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Die schwarzen Raender der Glut

Die schwarzen Raender der Glut

Titel: Die schwarzen Raender der Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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Fichtenwald, seine beiden Arme wehren das trockene kratzende Nadelgezweig ab, während über ihnen eine seufzende Unruhe durch die Gipfel fährt. Hinter ihm läuft Schatte, stolpernd und benommen, den einen Arm in der Schlinge. Dann wird es heller, Seifert erreicht einen Weg und geht ihn geradeaus in nördlicher Richtung, ohne nach rechts oder links zu sehen, hinter ihm Schatte, dem Felix nicht von der Seite weicht. Besorgt, fast zögernd folgt ihnen Berndorf.
    »Schneller«, ruft der Prophet. Vor ihm öffnet sich der Wald,
Berndorf sieht eine von Krüppelkiefern bestandene Felskuppe vor sich und dahinter den schmutzig grauen Himmel, neben dem Fels führt ein Weg in die Tiefe. »Hierher, schnell!«, der Prophet kauert sich hinter den Aufgang zum Felsen und zieht Schatte zu sich herunter, endlich begreift auch Berndorf und flüchtet sich in den spärlichen Schutz der Kuhle zwischen Weg und Fels. Neben ihm wittert Felix, plötzlich winselt er, der Fichtenwald vor ihnen stöhnt auf und jammert, ein eigentümliches pfeifendes Singen ist in der Luft, eine unbändige unsichtbare Wut prügelt die Krüppelkiefern gegen den Fels, zerrt an Berndorfs Leinenjacke, das pfeifende Singen wird übertönt von einem reißenden Krachen, abgerissene Zweige und Äste werden über die Felskuppe gewirbelt . . .
    Wie lange geht das so? Berndorf weiß es nicht, zwei, drei Minuten, vielleicht auch länger, er hat das beklemmende Gefühl, der Sturm reiße ihm den Atem aus dem Gesicht, Tannenzapfen prasseln auf seinen Rücken, ein abgerissener Ast schrammt seine Schulter, erst jetzt nimmt er das berstende und splitternde Geräusch wahr, das den Wald erfüllt, den sie gerade erst durchquert hatten. Er versucht, etwas zu erkennen, aber er sieht nur gesplitterte Stämme und zerrissenes, verdrehtes, geknicktes Holz. Nur am Waldsaum sind einige Bäume stehen geblieben, als hätten sie dort schon immer mehr Widerstandskraft entwickeln müssen.
    Berndorf blickt zur Seite. Geduckt hockt neben ihm Schatte, über seinen verletzten Arm gebeugt, starrt vor sich hin, in sich gekehrt, unansprechbar. Felix hebt seinen dicken Hundekopf und wittert. Sein Nackenfell sträubt sich. Berndorf lauscht auf das Knacken der abgebrochenen, gesplitterten Äste, dann wird ihm klar, dass die schlimmste Wucht des Sturms weitergezogen ist.
    Felix steht auf und läuft einige Schritte den Weg hoch. Dann bleibt er stehen, das Fell noch immer gesträubt. »Wir können weitergehen«, sagt Seifert halblaut zu Berndorf. Der deutet fragend auf Felix.
    »Gut möglich, dass da hinten Leute waren«, sagt der Prophet
gelassen. »Wenn sie noch leben, haben sie anderes zu tun, als sich um uns zu kümmern.«
    Sie stehen auf. Doch Schatte kauert sich noch immer an den Fels, den unbeschädigten linken Arm schützend vor den in der Schlinge gelegt. »Was soll dieser Irrsinn? Sie wollten mich in ein Krankenhaus bringen.«
    »Hier hinunter«, sagt der Prophet.
    »Ich bin nicht schwindelfrei«, protestiert Schatte.
    »Das müssen Sie auch nicht sein«, antwortet der Prophet. »Ich werde langsam gehen, und wenn es schwierig wird, geben Sie mir die linke Hand . . . Wir werden bald unten sein. Schwierig kann es nur im Tal werden. Falls es dort umgestürzte Bäume gibt.«
    Und er beginnt, durch die Dämmerung den Weg hinabzusteigen. Schatte ist aufgestanden, geht aber nicht weiter.
    »Weiter«, befiehlt Berndorf. »Gehen Sie zu, Sie Mann der Tat.« Langsam setzt Schatte einen Fuß vor den anderen, das Führungsseil an der Felswand ist rechts von ihm, er kann sich mit der linken Hand nicht daran halten und muss sich von Seifert führen lassen, Schritt für Schritt, bis sie an einen Vorsprung kommen. An der Wegkante wartet der Boxer Felix und wittert in die dunkle Tiefe.
    »Vorsicht«, sagt der Prophet, »hier ist Zundt zu Tode gekommen. Nicht hinuntersehen.« Vorsichtig stakt Schatte an dem Hund vorbei.
    Der Weg wird noch steiler, führt aber nicht mehr über den nackten Fels, sondern über Erdreich. Stufen – vor kurzem neu angelegt – erleichtern den Abstieg, dann kommt eine Kehre und Schatte kann sich von da an selbst am Seil sichern.
    Sie sind unten, und der Hund schlägt sich ins Unterholz. »Zurück, Felix!«, befiehlt der Prophet, und der Boxer gehorcht widerstrebend. Diesmal liegt kein heruntergefallener Kreisrat im Unterholz.
    »Da drüben haben wir ihn gefunden«, erläutert der Prophet. Wieder blickt Schatte nicht hin.
    Das Tal ist übersät von abgerissenen Ästen und totem Holz.
Sie

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