Die Schwerter von Zinjaban
Zentimeter über dem Griff ab. Bevor er reagieren konnte, sauste ein zweiter Hieb auf seinen Kopf nieder, biss sich durch den Helm und in seinen Schädel. Er sah Sterne, fühlte noch, wie der Boden ihm entgegengerast kam und ihn rammte, und dann wurde es dunkel um ihn herum.
Reith erwachte mit pochenden Kopfschmerzen, und als er nach seinem Kopf tastete, fühlte er einen dicken Verband. Er lag auf einer Koje in einem großen Zelt zwischen anderen Verwundeten. Bei einigen von ihnen waren die Verbände von blaugrünem krishnanischen Blut durchtränkt. Ein Krishnaner, in dem Reith den mikardandischen Heeresfeldscher wieder erkannte, sprach zu ihm; seine Stimme schien von ganz weit her zu kommen.
»Wie fühlt Ihr Euch, Sir Fergus?«
»Nicht so gut wie gestern noch. Wer hat obsiegt?«
»Wir, mein guter Mann. Hätten wir das nicht, wäret Ihr jetzt tot. Der Fall des Kamoran …«
»Heißt das, wir haben den alten Barbaren getötet?«
»Jawohl; es war der Terraner, Meister Fodor, der ihn niederstreckte.«
»Und Fodor? Was ist mit ihm?«
»Auch er hauchte leider sein Leben aus. Aber er nahm ein ganzes Bündel Barbaren mit sich in den Hishkak. Das, im Verein mit dem Angriff der Garnison von Kandakh in den Rücken der Nomaden, brach ihren Kampfgeist. Viele wurden niedergehauen, und der Rest stob von dannen, gleich Herbstlaub vor dem Sturmwind. Dank unsrer Rüstungen verloren wir lediglich zwei Recken neben Eurem Meister Fodor.«
Reith seufzte. »Der arme Fodor! Er hat immer von der Herrlichkeit der barbarischen Schlacht geschwärmt. Dass er einmal selbst in einer fallen würde, damit hat er bestimmt nicht gerechnet; aber vielleicht ist er glücklich gestorben. Gibt es noch andere Verwundete unter den Terranern?«
»Meister Arnes hat sich die Schulter ausgekugelt, als er von seinem Reittier fiel, und Meister Strachan erlitt eine schwere Beinverletzung. Euer terranischer Wundarzt, dieser Doktor Mas’udi, hat ihn in sein eigenes Zelt verlegt.«
»Was für ein Tag ist heute?«
»Es ist der Abend der Schlacht, um die dreizehnte Stunde. Entschuldigt mich bitte, ich gehe jetzt Euren terranischen Doktor holen. Ich wage es nicht, Euch zu behandeln, unterscheiden sich Eure inneren Organe doch gar zu sehr von unsren.«
Gleich darauf kam er mit Mas’udi zurück. »Fergus«, sagte der Arzt, »ich möchte, dass Sie noch einen Tag strikte Bettruhe einhalten; Sie haben wahrscheinlich eine Gehirnerschütterung. Ich hab Sie mit neun Stichen nähen müssen.«
Reith betastete durch den Verband vorsichtig seinen Kopf. Dann setzte er sich entschlossen auf. »Nein, Doc, ich fühle mich ganz gut. Wenn mir mulmig wird, komm ich wieder zurück. Aber jetzt möchte ich zu meiner … meiner …«
»Ihrer Freundin – Ihrer Verlobten, Doktor Dyckman. Sie hat die ganze Zeit, seit wir Sie hier reingebracht haben, an Ihrem Bett gesessen und gewartet, dass Sie aufwachen. Schließlich hab ich ihr gesagt, sie solle rausgehen und draußen bleiben; sie braucht selbst ein bisschen Ruhe.«
»Okay, wo sind meine Sachen?«
Mas’udi versuchte es ihm auszureden, aber Reith war fest entschlossen, trotz seines brummenden Schädels. Er zog sich hastig an und verließ das Lazarettzelt. Es war Nacht, aber das Lager war hell erleuchtet; überall brannten Kochfeuer und Fackeln, und zwei der drei krishnanischen Monde standen am Himmel.
Eine lautstarke Auseinandersetzung erregte seine Aufmerksamkeit. Er drängte sich durch die rasch anwachsende Menge von Schaulustigen und sah Anthony Fallon in hitziger Diskussion mit den beiden Obersten. Ein paar Meter daneben erblickte er zwei kniende Männer: Stavrakos und einen anderen Terraner, den Chefbeleuchter Olson. Beide waren bis zur Hüfte entblößt, und man hatte ihnen die Hände auf den Rücken gebunden. Über ihnen stand ein krishnanischer Soldat, auf ein großes Breitschwert gelehnt.
Reith rannte los, ungeachtet der stechenden Schmerzen, die das Laufen durch seinen Schädel jagte. »Halt! Was soll das?« schrie er.
»Fergus, gut, dass du kommst!« rief Fallon ihm entgegen. »Unsere Obersten hier wollen ein paar Leuten den Kopf abschlagen: den Burschen, die weggaloppiert sind, als es brenzlig wurde. Ich kann es ihnen nicht einmal übel nehmen – Feigheit vor dem Feind –, aber wir können nicht zulassen, dass so was mit unseren Mit-Erdlingen gemacht wird, wenn wir es irgend verhindern können.«
»Gäben die Obersten sich mit einer Geldstrafe zufrieden? Fodor hat jede Menge Kohle.«
»Nein. Sie sagen, es
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