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Die schweigenden Kanäle

Die schweigenden Kanäle

Titel: Die schweigenden Kanäle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Cramer.
    »In Mailand. In der Scala –«
    »Als was?«
    »Als Othello!«
    »Da war ich schwarz geschminkt! Ich glaube, daß dann kaum eine Ähnlichkeit mit mir besteht. Verlangen die Herren, daß ich mich schwarz anmale? Ich habe meinen Schminkkoffer bei mir.« Er öffnete ein Fach seiner Brieftasche und nahm einen anderen Ausweis heraus. Der Kommissar überflog ihn und gab ihn an Barnese weiter. Der kleine Direktor las und riß sein eines heil gebliebenes Auge weit auf.
    »Partile!« stammelte er. »Tatsächlich! Gino Partile. Der große Partile –«
    »Verlangen die Herren, daß ich noch singe, um es zu beweisen? Vielleicht: Dies Bildnis ist bezaubernd schön …« Er sah dabei Barnese an. Mit einem tiefen Seufzer gab dieser den Ausweis zurück. »Verzeihung, Signore Maestro …«, sagte er wie gebrochen. »Ich kann mich aufhängen! Ich bin erledigt …« Er sank zurück in seinen Sessel und winkte verzweifelt nach einem Pagen, der eine Schüssel mit essigsaurer Tonerde bereithielt.
    »Was ist nun?« Cramer sah sich um. Die Erregung war nicht abgeschwächt, die Verhöre gingen weiter. »Was ist passiert? Ist etwas mit Dr. Berwaldt?«
    »Nein.« Der Kommissar sah auf Ilse, zögernd, ob er auch ihren Paß verlangen sollte. Die Gegenwart des ›großen Partile‹ irritierte ihn. Wie alle Italiener empfand er eine ungeheure Hochachtung vor der Stimme Partiles, eine Achtung, die fast einer religiösen Verehrung glich. »Es ist eingebrochen worden. Bei Signorina Wagner –«
    »Rudolf!« stammelte Ilse.
    »Man hat alles durchwühlt, aber anscheinend nicht gefunden, was man suchte. Dann rief ein Unbekannter – eben der Täter – Direktor Barnese hinauf aufs Zimmer. Er gab sich als Rudolf Cramer aus. Direktor Barnese eilte sofort nach oben und wurde dort, kaum daß er das Zimmer betrat, aus dem Dunkel heraus niedergeschlagen. Man durchwühlte seine Taschen, fand aber nicht, was man suchte, und schlug ihn vollends zusammen. Dann konnte sich der Täter unerkannt entfernen … wenn er nicht noch hier unter den Gästen ist!«
    »Bestimmt nicht«, sagte Cramer überzeugt. »Und wissen Sie, warum man Barnese niederschlug?«
    »Eben nicht! Es war kein Raubüberfall. Alles Geld wurde belassen –«
    »Der Täter suchte den Tresorschlüssel!«
    »Ah!« schrie Barnese und sprang wieder auf. »Der ist immer versteckt in meinem Büro! Also doch ein Raub!«
    »Nein! Es geht um eine Aktentasche …«
    »Eine Aktentasche –?« fragte der Kommissar.
    Barnese seufzte wieder. »Von der Signorina. Die sie in Verwahrung gegeben hat …«
    »Ja.«
    »Und was ist in der Tasche? Schmuck?«
    »Nein.« Cramer atmete tief durch. »Eine Erfindung, ein neues Medikament gegen den Krebs …«
    »Madonna mia!« stöhnte Barnese. »In meinem Tresor –«
    »Und warum …?« Der Kommissar sah etwas dumm zwischen Cramer und Ilse hin und her.
    »Es gibt eine Interessengruppe, die sich dieser Formel bemächtigen will. So wenigstens glaube ich, diesen Fall zu durchschauen. Der Überfall galt allein der Tasche!«
    »Aber wer? Wer hat ein Interesse daran? Wissen Sie das auch, Signore Cramer … o pardon, Maestro Partile …«
    »Ja.«
    »Den Namen bitte.«
    Cramer schüttelte den Kopf. »Es hat keinen Sinn, Kommissar. Sie lachen mich aus.«
    »Aber nein Maestro.«
    »Sergio Cravelli –«
    Der Kommissar wurde verschlossen.
    »Das ist ein schwerer Verdacht, Maestro –«
    »Ich weiß. Aber ich hoffe, Ihnen morgen den Beweis zu erbringen.«
    »Wir haben keinerlei Anhaltspunkte, Signore Cravelli, einen geachteten Bürger Venedigs zu verhören und zu verhaften.«
    »Ich weiß Kommissar. Cravelli hat nicht nur die Schlauheit, sondern auch den Namen auf seiner Seite. Untersuchen Sie weiter, verhören Sie, sichern Sie Spuren – falls welche vorhanden sind, was ich bezweifle. Glauben Sie an den großen Unbekannten. Ich werde Ihnen morgen das Raubtier vor die Füße legen.«
    Der Kommissar schwieg. Er hatte schwere, dunkle Gedanken. Er hatte eigentlich die Pflicht, den großen Partile zu warnen, sich nicht in die Ermittlungen der Polizei einzumischen und sich strafbar zu machen.
    Aber er unterließ den Hinweis. Irgendein Gefühl hinderte ihn daran. Das Gefühl, daß ein Gino Partile nicht ohne Grund solche Verdächtigungen ausspricht.
    »Bitte, halten Sie sich weiter zur Verfügung, Maestro«, sagte er nur und wandte sich ab.
    Die Verhöre gingen weiter, bis in die tiefe Nacht hinein. Sie waren ohne Ergebnis, was man auch gar nicht anders erwartet hatte.
    »Eine

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