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Die Schwarzen Roben

Die Schwarzen Roben

Titel: Die Schwarzen Roben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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auf zu schielen.
    »Ihr lügt«, sagte Hokanu, doch der Tonfall nahm seinen Worten die Schärfe. »Durch Eure Adern rinnt Eiswasser anstatt Blut, und wenn Ihr besser mit dem Schwert umgehen könntet, würdet Ihr einen ganz hervorragenden Feldherrn abgeben.«
    »Laßt ein Seil herbeibringen«, antwortete Arakasi kurz und bündig. »Ich werde Euch einige Knoten zeigen, die die Seeleute benutzen, Lord Hokanu. Und um unser beider willen hoffe ich, daß Ihr sie ordentlich festzurren werdet.«

    Die Pferde donnerten im Galopp dahin, ihre Hufe ließen ockergelben Staub in der Luft aufwirbeln. Dem Verkehr auf der Straße tat das nicht besonders gut. Die Needra vor den Wagen und Karren schnaubten und scheuten und versuchten, an den Straßenrand – und damit in Sicherheit – zu gelangen. Die Fahrer fluchten und brüllten vor Wut, doch aus dem Wutgebrüll wurden Entsetzensschreie, als die vierbeinigen Wesen aus der Welt jenseits des Spalts an ihnen vorbeischossen. Läufer sprangen mit weit aufgerissenen Augen zur Seite, und Handelskarawanen lösten ihre Formation auf, während die Treiber und Karawanenmeister gaffend wie Bauern daneben standen.
    »Ihr habt diese Kreaturen niemals außerhalb des Landsitzes verwendet«, vermutete Arakasi mit unbewegter Stimme. Seine Hände waren am Sattelhorn festgezurrt, seine Knöchel mit einem Seil, das unter dem Bauch des Pferdes hindurchging, zusammengebunden, was ihm bei seinem Versuch, Haltung und Würde zu bewahren, unbeschreibliche Unannehmlichkeiten bereitete. Seine Priesterrobe flatterte wie eine Fahne im Wind, und sein Rauchfaß schlug ihm jedesmal gegen die Wade, wenn der Wallach seine Hufe aufsetzte.
    »Versucht Euch zu entspannen«, meinte Hokanu in dem Versuch, hilfreich zu sein. Er saß scheinbar mühelos im Sattel, die Zügel fest in der Hand; seine dunklen Haare wehten im Wind. Er wirkte ganz und gar nicht wie jemand, der sich beim Reiten an unaussprechlichen Stellen wundscheuerte. Wahrscheinlich hätte er das Spektakel sogar genossen, das seine fremdartigen Tiere auf der Straße verursacht hatten, wenn er sich nicht so viel Sorgen um seine Frau gemacht hätte.
    »Woher wißt Ihr, daß es Sinn macht, in Kentosani mit der Suche zu beginnen?« fragte Hokanu, als er entlang eines bewaldeten Abschnitts der Straße die Pferde zügelte, um ihnen eine Verschnaufpause zu gönnen.
    Arakasi schloß die Augen, als ihm erneut ein Stoß durch den ganzen Körper fuhr. Sein Wallach hatte auf den Zug am Leitzügel reagiert und fiel aus dem Galopp in Trab, schließlich in sanften Schritt. Der Supai seufzte und trat das Rauchfaß von seinem mit blauen Flecken übersäten Knöchel weg. Der Blick, den er zur Seite warf, sprach Bände. Seiner Stimme war allerdings nichts anzumerken, als er Hokanus Frage beantwortete.
    »Die Heilige Stadt ist der einzige Ort im ganzen Kaiserreich, wo bereits Midkemier wohnen, wo Thuril und selbst die Wüstenbewohner von Tsubar in den Gewändern ihrer Heimat herumlaufen. Ich nehme an, daß unser Gewürzhändler auffallen wollte, um danach seine Spur ein bißchen besser zu verwischen; nicht zu sehr, damit wir ihr immer noch folgen können, aber genug, daß wir ihn nicht zu schnell aufstöbern. Ich bin mir ziemlich sicher, daß er einen Herrn hat, der ihm klare, eindeutige Befehle bezüglich Eurer Lady gegeben hat – und dieser Mann, dieser Feind, wird sein Geheimnis bewahren wollen.«
    Der Supai hatte noch eine zweite, weit aufschlußreichere Vermutung, doch die behielt er zunächst für sich. Er wollte nicht einfach einen Verdacht äußern, sondern warten, bis er Beweise hatte. Schweigend ritten die beiden Männer unter einem Blätterdach aus Ulo-Bäumen dahin. Beim Anblick und Geruch der fremden Tiere flatterten Scharen von Vögeln wild durchs Geäst. Die Pferde schnappten nach Fliegen und schenkten den Vögeln keinerlei Beachtung.
    Hokanus Freude am Reiten stand deutlich erkennbar im Gegensatz zu den Gefühlen, mit denen er innerlich zu kämpfen hatte. Hinter jeder Wegkrümmung, im Schatten eines jedes Baumes schien eine Bedrohung zu lauern. Erinnerungen quälten ihn, Erinnerungen an Maras bleiches Gesicht auf dem Kopfkissen, an ihre Hände, die so unnatürlich still auf der Decke gelegen hatten. Die Sorge raubte ihm seine Energie, doch sooft er sich auch deswegen schalt, er konnte seine Gedanken auf nichts anderes richten. Er haderte mit sich, daß er nicht mehr tun konnte, als Arakasi mit Pferden zu versorgen, damit er schneller mit seiner Rettungsaktion

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