Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schwarzen Roben

Die Schwarzen Roben

Titel: Die Schwarzen Roben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
Vom Netzwerk:
Acoma-Boten stand die Sonne eigentlich zu hoch am Himmel, um sich in solcher Eile zu bewegen – außer sein Auftrag war wirklich dringend. Arakasi runzelte die Stirn, als er an den grimmigen Gesichtsausdruck des Läufers dachte. Blitzschnell wirbelte der Supai herum und rannte zurück in Richtung Kentosani.
    Er war leichtfüßig und wie der Botenläufer eines kleinen Kaufmanns gekleidet. Dennoch benötigte er einige Minuten, um den Läufer einzuholen, und nicht einmal seine verzweifelte Frage ließ den Mann seinen Schritt verlangsamen.
    »Ja, ich trage Botschaften des Hauses Acoma bei mir«, antwortete der Läufer. »Ihr Inhalt geht dich nichts an.«
    Es war heiß, die Straße war staubig und uneben, und es erforderte eine gewaltige Anstrengung, mit dem Mann, der sich nicht aufhalten lassen wollte, auf gleicher Höhe zu bleiben. Aber Arakasi hielt mit. Er betrachtete den Läufer genau, seine engstehenden Augen, seine breite Nase, sein kräftiges Kinn, und suchte in seinem Gedächtnis nach dem Namen des Mannes.
    »Hubaxachi«, sagte er nach einer Pause. »Als Maras treuer Diener geht es mich sehr wohl etwas an, weswegen du in der heißen Mittagszeit wie ein Verrückter in Richtung Kentosani rennst. Die Lady würde nie aus einer Laune heraus riskieren, daß einer ihrer Läufer einen Hitzschlag bekommt. Daraus läßt sich ganz klar ableiten, daß etwas nicht in Ordnung ist.«
    Der Läufer blickte überrascht zu ihm hinüber. Schließlich erkannte er Arakasi als einen von Maras Beratern und verfiel in einem langsameren Trab. »Ihr!« rief er verblüfft. »Wie hätte ich Euch in dieser Verkleidung erkennen sollen? Sind das da nicht die Farben der Händlergilde von Keschai?«
    »Vergiß das einfach«, blaffte Arakasi, dem allmählich die Puste und die Geduld ausgingen. Er nahm das Stirnband ab, das den Läufer irritiert hatte. »Erzähl mir, was passiert ist.«
    »Es geht um die Herrin«, keuchte der Läufer. »Sie hatte eine schwere Geburt. Ihr Sohn hat es nicht überlebt.« Er schien sich zusammenzureißen, bevor er die nächsten Worte sprach. »Sie blutet fürchterlich. Ich wurde losgeschickt, um einen Priester Hantukamas zu suchen.«
    »Bei der Göttin der Barmherzigkeit.« Arakasi schrie es beinah. Er wirbelte erneut herum und lief auf das Landhaus der Acoma zu. Das Stirnband, das seine Verkleidung vervollständigt hatte, flatterte vergessen in seiner Faust im Wind.
    Wenn der schnellste Läufer der Lady losgeschickt worden war, um einen Priester Hantukamas herbeizuschaffen, dann konnte das nur bedeuten, daß Mara im Sterben lag.

    Eine sanfte Brise bewegte die Vorhänge, und die Bediensteten huschten lautlos hin und her. Hokanu saß an Maras Bett, sein Gesicht eine gelassene Maske, die seinen Kummer verbergen sollte. Er wünschte sich, er könnte sich den Schwertern von tausend Feinden entgegenstellen, anstatt sich auf Hoffnung, Gebete und die zweifelhaften Ideen von Heilern verlassen zu müssen. Er durfte nicht an das totgeborene Kind denken, an den armseligen kleinen Leichnam. Das Baby war tot, war zu Turakamu gegangen, ohne einen einzigen Atemzug getan zu haben. Die Lady lebte jedoch noch – wenn auch nur sehr schwach.
    Ihr Gesicht war totenbleich, und die Umschläge und kalten Kompressen, die die Hebammen benutzten, um die Blutung zu stillen, schienen wenig zu nützen. Der scharlachrote Strom floß unaufhaltsam weiter. Hokanu hatte fürchterliche, tödliche Wunden auf dem Schlachtfeld gesehen, die ihn weniger bekümmert hatten als dieses schleichende, heimtückische Bluten, das die Umschläge jedes Mal, wenn sie gewechselt wurden, erneut rot färbte. Er biß sich in stummer Verzweiflung auf die Lippen, nahm weder das Sonnenlicht draußen wahr noch die Hornsignale der Depeschenbarke mit den täglichen Neuigkeiten aus Kentosani.
    »Mara«, flüsterte Hokanu sanft, »vergib meinem starrsinnigen Herzen.« Obwohl er kein tief religiöser Mann war, hielt er sich doch an den Tempelglauben, daß das Wallum hören und sich merken konnte, was die Ohren und das Bewußtsein nicht vermochten. Er sprach so, als ob Mara bei Bewußtsein wäre und ihm zuhören würde und nicht reglos wie eine Statue im Koma auf dem Bett liegen würde.
    »Du bist die letzte der Acoma, Lady, und das nur, weil ich deinen Forderungen nicht nachgeben wollte, Justin zu deinem Erben zu machen. Jetzt bedauere ich meine Selbstsüchtigkeit und meine Weigerung, die Bedrohung des Namens der Acoma einzugestehen.« Hokanu machte eine Pause; er mußte sich

Weitere Kostenlose Bücher