Die Schwert-Legende
bin hier der Herr, ich halte dich gefangen!«
Die Stimme des Dämons Shimada war in Yakups Rücken aufgeklungen. Als er sich drehte, nahm er mit der linken Hand die Krone vom Kopf. Für einen Moment flimmerte genau die Stelle, wo er stand, dann traten seine Umrisse hervor, er wurde sichtbar.
Und er sah Shimada!
Die Festung hatte sich tatsächlich verändert. Wenn Yakup nach vorn sah, dann schaute er hinein in einen langen, schlauchartigen Gang, an dessen Ende sich, im weißblauen Licht stehend, die Konturen einer Gestalt abmalten.
Dort stand Shimada!
Er sah aus wie eine Figur tief im Hintergrund der Bühne. In einer schmalen, langen, leicht angeschrägten Perspektive malte er sich dort ab wie ein tiefblaues Denkmal.
Shimada rührte sich nicht, er trug auch äußerlich keine Waffe. Nur das hellere Licht zeichnete die blaue Gestalt scharf nach, so daß sie für Yakup auch auf diese Entfernung hin zu erkennen war. Der Ninja hob sein Schwert. »Komm her!« rief er laut. »Komm her und kämpfe!«
Der Dämon lachte ihm entgegen. »Weshalb sollte ich dich jetzt schon töten? Es reicht, daß meine Falle zugeschnappt ist. Ich wußte genau, wie ich provozieren kann. Wenn du die Festung siehst, mußt du einfach kommen, verstanden? Es ist ein innerer Drang, der dich überfällt. Du bist ein Ninja, du hast dich den Gesetzen dieser Kaste unterworfen, und du wirst sie immer einhalten müssen. Ich darf dich in meinem Reich als einen Helfer begrüßen?«
Diesmal lachte Yakup. Er schüttelte sich dabei, als wollte er Wassertropfen abschleudern. »Helfer? Ich soll einem Dämon helfen?«
»Das wirst du, Ninja. Wie gesagt, es gibt gewisse Gesetze, denen wir uns beugen müssen.«
»Was erwartest du?«
»Das Schwert der Sonnengöttin. Die alte Schwert-Legende, die vor langer, langer Zeit geschrieben wurde, soll endlich ein Ende finden. Ich will das Schwert!«
»Dann hole es dir!«
Shimada breitete die Arme aus. Alles sah aus, als würde sich eine Puppe bewegen. »Auch ich bin an Regeln und Gesetze gebunden!« erklärte er laut und deutlich. »Aus diesem Grunde muß ich meine Pläne in bestimmte Bahnen lenken, und du wirst dabei mein Führer sein.«
»Dazu gehören zwei!«
»Das weiß ich. Nur wird dir nichts anderes übrigbleiben, mein Freund. Diese Festung ist ein Teil von mir. Sie ist konzentrierte Magie eines fernöstlichen Reiches, sie gehört und gehorcht mir. Du kannst tun und lassen, was du willst, aber du wirst mir gehorchen müssen, Ninja. Du erkennst schon sehr bald, wie ohnmächtig du mir gegenüberstehst, auch wenn du es mit deinem Schwert versuchst, wie schon einmal, als wir uns in der Höhle des Drachen gegenüberstanden. Ich habe überlebt, ich und meine Festung sind wieder da!«
Es waren Worte, die Yakup nicht auf die leichte Schulter nehmen durfte. Daß Shimada Macht besaß, dokumentierte er in den folgenden Sekunden. Das Zittern des Bodens begann wieder. Diesmal sprang der Ninja-Kämpfer nicht zur Seite, da es sowieso keinen Sinn hatte.
Er blieb stehen und bekam mit, wie sich die Umgebung veränderte. Yakup wußte um die Funktion der Festung ungefähr Bescheid. Ihm war nicht alles bekannt, doch er hatte erlebt, wie sich die inneren Räume verändern und zu Fallen werden konnten.
So auch hier.
Shimada hielt sich an dergleichen Stelle auf. Aber vor ihm bewegte sich der Boden. Erstieg allmählich an, als wollte er sich zu einer großen Wand hochschieben.
Für Yakup wurde es Zeit. Er drehte sich, um aus dem Schloß zu entkommen.
Ein Schrei fegte aus seinem Mund, denn er war direkt gegen ein hartes Hindernis gerannt. Eine nicht erkennbare Wand hatte ihn aufgehalten und schmetterte ihn fast zurück, da sie sich noch in der direkten Vorwärtsbewegung befand.
Yakup schleuderte seine Arme in die Höhe. Er fiel auf den Rücken, rollte sich jedoch sofort herum und sprang mit einem geschmeidigen Satz auf die Füße.
Er lief nach vorn. Es blieb ihm als einzige Chance. Angriff war in diesem Fall die beste Verteidigung.
Im Hintergrund stand Shimada. Das weißliche Licht umgab ihn wie ein harter Schleier. Er hatte einen Arm ausgestreckt und wies auf den Ninja. Yakup rannte vor. Er duckte sich dabei. Nach wenigen Schritten schon kam er nicht mehr weiter.
Es war der in Bewegung geratene Boden, der ihm entgegenkam und zu einer Wand wurde.
Yakup prallte dagegen. Er schüttelte sich, huschte nach rechts, danach in die andere Richtung und suchte verzweifelt eine Lücke. Die war nicht vorhanden.
Im Gegenteil — denn
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