesellschaft wünschte und nicht gestört werden wollte.
    Wieder und wieder las er die Worte. Während er den ganzen Morgen dasaß und auf Briefe und Berichte starrte, ohne etwas zur Kenntnis zu nehmen, war er froh, dass er Kermilla das Gold geschenkt hatte. Froh, dass sie sich an einem Tag über etwas freuen konnte, der so bittere Nachrichten bringen würde.

    Kermilla fuhr durch das Tor des Anwesens, ihre Wangen vom Vergnügen eines langen Morgens in den Geschäften gerötet. Sie warf einen Blick auf den Korb voller Päckchen, der hinten im Ponywagen stand, und fühlte einen kurzen Anflug schlechten Gewissens, den sie schnell beiseiteschob. Es war nicht ihre Schuld. Sie hatte seit Wochen nichts einkaufen können, seit Monaten, seit einer Ewigkeit! Also hatte sie etwas über die Stränge geschlagen, als sie sich etwas für sich selbst gegönnt hatte – wie dieses wundervolle rote Kleid für neunzig Goldmünzen.
    Von den zweihundert Goldmünzen, die Theran ihr am Morgen geschenkt hatte, waren noch zehn übrig. Sie hatte sich zurückhalten wollen, wirklich, aber es war so gut gewesen, endlich wieder Geld zu haben, dass sie sich nicht davon hatte abhalten können, all die Dinge zu kaufen, die ihr verwehrt gewesen waren.
    Erst gegen Ende hatte sie sich wieder gefangen, als sie erkannte, dass sie mit ein paar Paketen zurückkommen musste, in denen sich Geschenke für andere Leute befanden – Dinge, die sie Theran zeigen konnte. Er musste ja nicht wissen, dass sie ein paar Gegenstände aus den Regalen eines Ladens gegriffen hatte, den der Adel normalerweise nicht betreten würde – und diese Geschenke in den Schachteln der Dinge verstaut hatte, die sie für sich selbst in dem einzigen gehobenen Handelshaus erstanden hatte, das
es in diesem Misthaufen-Dorf noch gab. Wenn er bemerkte, dass die Qualität der Waren nicht dem entsprach, was die Schachteln versprachen, würde er die Schuld dem Händler zuschreiben.
    Sie hatte gewusst, dass er geizig gewesen war und gezögert hatte, ihr Geld zu geben. Aber sie hatte ihn so lange bearbeitet, bis er endlich erkannt hatte, dass sie verdiente, was einer Königin zustand – vor allem die Einnahmen.
    Was das anging, war Theran wie ihr Vater. Der hatte sich auch immer über ihre Ausgaben beschwert, hatte sie gebeten – ja, manchmal fast angefleht –, weniger verschwenderisch zu sein. Aber letzten Endes hatte er ihr doch immer das Geld gegeben, das sie brauchte, um Kleider und Konzerte zu bezahlen. Diese Investitionen waren schließlich unerlässlich, um die

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