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Die schwarzen Raender der Glut

Die schwarzen Raender der Glut

Titel: Die schwarzen Raender der Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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die Beute zu verstauen. Aber geholt wurde die Beute mit
Ihrem Schlüssel, Busse. Wie ich sehe, haben Sie mit dem Geld etwas anzufangen gewusst.«
    In dem Raum zwischen den Bücherwänden breitet sich Schweigen aus und bringt das leise Ticken einer goldenen Standuhr zu Gehör.
    »Da sind Sie jetzt gerade so weit wie meine beiden anderen Besucher«, sagt Busse. »Die haben es sich sozusagen vom Ergebnis her ausgerechnet. Was freilich kein zwingender Beweis ist. Wenn es so wäre, wie Sie sagen, hätte ich meine Immobiliengeschäfte mit Schwarzgeld aufgezogen. Aber ich bin immer wieder vom Finanzamt überprüft worden. Und niemals hat es eine Beanstandung gegeben . . . Was nun, Herr Kommissar?«
    »Kein Kommissar«, antwortet Berndorf. »Wir unterhalten uns ohne Rechtsfolgen. Ich weiß, dass das Geld verschwunden ist, und ich weiß, dass nur Sie es genommen haben können. Von Ihren Immobiliengeschäften hingegen weiß ich gar nichts, aber wenn Sie welche getätigt haben, dann haben Sie darin auch das Mannheimer Geld angelegt. Intelligent genug sind Sie, um das so zu bewerkstelligen, dass es dem Finanzamt nicht auffällt.«
    »Zu freundlich«, meint Busse. »Aber was wollen Sie jetzt von mir? Diese da« – er deutet auf Franziska und Tomaschewski  – »wollten mich, glaube ich, ein wenig erpressen. So etwas ist wirklich zu dumm.« Er zieht seine rechte Hand hervor, die bis dahin unter seinem Plaid versteckt war, und lässt Berndorf die Mauser sehen, die er darin hält.
    Na also, denkt Berndorf. Irgendwas war doch, was dem Kollegen mit dem knackigen rechten Haken die Laune verdorben hat. »Das Ding da ist aber noch dümmer«, sagt er dann. »Sie können keine drei Leute erschießen. Erstens hört man das in diesem Dorf, und zweitens können Sie die Leichen nicht entsorgen.«
    »Machen Sie sich da nur keine Sorgen«, antwortet Busse, fast fröhlich. »Um diese Zeit wird in sechzehn von zwanzig Fernsehprogrammen geballert, was das Zeug hält. Und für
Ihre Leichen haben wir einen schönen Keller in einem Altbau in Heidelberg-Neuenheim, da ruhen Sie für Jahrzehnte unbehelligt, ohne dass Sie vor der Zeit rausmüssen wie in diesen seelenlosen kommunalen Friedhöfen. Fragen Sie nur Franziska, sie kennt das Haus.«
    »Na schön«, seufzt Berndorf. »Wenn das alles kein Problem sein soll, dann erzählen Sie mir wenigstens, wie die Sache gelaufen ist.«
    »Das wissen Sie doch weitaus besser als ich«, sagt Busse. »Sie waren doch derjenige, der sich eingemischt und die Dinge umgeworfen hat. Wir hatten damals ein Sommerfest, draußen in meinem Haus in Schwetzingen, ein Fest mit Pfälzer Wein und Gras und Lucy in the sky with diamonds , aber irgendein Idiot überredet mich, den Polizeifunk einzuschalten. . . und plötzlich bricht der nackte Horror aus, unvorhersehbar, sinnlos, weil nämlich der Herr Kommissar Berndorf hat schießen lassen, der junge, der aufgeschlossene, der linke Kommissar Berndorf . . . Ich hab mir dann rasch einen frischen Kaffee gemacht, weil ich mich um die Sache kümmern musste, und wie ich vor der Kaffeemaschine stehe und warte, höre ich, wie Schatte und Steffens draußen in meinem Garten halblaut reden und streiten ... Du musst das Geld in Sicherheit bringen, sagt Schatte, wir können es nicht in der Redaktion lassen, der Tresor ist das Erste, was dort ins Auge fällt . . . Und Steffens jammert, da gehe ich nicht hin, um keinen Preis, da sind jetzt schon die Bullen . . . Quatsch, sagt Schatte, scheiß dir nicht in die Hosen, du siehst ja vorher an den Wannen, ob Bullen da sind . . .«
    Busse hebt die rechte Hand und lässt sie wieder sinken, dann fährt er sich mit der linken über die Stirn. »Ich war Polizeireporter, natürlich musste ich raus, zum Tatort, aber mir kam das Gespräch der beiden so merkwürdig vor, dass ich zuerst in die Redaktion gefahren bin und im Tresor nachgesehen habe. Na ja . . .« Er macht eine kleine Pause und versucht ein sklerotisches Lächeln. »Das Geld war da. Eine dicker Haufen dicker Scheine, in Plastiktaschen gestopft. Und das war nun
wirklich ein Scoop, jedenfalls auf den ersten Blick, Polizeireporter findet Millionenbeute, so eine Schlagzeile haben Sie einmal und nie wieder . . .«
    »Nur haben Sie keine draus gemacht«, stellt Berndorf fest.
    »Wie denn auch?«, fragt Busse zurück. »Ich sagte doch, der Riesen-Aufmacher war nur auf den ersten Blick einer. Glauben Sie denn, der Aufbruch hätte mit einer Story herauskommen dürfen, dass Terroristen seinen Tresor als

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