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Die Schwert-Legende

Die Schwert-Legende

Titel: Die Schwert-Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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einen in der Umgebung verteilten Steinhaufen. Durch die Detonation waren sie in alle Richtungen davongeflogen.
    Doch etwas blieb zurück.
    Ein dicker, ovaler Gegenstand, ein Auge, das mit blutiger Haut überzogen war.
    Shao war von diesem Anblick dermaßen fasziniert, daß sie die bewußtlosen Freunde erst später wahrnahm und natürlich auch Suko sah, der auf der Seite lag, aus einer Wunde an der Stirn blutete und die Hand mit dem Schwert von sich gestreckt hatte.
    Shao rechnete damit, daß Shimada auf Suko zurennen würde, um ihm die Klinge abzunehmen. Sie täuschte sich. Shao spürte sein Zittern und vernahm ein ächzendes Geräusch, bevor er so etwas wie eine Erklärung abgab. »Ich habe es gewußt, ich habe es geahnt, daß sie eine Sicherung einbauen würde.«
    »Wie meinst du das?«
    »Hör auf, zu fragen. Du siehst es selbst. Was hat die Steinpyramide verborgen — was?«
    »Ein Auge!«
    »Ja, ein Auge.« Wieder glitt die Klinge über ihren Körper. »Aber nicht irgendein Auge. Es ist das Auge des Tsukiyomi, des Mondgottes, des Bruders der Amaterasu…«
    Shao hörte die Erklärung und spürte den Schauer auf ihrer Haut. Ja, sie wußte plötzlich Bescheid. Die Entstehungsgeschichte der Amaterasu fiel ihr ein.
    Als der Himmelsgott Izanagi am Meer sein rechtes Auge wusch, entstand der Mondgott Tsukiyomi. Beim Waschen des linken Auges wurde die Sonnengöttin Amaterasu geboren. Sie und der Mondgott waren Geschwister. Amaterasu symbolisierte den Tag, ihr Bruder die Nacht.
    Sein riesiges Auge hatte das Schwert der Schwester bewacht. Shimada schien es nicht genau gewußt zu haben. Ihm war nur bekannt gewesen, daß eine Gegenkraft das Schwert hielt. Und Shao fragte sich, wie er gegen das Auge des Tsukiyomi angehen würde. Wenn es nach ihm ging, mußte er es zerstören, und zwar mit dem Schwert der Sonnengöttin.
    Haut überzog einen Teil des Ovals. An verschiedenen Stellen war sie bereits von den Schnäbeln der Vögel abgezupft worden. Darunter war eine hellgraue, leicht durchsichtige Masse zum Vorschein gekommen. Dieses Auge hatte Shimada irritiert. Die in der Pyramide steckende Gegenkraft war von ihm einkalkuliert worden. Daß sie aber diese Macht besaß, änderte seine Pläne.
    Shao spürte, wie auch Shimada nervös werden konnte. Um die Bewußtlosen kümmerte er sich nicht.
    Zwei Dinge interessierten ihn. Das zuckende und pulsierende Auge sowie das Schwert.
    »Du kannst es nicht zerstören!« flüsterte Shao. »Das Auge ist zu mächtig. Der Mondgott herrscht über die Macht, Amaterasu über den Tod. Der Himmelsgott hat sie erschaffen. Sie gehören nicht zu den finsteren Götzen, die mit dir, dem Dämonen, auf einer Stufe stehen. Sie sind anders, ganz anders.«
    »Das werden wir sehen.«
    »Willst du das Auge zerstören?«
    »Ja.«
    »Dann versuch es!« Shaos Stimme klang zwar sicher. Im Innern war sie es nicht. Sie hatte nur von Tsukiyomi gehört, doch seine Machtfülle noch nie erlebt. Ebenso mußte es Shimada ergehen. Er wußte nicht so recht, was er unternehmen sollte.
    »Dann geh hin, nimm das Schwert und Stiches in das Auge des Mondgottes!« flüsterte Shao. »Los, versuch es! Vielleicht bist du stärker. Willst du Grenzen überwinden?«
    »Ich werde dich als Geisel behalten!« flüsterte die lebende Legende.
    »So einfach entwischst du mir nicht.«
    Seine Unsicherheit bewirkte bei Shao genau das Gegenteil. »Und wenn ich dir gar nicht entwischen will?« fragte sie. Den höhnischen Klang der Stimme unterdrückte sie bewußt nicht. »Was ist, wenn ich dir nicht entwischen, sondern zuschauen will, wie du verlierst? Es würde mir Spaß bereiten, deine Niederlage zu erleben. Ich will dich vernichtet sehen, Shimada. Amaterasu soll endlich ihre Ruhe haben. Und vergiß niemals, daß sie und ihr Bruder zusammengehören. Sie bilden eine Familie, aus ihr wurde die Schwert-Legende geboren.«
    »Nicht mehr lange, nicht mehr lange. Wir werden zuschauen, wie Tsukiyomi den Tod erleidet.«
    »Dann geh hin!«
    »Nicht ich!«
    Shao wunderte sich über diese Antwort.
    Sie konnte nicht begreifen, was er damit gemeint hatte. In den folgenden Sekunden erlebte sie es, denn Shimada spielte all seine Durchtriebenheit und Raffinesse aus. Was ihm persönlich nicht gelang, das übernahmen andere.
    In ihrem Rücken hörte Shao ein dumpf klingendes Brausen.
    Gleichzeitig verschwand das Blau der Festung. Es hatte sich aufgelöst und die freigegeben, die in ihrem Innern steckten. Die schwarzen Totenvögel!
    Wie ein Sturmwind jagten sie in

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