Die Schwarzen Roben
dazu benutzen, weitere Feinde der Acoma um sich zu sammeln. Tief erschüttert konnte sie nur erneut die Verantwortung übernehmen und für ihren Fehler büßen. Jetzt blieb keine andere Wahl mehr, jetzt konnten nur noch Intrigen den Mord und die Beleidigung vergelten, die zwischen ihr und den Anasati standen. Jetzt war es an der Zeit, wieder das Spiel des Rates zu spielen, mit geheimen Plänen und Morden, hinter der öffentlichen Fassade tsuranischer Korrektheit.
Plötzlich erhob sich ein undefinierbares Stimmengewirr vor dem Kommandozelt; und dann war deutlich Keyokes erstaunte Stimme zu hören: »Auf der äußersten linken Flanke haben sich zwei Kompanien in Marsch gesetzt!«
Mara eilte nach draußen, Furcht verbannte ihre haßerfüllten Gedanken. Sie starrte ungläubig und voller Entsetzen ins Tal hinunter und sah, wie ein Teil der Hadama-Streitkräfte ganz außen an der linken Flanke sich über ihren Befehl hinwegsetzte und vorwärts marschierte.
Der Erhabene, der ihr gefolgt war, stieß eine Beleidigung aus, und weitere Magier erschienen aus dem Nichts und gesellten sich zu ihm.
Angesichts der Neuankömmlinge versuchte Mara gegen ihre Panik anzukämpfen. Wenn sie nichts unternahm, würden die Erhabenen sich der Angelegenheit – der Mißachtung der Befehle der Versammlung! – annehmen. Schon in wenigen Augenblicken könnte der Zorn der Magier sie alle getötet haben – ihr Haus, ihren Clan und alle treuen Bediensteten der Acoma.
»Wer befehligt die linke Flanke?« Die Verzweiflung ließ ihre Stimme schrill klingen.
Irrilandi, der jetzt auf dem Hügel eintraf, antwortete: »Es ist eine Reservekompanie, Mistress. Sie steht unter dem Befehl des Lords der Pechta.«
Mara biß sich nachdenklich auf die Lippe: Der Lord der Pechta war erst vor kurzem zu seinem Erbe gekommen. Kaum älter als ein Junge, hatte er nur aus Respekt vor seinem Rang den Befehl, nicht wegen seiner Fähigkeiten oder Erfahrungen. Die tsuranische Tradition gab ihm das Recht auf einen Platz in den vorderen Reihen. Lujan hatte sein möglichstes getan und dem Jungen den Befehl über eine Hilfstruppe gegeben, die nur zum Einsatz gekommen wäre, wenn der Ausgang des Kampfes bereits entschieden gewesen wäre. Doch jetzt drohte seine Jugend oder sein heißes Blut die völlige Vernichtung heraufzubeschwören.
Keyoke betrachtete die Situation im Tal mit den Augen eines meisterhaften Taktikers. »Dieser ungestüme Narr! Er versucht zuzuschlagen, solange noch Verwirrung in den Reihen der Anasati herrscht. Hat er die Erhabenen nicht gesehen? Wie konnte er ihre Ankunft ignorieren?«
»Er hat den Verstand verloren.« Hokanu deutete auf die Läufer, die inzwischen selbst die am weitesten entfernten Linien erreicht hatten. »Oder er kann keine Signalflaggen lesen.«
Saric raste davon, um noch mehr Läufer loszuschicken, während sich überall auf dem Schlachtfeld ältere befehlshabende Offiziere durch die Masse der zurückdrängenden Krieger schoben und von allen Seiten auf Lord Pechtas Banner zuströmten.
Vom Hügel aus sah Lady Mara voller Schrecken zu, wie zwei volle Kompanien in den orange-blauen Rüstungen der Pechta zum Angriff auf die rechte Flanke der Anasati übergingen. Die Soldaten in Rot und Gelb wirbelten in einer Kehrtwendung herum und machten sich bereit, dem Angriff zu begegnen. Der Wind trug die Rufe ihres Anführers heran, der jeden Krieger ermahnte, einen kühlen Kopf zu bewahren. Es waren erfahrene Soldaten, oder die Furcht verlieh ihnen Klugheit. Zumindest hielten sie sich an das Edikt der Erhabenen und stürmten nicht los, um auf die Herausforderung durch den Lord der Pechta zu reagieren.
Keyokes sehnige Hand umklammerte seine Krücke so fest, daß sie weiß wurde. »Er ist weise, dieser Befehlshaber der Anasati. Er wird nicht gegen den Befehl zum Rückzug verstoßen; sollten die Pechta weiterdrängen, müssen sie hügelauf angreifen. Er hat Zeit zu warten, und vielleicht kann er den Waffenstillstand einhalten.«
Die Wörter waren zur Beruhigung der schwarzgewandeten Magier gedacht, die mittlerweile ein unruhiges Knäuel bildeten. Mit gerunzelten Stirnen unter tintenschwarzen Kapuzen sahen sie zu, wie die Truppen der Pechta Hals über Kopf auf der Seite der Ionani den Hügel hinaufstürmten.
Einer der Magier sagte etwas, und zwei seiner Gefährten verschwanden, lösten sich mit einem pfeifenden Geräusch buchstäblich in Luft auf.
Maras Bedienstete warfen sich voller Furcht unterwürfig bäuchlings auf den Boden, und mehr als
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