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Die Schwarzen Roben

Die Schwarzen Roben

Titel: Die Schwarzen Roben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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mich im Haus eines solchen Mannes nicht genauestens auskennen würde. Man muß den Agenten sagen, an welchen Türen sie zu lauschen haben, ganz zu schweigen von jener Situation, als ich einem Attentäter genaueste Anweisungen geben mußte, welche fünf Diener er zu töten –«
    Arakasi brach ab. In seine Augen trat ein nachdenklicher Ausdruck.
    »Was ist?« fragte Hokanu, während sie einen gefliesten Portikus hinabrannten; seidene Vorhänge wehten in ihrem Luftzug. »Was denkt Ihr? Ich weiß, es betrifft Mara.«
    Arakasi schüttelte abwehrend den Kopf. »Ich hatte gerade so etwas wie eine Ahnung. Wenn ich sie mit Tatsachen untermauern kann, werde ich Euch mehr sagen.«
    Hokanu respektierte die Fähigkeiten des Supai und drängte daher nicht weiter auf eine Antwort. Er richtete sein Herz und all seine Energie aufs Laufen und erreichte die Küche einen halben Schritt vor Arakasi.
    Die Bediensteten blickten erschrocken auf. Sie bereiteten gerade das Abendessen für die Feldarbeiter zu. Mit weit aufgerissenen Augen blickten sie auf die unordentliche Erscheinung ihres Herrn, dann warfen sie sich ehrerbietig zu Boden.
    »Euer Wille geschehe, Herr«, rief der Chefkoch, seine Stirn auf die Fliesen gepreßt.
    »Schalen, Tassen«, keuchte Hokanu unzusammenhängend. »Jedes Geschirr, das meine Lady benutzt hat, als der fremde Gewürzhändler hier war. Holt alles heraus, damit der Heiler es sich ansehen kann.«
    Der Chefkoch erblaßte; selbst sein Nacken wurde weiß. »Herr«, murmelte er, »ich habe bereits darin versagt, Eure Forderungen zu erfüllen. Die Tassen und Schalen von gestern wurden wie immer bei Sonnenuntergang gereinigt und weggeräumt.«
    Arakasi und Hokanu tauschten gehetzte, verzweifelte Blicke. Was auch immer an Abfällen nicht den Jiga-Vögeln vorgeworfen worden war, war sicherlich verbrannt worden, um keine Insekten anzulocken.
    Es war keine Spur von den Giften übriggeblieben, die der Gewürzhändler aus Midkemia dabeigehabt haben mochte. Und solange sie nicht herausfanden, welches Gift Mara gefällt hatte, gab es auch keinerlei Hoffnung, ein Gegenmittel zu finden.
    Arakasi spürte instinktiv, daß Hokanu kurz davorstand, zu explodieren und seine Verzweiflung in sinnlose Taten münden zu lassen. Er packte den Lord an der Schulter. »Hört mir zu!« sagte der Supai in einem Ton, der die auf dem Bauch liegenden Diener und Dienerinnen sich winden ließ. »Sie liegt im Sterben, das stimmt, und das Baby ist schon tot. Aber noch ist nicht alles verloren!«
    Hokanu antwortete nicht; doch Arakasi spürte, daß sein Körper wie ein Drahtseil gespannt war.
    Etwas freundlicher fuhr der Supai fort: »Sie haben ein langsam wirkendes Gift benutzt –«
    »Sie wollten, daß sie leidet!« schrie Hokanu qualvoll. »Ihre Mörder wollten, daß wir alle zusehen und doch nichts tun können.«
    Arakasi riskierte unaussprechliche Konsequenzen – nicht nur, weil er die Hände auf einen Edlen legte, sondern auch, weil er einen Mann provozierte, den Wut und Schmerz ohnehin schon an den Rand des Zusammenbruchs gebracht hatten –, als er den Lord der Shinzawai schüttelte. »Ja und noch mal ja!« brüllte er zurück. »Aber es ist genau diese Grausamkeit, die ihr das Leben retten wird!«
    Jetzt besaß er Hokanus Aufmerksamkeit – und viel von der Wut des Kriegers richtete sich jetzt auf ihn. Arakasi war sich der Gefahr nur zu bewußt; schwitzend sprach er weiter: »Es ist unmöglich, rechtzeitig einen Priester Hantukamas zu finden. Der nächste –«
    »Sie wird verbluten, lange bevor das Gift sie umbringen wird«, unterbrach ihn Hokanu.
    »Bedauert sie deswegen – nein«, sagte Arakasi brutal. »Bei meiner Ankunft sprach ich mit der Hebamme. Sie hat jemanden zum Tempel Lashimas gesandt, um Blätter der goldenen Kronenblume kommen zu lassen. Ein Umschlag aus ihnen wird die Blutung zum Stillstand bringen. Das gibt mir eine sehr, sehr kurze Zeitspanne, um den Gewürzhändler ausfindig zu machen.«
    Allmählich kehrte die Vernunft in Hokanus Augen zurück. »Der Kaufmann hatte barbarische Träger.«
    Arakasi nickte. »Er war auch sehr protzig gekleidet. Das Gold muß viel Aufsehen erregt haben.«
    Trotz seiner alles überwältigenden Sorgen zeigte Hokanu seine Überraschung. »Woher wißt Ihr das? Seid Ihr dem Mann auf der Straße begegnet?«
    »Nein«, antwortete Arakasi mit einem dünnen Lächeln, als er Maras Ehemann losließ. »Ich hörte das Getratsche der Diener und Dienerinnen.«
    »Überseht Ihr denn nie irgendeine

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