Die Schwarzen Roben
rächen, verwehrt wurden, war die Ehre der Acoma verwirkt. Sich ohne Blutvergießen von diesem Schlachtfeld zu entfernen, würde sie weitaus mehr entwürdigen als jede mögliche Schande, die auf die Anasati fallen mochte. Ihr Sohn war derjenige, der ungerächt blieb; Lord Jiro würde der Sieg geschenkt. Er würde für seinen Mut hochgeschätzt werden, denn er war in die Schlacht gezogen, um seine Ehre im Kampf zu verteidigen; und es waren nicht die Schatten seines Sohnes oder seiner Ahnen, die für immer herabgesetzt würden, weil ihnen der Blutpreis für einen Mord vorenthalten wurde. Als Angreiferin, der es nicht gelungen war, ihre Forderung im Kampf durchzusetzen, würde die Lady der Acoma viel von der Ehrfurcht einbüßen, die ihr kraft ihres Ranges eigentlich zustand.
Mara fand ihre Stimme wieder. »Ihr zwingt mich zu unehrenhaftem Verhalten, Erhabener.«
Der Magier wischte ihre Bemerkung mit hochmütiger Ruhe beiseite. »Eure Ehre, oder der Mangel einer solchen, geht mich nichts an, Gute Dienerin. Die Versammlung handelt immer für das Wohl des Kaiserreichs. Der Blutzoll eines Konflikts zwischen dem Clan Hadama und dem Clan Ionani würde das Kaiserreich schwächen und gegenüber Angriffen von außen verletzbar machen. Deshalb sage ich Euch: Keiner Streitmacht der Acoma oder der Anasati oder ihrer Clans oder Verbündeten ist es gestattet, aus diesem oder irgendeinem anderen Grund gegeneinander in die Schlacht zu ziehen. Es ist Euch untersagt, Krieg gegen Lord Jiro zu führen.«
Mara beherrschte sich nur mit äußerster Willenskraft. Sie war Zeugin gewesen, damals, als der barbarische Erhabene Milamber über der Kaiserlichen Arena den Himmel aufgerissen hatte. Die entfesselten Gewalten hatten an jenem Tag viele Todesopfer gefordert, sie hatten die Erde erzittern und aus den Wolken Feuer regnen lassen. Trotz ihres überwältigenden Kummers hatte Mara noch nicht jede Vernunft verloren und vergessen, daß die Magier die größte Macht im Kaiserreich darstellten.
Der junge, namenlose Magier schaute sie an, arrogant, schweigend. Mara schluckte schwer. Ihre Wangen röteten sich, und Hokanu neben ihr konnte spüren, wie sie vor unterdrücktem Zorn zitterte. Doch sie war eine Tsurani. Der Wille der Erhabenen mußte befolgt werden. Sie nickte steif. »Wie Ihr wünscht, Erhabener.«
Sie verbeugte sich tief, wenn auch verärgert, und wandte sich halb ihren Beratern zu. »Gebt den Befehl zum Rückzug.« Sie hatte keine Wahl. Obwohl sie die Herrscherin des größten Hauses im Kaiserreich war, obwohl sie die Gute Dienerin war, blieb auch ihr nichts anderes übrig, als sich dem Unvermeidlichen zu beugen. Alles andere würde die Situation nur noch schlimmer machen.
Hokanu überbrachte die Befehle seiner Lady Saric schüttelte seine Verblüffung ab und beeilte sich, die Läufer außerhalb des Zeltes aus ihrer unterwürfigen Haltung hochzuscheuchen. Keyoke hielt die entsprechenden Flaggen bereit, und als wären sie dankbar, der Gegenwart der schwarzgekleideten Gestalt im Kommandozelt entkommen zu können, schnappten die Boten sich die grünweißen Flaggen und eilten zum Hügel davon, um den Befehl zum Rückzug zu übermitteln.
Lujan, der mitten auf dem Feld zwischen seinen Kriegern kniete, sah das Signal. Er legte die Hände trichterförmig an den Mund und rief, und um ihn herum riefen die anderen Kommandeure des Clans Hadama zum Rückzug. Wie eine in Schach gehaltene Welle standen die Männer langsam auf, sammelten ihre Schwerter und Speere ein und kehrten zu ihren Gefährten zurück. Unruhe machte sich breit, als sie sich wieder formierten und den Marsch zurück zu den Hügeln begannen, wo sich die Lager ihrer Herrscher befanden.
Die Armeen, die eigentlich aufeinander hätten losgehen sollen, zogen sich voneinander zurück, verließen die zertrampelte Weide. Die zwischen den Feinden stehenden Magier beobachteten den Rückzug und verschwanden dann, einer nach dem anderen, zum Hügel in der Nähe des Kommandozeltes der Ionani.
Mara, immer noch zutiefst verbittert, bemerkte kaum den Magier vor noch Hokanu neben sich, während sie Anweisungen gab, die Streitkräfte des Clans Hadama nach Hause in ihre jeweiligen Garnisonen zu entlassen. Sie mochte das Ende des Krieges sehen, doch ihre Augen blieben hart und unnachgiebig. Der Ehre mußte Genüge getan werden. Sich in das Schwert ihrer Familie zu stürzen, wäre keine gerechte Wiedergutmachung für Ayakis Leben. Hinzu kam die öffentliche Schmach. Jiro würde diese Schande
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