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Die Schwarzen Roben

Die Schwarzen Roben

Titel: Die Schwarzen Roben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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Kleinigkeit?« fragte Hokanu verwundert.
    »Viele, zu meiner immerwährenden Enttäuschung.« Arakasi blickte verlegen auf den Fußboden. Ebenso wie Hokanu wurde ihm in diesem Moment bewußt, daß das Küchenpersonal ihnen immer noch demütig zu Füßen lag.
    »Beim Segen der Götter!« rief Hokanu. »Ihr alle, bitte stellt auf und kümmert euch wieder um eure Pflichten. Es ist nicht eure Schuld, daß die Herrin krank ist.«
    Während die Sklaven und Bediensteten sich vom Fußboden erhoben und sich wieder ihren Aufgaben am Hackklotz und Bratspieß zuwandten, fiel Arakasi vor Hokanu auf die Knie. »Herr, ich bitte um die Erlaubnis, aufbrechen zu dürfen, um diesen Händler exotischer Gewürze zu verfolgen und ein Gegenmittel für Lady Mara zu finden.«
    Hokanu antwortete mit dem kurzen Nicken, das ein Kommandeur im Feld einem Krieger geben mochte. »Macht das und verliert nicht noch mehr Zeit durch Ehrerbietigkeit, Arakasi.«
    Der Supai war schneller wieder auf den Beinen, als man mit den Augen zwinkern konnte, und bewegte sich auf die Tür zu. Erst als er sicher hindurch war und eins mit den Schatten im Korridor, ließ seine eiserne Kontrolle nach. Besorgt dachte er über die Möglichkeiten nach, die er Hokanu nicht enthüllt hatte.
    Der Gewürzhändler war in der Tat auffällig gewesen mit seinen barbarischen Trägern und einem offen zur Schau gestellten Reichtum. Und das war ganz sicher kein Zufall. Ein Mann, der auf Kelewan geboren worden war, würde niemals Metall auf einer öffentlichen Straße tragen, wenn es dafür nicht einen guten Grund gab. Arakasi wußte bereits, daß es leicht sein würde, der Spur des Mannes zu folgen; denn der Mann wollte, daß man ihm folgte. Der Supai würde nur finden, was der Herr des Händlers ihn finden lassen wollte, und das Gegenmittel für Mara gehörte sicher nicht dazu.
    Im Portikus zwischen der Großen Halle und den Treppenaufgängen zu den Wohnräumen der Dienerschaft begann Arakasi zu laufen. Er hatte bereits einen Verdacht: Er erwartete, daß er nur noch die Leichen des Gewürzhändlers und seiner Träger finden würde.
    In einem engen, keilförmigen Raum auf dem Speicher über den Lagerräumen öffnete Arakasi eine Truhe. Die ledernen Angeln quietschten, als er den Deckel gegen die Wand lehnte; er stöberte in der Truhe herum und zog schließlich die hwaetfarbene Robe eines Wanderpriesters einer unbedeutenderen Gottheit – Alihama, die Göttin der Reisenden – heraus. Das Gewand war voller alter Fettflecken und Straßenstaub. Schnell warf sich Maras Supai das Kleidungsstück über die nackten Schultern und zog die Schlingen und Haken zu. Dann förderte er ein Paar zerschlissener Sandalen zutage, dazu eine purpurn gestreifte Schärpe und eine weit herunterfallende kapuzenartige Kopfbedeckung mit Troddeln. Als letztes griff er nach einem Rauchfaß aus Porzellan, das mit Tonglöckchen besetzt war.
    Seine Verkleidung als Priester Alihamas war damit vollständig, doch da er außerdem Maras Supai war, steckte er sieben wertvolle Wurfmesser aus Metall ein; jedes von ihnen war sorgfältig ausbalanciert und rasiermesserscharf geschliffen. Fünf der Messer verbarg er unter seiner breiten Schärpe, die anderen beiden schob er zwischen die Sohlen seiner Sandalen aus Needra-Leder.
    Als er die enge Kammer verließ, tat er dies mit rollenden, schlaksigen Schritten, und auf der Treppe achtete er sehr sorgfältig darauf, wohin er trat, denn er schien auf einem Auge zu schielen.
    So vollständig war seine Verwandlung, daß Hokanu ihn beinahe verpaßt hätte, obwohl er direkt an ihm vorbeiging, als er das Landhaus verließ. Doch dann fiel der Blick des Erben der Shinzawai auf die breite, knallig-bunte Schärpe, und da er nichts davon mitbekommen hatte, daß ein Priester Alihamas in der Küche verköstigt worden war, zuckte er plötzlich unter der Erkenntnis zusammen, daß Arakasi beinahe an ihm vorbeigeschlüpft wäre.
    »Wartet!« rief er.
    Der Supai drehte sich nicht um, sondern schlurfte weiter auf die Anlegestelle zu, ganz wie jemand, der unbedingt die nächste Barke erwischen wollte, die Botschaften nach Kentosani bringen sollte.
    Hokanu mußte rennen, um ihn noch einzuholen, was nicht ganz einfach war, da er hohe midkemische Reitstiefel und enge Reithosen trug. Er packte den Supai an der Schulter – und zuckte erschreckt zurück, als der Mann bei seiner Berührung mit unglaublicher Geschwindigkeit herumschnellte.
    Arakasis Hand löste sich von seiner Schärpe. Er warf Hokanu einen

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