Die Schwarzen Roben
Blick aus schielenden Augen zu und sagte mit samtweicher Stimme: »Ihr habt mich erschreckt.«
»Das habe ich bemerkt.« Hokanu wirkte ungewöhnlich verlegen. »Ihr seid viel zu langsam, wenn Ihr die Barke benutzt und anschließend die Straßen entlangwandert. Ich werde Euch begleiten – und wir werden beide auf Pferden reiten.«
Der Supai versteifte sich. »Euer Platz ist an der Seite Eurer Lady«
»Ja, ich weiß.« Man konnte Hokanu seinen Kummer ansehen. Er nestelte nervös an der ledernen Reitpeitsche herum, die in seiner Schärpe steckte. »Aber was kann ich hier schon tun – außer dasitzen und zusehen, wie sie elend dahinsiecht. Nein, ich werde Euch begleiten.« Er sprach nicht aus, was beiden klar war: daß Arakasi in den Diensten der Acoma stand und Hokanu als Maras Gemahl nicht sein rechtmäßiger Herr war; er konnte nicht über Arakasis Loyalität befehlen. »Ich kann Euch nur bitten«, sagte er, und man konnte den Schmerz in seiner Stimme hören. »Bitte erlaubt mir, Euch zu begleiten. Laßt mich helfen – um unserer Lady willen.«
Arakasi betrachtete Hokanu abschätzend, ohne jedes Mitgefühl in seinen dunklen Augen; dann schaute er weg.
»Ich sehe, was ich Euch antun würde, wenn ich Eurer Bitte nicht nachkommen würde«, sagte er leise. »Aber Pferde wären unpassend. Ihr könnt als mein Akolyth reisen, wenn Ihr wollt.«
Aber Hokanu bewies seinen Scharfsinn. »Wie viele Menschen außerhalb dieser Güter haben jemals in ihrem Leben ein Pferd von der barbarischen Welt jenseits des Spalts gesehen? Glaubt Ihr wirklich, irgend jemand würde auf die Reiter achten? Sie werden die Tiere anstarren, und wenn sie damit fertig sind, werden wir schon längst in einer Staubwolke verschwunden sein.«
»Also gut«, gab Arakasi nach, auch wenn ihn das Mißverhältnis zwischen seiner Verkleidung und dem von Hokanu vorgeschlagenen Transportmittel nach wie vor störte. Es bedurfte nur eines klugen Mannes, der dazu in der Lage war, sein Gesicht mit einem Priester in Verbindung zu bringen, der sich nicht gemäß seinen Ordensregeln verhielt, und dazu mit einer exotischen Kreatur von der anderen Seite des Spalts, und all seine Arbeit wäre vergebens. Doch noch während er über dieses Risiko nachdachte, wurde ihm plötzlich klar: Er liebte Mara mehr als seine Arbeit, mehr als sein eigenes Leben. Falls sie starb, würde sein Anteil an der Zukunft, am Aufbau eines besseren, stärkeren Kaiserreiches wie Staub verwehen.
Einer Eingebung folgend sagte er: »Es soll geschehen, wie Ihr wünscht, Mylord. Aber Ihr werdet mich an den Sattel binden, und ich werde wie ein Gefangener vor Euch hergetrieben werden.«
Hokanu, der schon unterwegs zu den Ställen war, warf einen überraschten Blick über die Schulter. »Was? Bei Eurer Ehre, niemals könnte ich Euch so mißbrauchen!«
»Ihr werdet es tun müssen.« Mit einem Schritt war Arakasi bei ihm. Er schielte immer noch auf einem Auge; wie es schien, konnte keine Ablenkung ihn dazu bringen, aus seiner selbstgewählten Rolle zu fallen. »Ihr müßt es tun! Ich werde dieses Priestergewand auch später noch benötigen, daher müssen wir uns passende Umstände zurechtschneidern. Ich bin ein heiliger Mann, der unehrenhaft genug war, einen Diebstahl zu begehen.
Eure Diener haben mich gefangen. Jetzt werde ich nach Kentosani zurückgebracht, um der Gerichtsbarkeit des Tempels übergeben zu werden.«
»Das klingt vernünftig genug.« Hokanu winkte ungeduldig einen Diener beiseite, der herbeigeeilt kam, um das Tor zu öffnen, und kletterte über den Zaun, um Zeit zu gewinnen. »Aber Euer Wort genügt. Ich werde Euch nicht an den Sattel binden.«
»Ihr werdet es tun«, antwortete Arakasi mit einem dünnen Lächeln, »es sei denn, Ihr wollt alle paar hundert Schritte anhalten und mich aus dem Straßenstaub auflesen. Lord Hokanu, ich habe in jeder nur denkbaren Verkleidung gearbeitet, die man sich in diesem Kaiserreich vorstellen kann, dazu noch in etlichen fremdartigen. Doch bei der Liebe der Götter für Abartiges, ich habe niemals versucht, auf einem Tier zu reiten. Allein schon die Vorstellung jagt mir kalte Schauer über den Rücken.«
Sie hatten den Hof erreicht, wo auf Hokanus Anweisung ein angeheuerter freier Midkemier mit zwei gesattelten Pferden wartete. Das eine war dunkelgrau, das andere ein Fuchs, und obwohl sie weniger feurig waren als der Rappe, der Ayaki gehört hatte, bemerkte Hokanu, daß Arakasi die Tiere beklommen beäugte. Doch nicht einmal jetzt hörte der Supai
Weitere Kostenlose Bücher