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Die Schweigende Welt Des Nicholas Quinn

Die Schweigende Welt Des Nicholas Quinn

Titel: Die Schweigende Welt Des Nicholas Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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Sie?«
    »Ja.«
    »Sie haben einen Film mit dem Titel Die Nymphomanin gesehen?«
    »Ja.«
    »Und Sie blieben bis zum Ende des Films mit Mr. Martin zusammen?«
    »Wir sind ein paar Minuten vor Schluß gegangen.«
    »Trifft es zu, Miss Height, daß ich Ihnen auch eine andere Frage hätte stellen können? Eine Frage, die entscheidende Bedeutung für den Mord an Nicholas Quinn gehabt hätte?«
    »Ja.«
    »Und diese Frage wäre nicht gewesen: ›Wen haben Sie gesehen, als Sie ins Kino kamen?‹, sondern: ›Wen haben Sie gesehen, als Sie herauskamen?‹«
    »Ja.«
    »Und da haben Sie in der Tat jemanden gesehen?«
    »Ja.«
    »Würden Sie die Person wiedererkennen, die Sie an diesem Tag aus dem STUDIO 2 kommen sahen?«
    »Ja.«
    »Ist es jemand aus Ihrem Bekanntenkreis?«
    »Ja.«
    »Befindet sich diese Person zur Zeit hier im Raum?«
    »Ja.«
    »Würden Sie uns die fragliche Person bitte zeigen.«
    Monica Height hob den Arm. Es war fast wie eine Magnetnadel, die zum Pol zeigt und sich langsam auf den richtigen Kurs einpendelt. Zunächst dachte Mrs. Seth, der Arm sei direkt auf Morse gerichtet, aber das konnte ja nicht sein. Und dann folgte sie dem anklagend gereckten Finger und glaubte, ihren Augen nicht zu trauen. Monicas Hand deutete direkt auf den Geschäftsführer des Verbandes.
     

31
     
    Diesmal hatte man Lewis wunderbarerweise einmal nicht außen vor gelassen. Es war Lewis gewesen, der vor Roopes Haus Posten bezogen hatte. Es war Lewis gewesen, der beobachtet hatte, wie Roope das Haus verließ und langsam zu dem Parkplatz am Bahnhof ging. Es war Lewis gewesen, der den Zeitungsboten aufgestöbert und den Adressaten von Roopes kurzer, dringender Mitteilung ausfindig gemacht hatte. Es war Lewis gewesen, der Morse in den Wartesaal beordert und mit ihm die beiden Männer beobachtet hatte, die im hintersten Winkel des Parkplatzes auf den Vordersitzen eines dunkelbraunen Vanden Plas saßen. Es war Lewis gewesen, der Roope verhaftet hatte, als er sich gestern früh zum letztenmal aus dem Haus gewagt hatte.
    Gewiß, ganz im dunkeln tappte Lewis also nicht, aber so, daß es ihn an die Küsten des Lichtes verschlagen hätte, war es nun auch wieder nicht. Und am Nachmittag nutzte er die günstige Gelegenheit, ein paar Punkte klarzustellen.
    »Wie sind Sie eigentlich auf Bartlett gekommen, Sir?«
    Morse hatte es sich in seinem schwarzen Ledersessel gemütlich gemacht und gab bereitwillig Auskunft. »Wir wußten relativ früh, Lewis, daß sich Bartlett und Roope nicht grün waren, und ich fragte mich, woran das wohl lag. Ganz allmählich dämmerte es mir. Ich hatte mir die falsche Frage gestellt, eine Nicht-Frage gewissermaßen. Es bestand gar keine Feindschaft zwischen den beiden, sie taten nur so. Sie arbeiteten in der Al-jamara-Sache Hand in Hand, wußten es aber so einzurichten, daß Außenstehende nichts von dem abgekarteten Spiel merkten. Das war ganz leicht: Hier und da ein gespielter Nadelstich oder eine kleine Szene vor den anderen Ehrenamtlichen. Ihren großen Auftritt hatten sie, als es um die Berufung eines Nachfolgers für Bland ging. Sie hatten alles genau geplant. Auf wen die Wahl fiel, war ihnen letztlich egal. Wichtig war, daß es aussah, als seien sie nicht einer Meinung, als seien sie sich öffentlich und heftig wegen der Berufung in die Haare geraten. Als Bartlett sich für den einen Kandidaten aussprach, entschied sich Roope prompt für den anderen. So leicht war das. Wäre Bartlett für Quinn gewesen, hätte eben Roope die Gegenposition bezogen.« Morse runzelte leicht die Stirn, fuhr aber dann scheinbar unbekümmert fort. »Und es lief wie geschmiert. Den anderen Ehrenamtlichen war der Streit zwischen ihrem jungen Kollegen Roope und dem von ihnen allen geschätzten Geschäftsführer merklich peinlich. Genau das hatten die beiden ja bezweckt. Keiner würde auf die Idee kommen, daß die beiden gemeinsame Interessen verfolgten. Erst war das sorgsam gepflegte Feindbild nur als Tarnung für die krummen Geschäfte mit dem Emirat gedacht. Als ihnen dann Quinn auf die Schliche kam, war die Konstellation ideal für seine Beseitigung. Verstehen Sie, worauf ich hinauswill?«
    »Ja«, sagte Lewis nachdenklich. »Aber weshalb hat sich ausgerechnet Bartlett auf so etwas eingelassen?«
    »Eine berechtigte Frage. Normalerweise hätte vermutlich nichts und niemand ihn dazu bewegen können, sich auf Kosten des Verbandes zu bereichern. Aber er hatte einen Sohn, Richard. Es war sein Einziger. Ein vielversprechender junger

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