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Die schwarzen Raender der Glut

Die schwarzen Raender der Glut

Titel: Die schwarzen Raender der Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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Theodor-Heuss-Brücke gibt, er schafft es gerade noch in den Musiksaal, wo er in den ersten beiden Stunden zwei untere Klassen hat, in dem Alter, in dem sie noch kein Problem sind, aber was müssen sie an diesem Morgen kichern und grienen, als hätten sie noch nie einen gestressten Musiklehrer gesehen? Jetzt braucht er einen Kaffee, eine Gruppe aus der Zehnten kommt ihm entgegen und hält unvermittelt an, zögernd, irgendwie staunend wird ihm Platz gemacht, es ist, als gehe er durch eine Gasse. Irgendjemand pfeift auf den Fingern, er müsste einschreiten, aber vor allem braucht er jetzt einen Kaffee, das wird eine Brühe sein, wenn Birgit nicht da ist, kümmert sich niemand darum . . .
    Vor ihm öffnet sich die Tür der Lehrertoilette. Bitte nicht Miriam! Es ist Miriam, was hat sie denn nun schon wieder? Das Gesicht verheult, so kann sie hier doch nicht rumlaufen, jetzt bloß keine Szene . . .
    »Hubert, geh da nicht rein. Geh nicht ins Lehrerzimmer.«
    »Sind heute alle verrückt geworden? Warum soll ich nicht ins Lehrerzimmer?« Er hebt die Tasche an, damit er sie nicht streift, und geht an ihr vorbei. Die Klotür fällt wieder zu. Bei diesem Gesicht wird sie noch einige Arbeit haben. Was hat sie nur? Wir hatten doch nichts ausgemacht . . .
    Er öffnet die Tür zum Lehrerzimmer, wo die Kollegen um den Tisch der Pirschka glucken. Aufgestört wie ein Hühnerhaufen starren sie ihm entgegen, als hätten sie den leibhaftigen Habicht erblickt.
    »Der Kollege Hubert Höge«, flötet die Pirschka. »Sieh an. Der Beglücker unserer hoffnungsvollen Jugend. Unser Platz- und Bambushirsch. Unser Wortschöpfer und Blusenaufknöpfer. Reizend.«

    Höge schüttelt unwirsch den Kopf und geht zur Kaffeemaschine.
    »Kein Kaffee, Kollege Höge«, sagt die Pirschka. »Nicht jetzt. Jetzt begeben Sie sich ins Direktorat. Stehenden Fußes. Frau Bohde-Riss verlangt nach Ihnen.«
    Höge betrachtet die Kollegenschar. »Seid Ihr alle verrückt geworden?«
    »Nein«, antwortet die Pirschka, »das sind wir durchaus nicht. Wir nicht. Aber jetzt gehen Sie schon. Gehen Sie prestissime. Es eilt.«
    Achselzuckend verlässt Höge das Lehrerzimmer und geht drei Türen weiter. Im Vorzimmer der Otternbiss blickt ihm, wie immer, ihre Sekretärin schlangenstarr entgegen. »Die Kollegin Pirschka sagt, Ihr verlangt nach mir.« Die Sekretärin betrachtet ihn schweigend.
    »Verlangen ist gut. Aber gehen Sie nur rein«, sagt sie schließlich. »Sie werden erwartet.«
    Höge klopft an die Tür und öffnet sie dann vorsichtig. Die Direktorin Bohde-Riss ist nicht allein. Ein weißhaariger Mann sitzt neben ihr, die wulstigen Lippen und die Halbbrille kommen Höge bekannt vor. Dann fällt es ihm ein. Der Weißhaarige ist ein Mensch vom Oberschulamt Karlsruhe, die rechte Hand des Präsidenten Heuchelmann, zuständig für Personalien, und zwar dann, wenn es sich um unangenehme handelt. Heuchelmanns Henker nennen sie ihn.
    »Setzen Sie sich«, sagt die Bohde-Riss.
     
    »Mir ist nicht klar, was Franziska bei Busse gewollt hat«, fragt Barbara. »Erpressung ist doch nicht ihr Stil.«
    »Sicher nicht«, antwortet Berndorf. Er steht auf dem Gang vor seinem Abteil, das Handy am Ohr, und draußen schaukelt die oberrheinische Tiefebene an ihm vorbei. »Ihr ging es um eine Freundin, die in einem von Busses Häusern eine kleine Galerie betreibt, einen von diesen Läden, die gerade so über die Runden kommen, wenn die Miete nicht zu hoch ist. Nach einer Luxussanierung wäre sie erledigt.«

    »Und jetzt?«
    »Jetzt hat sie einen Fünfjahresvertrag, Franziska schreibt keinen Artikel über den Aufstieg des Immobiliensammlers Busse, und der Bulle Tomaschewski kriegt keine Anzeige wegen Erpressung.«
    »Was ist mit dem Geld?«, fragt Barbara.
    »Ich habe hier in der Brusttasche eine eidesstattliche Erklärung, heute Morgen vor einem Notar in Bensheim ausgefertigt und unterschrieben. Busse beschreibt darin, wie sich Schatte und Steffens in seinem Garten darüber gestritten haben, ob sie das Geld aus dem Tresor der Lokalredaktion holen sollen oder nicht. Das Geld aus dem Überfall.«
    »Wie hast du Busse dazu gebracht?«
    »Wir sagen ja nicht, wer es geholt hat. Muss ja auch niemand wissen. Lächerliches Geld. Peanuts für die Landeszentralbank, falls das Geld nicht überhaupt von der Oberförsterei kam.«
    »Hast du Franziska nach der Kette gefragt?«
    »Nein.«
    »Versteh ich nicht.«
    »Es war nicht die Zeit dafür. Und es waren die falschen Leute dabei.«
    Berndorf ahnt, dass

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