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Die schwarzen Raender der Glut

Die schwarzen Raender der Glut

Titel: Die schwarzen Raender der Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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Versteck für eine Millionenbeute nutzen? Was wäre da wohl mit diesem Parteiblatt passiert, ein paar Monate vor der Bundestagswahl? Das alles war ganz und gar undenkbar . . . Was also tun mit dem Geld. Ich nahm die Plastiktaschen aus dem Tresor, ging voll gepackt durch das leere Verlagshaus zum Parkplatz, es war ja noch immer Nacht, und warf die Taschen hinten in meinen Fiat 500, und so fuhr ich dann nach Feudenheim, wo Sie Ihre Schießerei veranstaltet hatten, durch die ganzen Polizeikontrollen hindurch, sprach mit den Nachbarn, und bin dann wieder nach Schwetzingen zurück, mit anderthalb Millionen auf dem Rücksitz . . .«
    Er unterbricht sich und schließt für einen kurzen Moment die Augen. Jetzt sollte ich ..., denkt Berndorf – und lässt es bleiben. »Ein halbes Jahr später war ich meinen Job los«, fährt Busse fort, und seine Stimme klingt müde, »kein Aufbruch brach mehr auf, niemand wollte einen arbeitslosen schwulen Polizeireporter, und da habe ich das Schwetzinger Häuschen, baufällig und von einer Tante geerbt, hergerichtet und modernisiert, mit Handwerkern, die gerne die halbe Rechnung fürs ganze Geld ausgestellt haben, und dann hab ich ein paar Monate später der Tante ihr klein Häuschen gut verkauft . . . Das war der Einstieg. Ganz beiläufig habe ich auf diese Weise gelernt, wie ich mit den Mäusen, die mir zugelaufen sind, richtig Kasse machen kann . . . Insofern trifft Ihre Vermutung zu. Behutsam und in kleinen Tranchen habe ich die anderthalb Millionen in die Renovierung von alten Häusern gesteckt, in Projekte, die ich mit Bankkrediten allein nicht hätte finanzieren können. Inzwischen ist das Geld immer wieder neu investiert
worden, und das ganz legal, unter pflichtschuldigster Begleichung aller Steuern, Sie können meine Buchhaltung auf den Kopf stellen und werden keine 50 Pfennig Schwarzgeld finden. . . Eigentlich sollte ich Ihnen dankbar sein.«
    Plötzlich muss er husten, aber es ist eher ein jämmerliches Keuchen, das nicht aufhören will. Berndorf sieht ihm zu und wartet. Schließlich bricht der Husten ab, oder erstickt in sich selbst. Erschöpft starrt Busse vor sich hin. »Ohne Sie«, fährt er schließlich fort, als er knapp wieder atmen kann, »ohne Sie wäre ich heute irgendwo ein armseliger Lokalreporter . . .«
    Na, denkt Berndorf, so besonders gut bist du nicht drauf. Aber den Virus hättest du wohl auch in einem anderen Leben eingefangen. Er steht auf und geht zu dem Mann im Liegesessel. Der schaut ihm mit Augen entgegen, die jetzt noch tiefer in ihren Höhlen liegen.
    »Nicht«, sagt Busse und versucht, die Hand mit der Mauser zu heben. Berndorf schüttelt nur den Kopf, beugt sich über ihn und nimmt ihm die Waffe aus der Hand. »Ich mag solche Dinger nicht.« Hinter sich spürt er eine Bewegung, ein Stuhl wird umgestoßen und kracht auf den Boden, jemand stößt einen halb unterdrückten Schmerzensschrei aus, Berndorf dreht sich um und kann gerade noch David auffangen, dem Tomaschewski den Arm nach hinten gedreht hat ... »Der wollte Ihnen an den Hals«, sagt Tomaschewski.
    »Schon gut«, antwortet Berndorf. »Lassen Sie ihn los. Ich finde, wir sollten jetzt zum einvernehmlichen Teil des Abends übergehen.«

Donnerstag, 6. Juli
    Der Blick geht weit über die Stadt und den Main und hinüber nach Sachsenhausen, Grassl kann den Henningerturm erkennen. »Schön haben Sie’s hier«, sagt er zu dem Menschen auf der anderen Seite des Schreibtischs mit der schwarzen leeren Glasplatte. Der Mensch hat einen eng geschnittenen dunklen Anzug an und ein eng geschnittenes Lächeln. Nach einer Kostümträgerin und einem spitzschuhigen Jüngling ist Grassl damit an diesem Vormittag bereits beim dritten Schreibtischbesitzer aus der Öffentlichkeitsabteilung jener Großbank angelangt, die er als Erste aufzusuchen beschlossen hat.
    »Noch immer ist mir nicht ganz klar, in welcher Weise Ihr Projekt für unser Haus von Interesse sein könnte«, sagt der Schreibtischbesitzer.
    In gar keiner Weise, denkt Grassl. Von Interesse für deinen Laden kann nur sein, dass dieses Projekt nicht stattfindet. »Ich hatte dies schon Ihren Mitarbeitern dargelegt«, hebt er von neuem an, »als Referent der Johannes-Grünheim-Akademie für Sprache und Volkstum – wenn mich nicht alles täuscht, unterstützt Ihr Haus unsere Arbeit in sehr dankenswertem Maße . . .«
    Hier unterbricht er sich und sucht den Blick seines Gegenübers, der aber verschlossen bleibt. »Als Referent der Grünheim-Akademie

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