Die Schwert-Legende
diente mehr als Schutz, wobei er gleichzeitig angefüllt mit einer Botschaft war, die den Ankömmling auf gewisse Art und Weise warnte, das Schloß zu betreten.
Daraus machte er sich nichts. Die letzten Yards legte er zurück, um vor der Mauer anzuhalten. Er konnte sie sehen. Die anderen hingegen sahen ihn nicht, wer immer sich auch hinter der blauen und nie ganz ruhig stehenden Wand aufhalten mochte.
Die einzelnen Steine kamen ihm vor, als würden sie vibrieren. Sah das Schloß oder die Festung aus der Distanz, auch mächtig und unüberwindbar aus, so stimmte das nicht mehr. Es öffnete sich nicht einmal eine Lücke oder ein Tor. Yakup schritt auf die Mauer zu und kurzerhand hindurch, ohne aufgehalten zu werden. Jetzt stand er in der Festung.
Umgeben von den künstlichen und magischen Mauern einer weiten Halle, deren Dimensionen kein Ende zu nehmen schienen und in die Unendlichkeit hineinführten.
Eine Weite, wie man sie dort nie vermutet hätte.
Ein unbehagliches Gefühl strich über seinen Rücken. Er ging, er war nicht zu sehen, nur seine Schritte klangen nach. Auch der Untergrund schimmerte blau. Es war nicht zu erkennen, aus welch einem Material er bestand, die Fläche war sehr gerade und glatt. Nicht eine Fuge war auf ihr zu erkennen.
Yakup wußte, daß er sich nicht täuschen lassen durfte. So groß das Schloß auch wirkte, einen Moment später konnte es sich, wenn Shimada es wollte, verändern.
Der Ninja stoppte seine Schritte. Er drehte sich und schaute zurück. Eigentlich hätte er die Mauer noch sehen müssen; sie allerdings war verschwommen und zitterte, als würde sie unter starken Stromstößen leiden.
Derjenige, auf den es ihm ankam, ließ sich nicht blicken. Aber Yakup wollte ihm gegenüberstehen. Er fürchtete sich auch nicht davor, daß Shimada ihn töten könnte. Dieser mächtige Dämon brauchte ihn. Er war schlau genug, um zu wissen, daß nur Yakup und seine Freunde ihm den Weg zur steinernen Pyramide in der Arktis zeigen konnten, damit er sich das Schwert der Sonnengöttin unter den Nagel reißen konnte. Yakup, noch immer unsichtbar, öffnete den Mund. Dann rief er laut und kräftig den Namen des Dämons.
»Shimada…!«
Seine Stimme hallte. Es war keine Wand vorhanden, die ein Echo hätte zurückwerfen können. Der Klang verlor sich irgendwo in der nicht meßbaren Ferne des Schlosses.
Die Antwort blieb aus.
»Hast du mich nicht gehört, Dämon? Ich bin gekommen, um gegen dich anzutreten. Du hast dich auf mein Gebiet gewagt, das kann ich nicht hinnehmen…«
Shimada reagierte.
Über Yakup entstanden Lichtblitze. Kurz nur, aber sie hatten etwas hinterlassen.
Kugelartige Gebilde, verformt und verzerrt zu bunten, schrecklichen Fratzen mit weit aufgerissenen Mäulern, aus denen lange Zungenfäden schlugen, starrten ihn an, bewegten sich im Zickzack und jagten ihm plötzlich entgegen.
Yakup kannte sich mit den Kugeldämonen des alten Japans aus. Es waren widerliche Gestalten, die aus der Jigoku stammten und sich von Menschen ernährten.
Als der erste Kopf ihn fast erreicht hatte, tauchte der Ninja zur Seite. Aus dem Unsichtbaren schlug er zu. Das Schwert war nicht zu sehen, es entstand nur ein sausendes Geräusch, als die Klinge durch die Luft fuhr und das Gesicht des Kugeldämons genau in zwei Hälften teilte. In einer farbigen Rauchwolke vergingen sie.
Die beiden anderen Köpfe huschten über ihn hinweg. Yakup lauschte noch ihrem grellen Lachen nach, dann hatte sie die blaue Dunkelheit der Festung verschluckt.
Der einsame Kämpfer lachte laut. »Ist das alles, was du zu bieten hast, Shimada?«
Diesmal bekam er keine Antwort, dafür hörte er das ihm schon bekannte Klatschen der Schwingen, als sich die Vögel durch die Wand schoben und in die Festung flogen.
Sie blieben in respektvoller Entfernung, beobachteten nur. Plötzlich zitterte unter Yakup der Boden. Er sprang unwillkürlich zur Seite, doch auch dort erwischte ihn das Zittern.
Es gab wohl keine Stelle, die davor sicher wäre.
Als Unsichtbarer drehte Yakup sich. Er wollte den Grund für das ungewöhnliche Verhalten des Bodens herausfinden. Aber was war in dieser Festung schon normal?
Die Totenvögel flatterten, auch sie spürten die Veränderung, und Yakup, der zurückblickte, hatte erkannt, daß sich die Umrisse verschoben. Wo er durchgegangen war, stand die Schwärze wie eine finstere Wand.
»Ninja…!« Ein scharfer, langgezogener Ruf erreichte ihn. »Du bist unsichtbar, aber in meiner Welt. Ich spüre dich, ich
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