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Die Schweigende Welt Des Nicholas Quinn

Die Schweigende Welt Des Nicholas Quinn

Titel: Die Schweigende Welt Des Nicholas Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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es war sehr still. »Vielleicht ist es aber auch angebracht, Sie über die Ermittlungen der Polizei im Mordfall Quinn und im Mordfall Ogleby zu informieren. Ich freue mich, Ihnen mitteilen zu können, daß der Fall inzwischen gelöst – oder so gut wie gelöst – ist. Lassen Sie es mich in unserem Jargon sagen: Ein Mann ist verhaftet worden und wird zur Vernehmung im Zusammenhang mit dem Mord an Quinn und dem Mord an Ogleby festgehalten.«
    Nur das Rascheln, mit dem Lewis eine Seite seines Notizbuchs umschlug, unterbrach die Stille. Morse stand im Mittelpunkt, die Ehrenamtlichen hingen an seinen Lippen. »Sie wissen wohl – oder die meisten von Ihnen wissen es –, daß am Montag einer Ihrer Kollegen, Christopher Roope, im Zusammenhang mit dem Mord an Quinn kurz in Haft war. Sie wissen vermutlich auch, daß er wenig später wieder auf freien Fuß gesetzt wurde. Das Beweismaterial rechtfertigte es in unseren Augen nicht, ihn länger festzuhalten, und alles schien darauf hinzudeuten, daß er für die Zeit, in der nach Ansicht der Polizei Quinn ermordet wurde, ein hieb- und stichfestes Alibi hatte. Allerdings kann leider kein Zweifel daran bestehen, daß es Roope war, der die Seele des Verbandes verkauft hat – ganz gewiß in Al-jamara, möglicherweise auch noch in anderen Auslandszentren.« Einige der Anwesenden schnappten nach Luft, der eine oder andere machte den Mund auf, aber keiner ließ Morse aus den Augen. »Sein wichtigster Helfershelfer, meine Damen und Herren, war Ihr früherer Kollege George Bland.« Wieder eine Mischung aus Schock und Überraschung, wieder eine Unterströmung gespannter Erwartung. »Ans Licht gekommen ist die Geschichte durch die Aufmerksamkeit und Integrität eines einzelnen Mannes. Dieser Mann war Nicholas Quinn. Wann Quinn seine Entdeckung machte, werden wir vielleicht nie genau erfahren. Denkbar ist es, daß der Anlaß jener Empfang war, zu dem die Emissäre aus Al-jamara eingeladen hatten, als einige der Beteiligten es nach reichlichem Alkoholgenuß an Diskretion fehlen ließen und Quinn die Worte, die er dem einen oder anderen Gast von den Lippen ablas, so deutlich (verstand), als habe der Betreffende sie in ein Megaphon gesprochen. Der Mord an Quinn war, jedenfalls in meinen Augen, die direkte Konsequenz seiner folgenschweren Entdeckung. Man wollte ihn zum Schweigen bringen, um so sicherzustellen, daß diejenigen, die das Vertrauen der Öffentlichkeit getäuscht hatten, weiterhin ihren – zweifellos recht stattlichen – Lohn von ihren Komplizen im Ausland kassieren konnten. Quinn dürfte das, was er wußte oder zumindest argwöhnte, nicht nur dem Schuldigen erzählt haben, sondern auch noch einem Bekannten, von dem er glaubte, er habe mit den Schiebungen nicht das mindeste zu tun. Es handelte sich um Philip Ogleby. Einiges läßt darauf schließen, daß Quinn an jenem Abend mehr trank, als ihm zuträglich war, und daß Ogleby ihm folgte, als er die Party verließ. Ich nehme an, daß Ogleby Quinn einholte und ihm sagte, es sei sträflicher Leichtsinn, sich in seinem Zustand ans Steuer zu setzen. Kann sein, daß er ihm angeboten hat, ihn heimzufahren – aber das kann ich natürlich nicht genau sagen. Fest steht für mich, daß Quinn Philip Ogleby erzählt hat, was er wußte. Wenn nun Ogleby selbst bei den Machenschaften mitgemischt hätte, würde das vieles erklären, was uns im Mordfall Quinn Kopfzerbrechen bereitet hat. Von Quinns Kollegen war Ogleby der einzige, der für die kritische Zeit am Freitag nachmittag kein Alibi hatte. Er ging nach der Mittagspause noch einmal ins Büro und war nach seiner eigenen Aussage den ganzen Nachmittag dort. Quinns Mörder muß sowohl am späten Vormittag als auch zwischen halb fünf und fünf im Haus gewesen sein, und wenn Quinns Mörder einer der Mitarbeiter des Verbandes war, dann gab es nur einen echten Verdächtigen: Ogleby, den Mann, dem sich Quinn anvertraut hatte.«
    Am Tisch erhob sich Gemurmel, und einige der Anwesenden rutschten unbehaglich auf ihren Sesseln herum. Als Morse weitersprach, erzielte er damit denselben Effekt wie ein Dirigent, der mit dem Stab ans Pult schlägt.
    »Als ich Ogleby fragte, wo er am Freitag nachmittag gewesen sei, hat er mich angelogen. Ich habe die Aussage genau prüfen können, denn mein Sergeant –« ein paar Köpfe drehten sich, und Lewis reagierte auf den plötzlichen Ruhm mit einiger Verlegenheit – »hat sich seinerzeit ausführliche Notizen gemacht. Ich weiß inzwischen, in welchem Punkt

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