Die Schwerter von Zinjaban
einen an der Waffel, Kumpel, oder du bist ein verklemmter Neo-Puritaner.«
»Nenn es eine Mischung aus beidem«, sagte Reith, während er ein vielbeiniges Krabbeltier zertrat, das quer durch den Raum trippelte.
Schon jetzt hätte er sich dafür ohrfeigen können, dass er diese günstige Chance vergeben hatte, die sonderbare Beziehung zu seiner einstigen Ehefrau zu klären, nach der sein Verlangen mit jedem Tag wuchs. Aber er war zu stur, um seine Blitzentscheidung zurückzunehmen, und viel zu sehr auf seine Würde bedacht, um Ordway irgendwelche Munition für anzügliche Witze und Sticheleien zu liefern. Hinzu kam, dass er es hasste, Wichtigtuern wie Strachan und Fallon, für die die romantische Wiedervereinigung zwischen ihm und Alicia schon längst beschlossene Sache war, Wasser auf ihre Mühlen zu gießen.
Am nächsten Morgen begaben sich Reith und White auf die Suche nach geeigneten Drehorten. Alicia sagte, sie sei müde und wolle ein paar Kleidungsstücke flicken. Ordway ließ sich ebenfalls entschuldigen, mit der Begründung, er würde es niemals lernen, auf einem sechsbeinigen Gnu zu reiten. Reith befahl seinen krishnanischen Helfern, drei Ayas zu satteln, so dass Timásh mitkommen könne, sollte unterwegs irgend etwas Unvorhergesehenes passieren.
Die drei folgten dem Lauf des Khoruz ein Stück stromabwärts und prüften verschiedene Landschaften auf ihre Brauchbarkeit als Drehort. Am Nachmittag arbeiteten sie sich vom Dorf aus in die andere Richtung, stromaufwärts, vor.
Der Location Manager, der sich häufig Notizen machte und Fotos mit seiner Hayashi-Ringkamera schoss, hatte sich inzwischen zu einem ganz passablen Aya-Reiter gemausert. Die Krishnasonne hatte seine blasse Haut kräftig gebräunt, und er konnte sogar schon auf mikardandou grüßen.
Als sie in den Gasthof zurückkehrten, verkündete White, er habe mehrere gute Drehorte gefunden. Am nächsten Tag sagte Alicia zu Reith: »Ich komme heute mit, Fergus. Ich habe keine Lust, noch einmal einen ganzen Tag mit unserem Haus-Erotomanen allein zu verbringen.«
»Was? Hat der Drecksack …«
»Nein, nein, er hat mich nicht angerührt. Aber er glotzt mich ständig mit seinem lüsternen Blick an und sagt Sachen wie: ›Wenn dein dürrer Ex keine Eier hat – es gibt andere, die haben welche!‹ Oder: ›Wenn das alles ist, was er drauf hat, dann wundert mich nicht, dass du ihm den Laufpass gegeben hast!‹«
Reith ballte die Fäuste und knirschte: »Dem schlag ich seine blöde Fresse ein, diesem verdammten geilen Bock! Und dann spring ich auf ihm rum, bis er Mus ist, mit meinen Bergsteigerstiefeln, die mit den Hufnägeln! Und wenn ich damit fertig bin, dreh ich ihn durch …«
»Nein, nicht doch! Er meint es ja nicht wirklich böse. Er ist halt einfach nichts weiter als ein ordinärer, aufdringlicher kleiner Großkotz, der sich für Bákhs Geschenk an die Frauen hält und findet, sie hätten das Erlebnis ihres Lebens verpasst, wenn sie sich von ihm nicht fi –’tschuldigung – besteigen lassen. Also zieht er das Thema bei jeder Gelegenheit an den Haaren herbei, notfalls an den Schamhaaren. Ich habe keine Angst vor ihm, aber er geht mir fürchterlich auf den Zeiger. Also, wenn du ihn unbedingt verhauen willst, warte wenigstens noch solange damit, bis der Film fertiggedreht ist und du dein volles Honorar gekriegt hast.«
»Okay; aber ich finde trotzdem, ausgestopft würde er sich besser machen. Und ich wäre liebend gerne der Präparator.«
Sie überquerten den Khoruz an der Furt in der Nähe des Dorfes und folgten der Straße nach Balhib, die sich durch den zerklüfteten Qe’bas schlängelte, bis sie Burg Kandakh sichteten. Sie thronte eindrucksvoll auf ihrer elefantengrauen Felsspitze; blau-orangefarbene Wimpel flatterten auf ihren Zinnen, und die Zugbrücke war heruntergelassen. Eine Trompete schmetterte einen Tusch, als die Reiter in den Innenhof geritten kamen. Reith begrüßte den Kommandanten, einen gewissen Sir Litahn, mit steifer Förmlichkeit und überreichte ihm das Empfehlungsschreiben des Großmeisters.
Sir Litahn rief einen Ritter mit falschem giftgrünen Bart zu sich und trug ihm auf, mit den Neuankömmlingen einen Rundgang durch die Burg zu machen. Als White die Schießscharten und die anderen Verteidigungsanlagen sah, geriet er vor lauter Aufregung richtig ins Schwärmen. »Besser könnten wir’s gar nicht antreffen!« jubelte er. »Absolut fotogen, das Ganze! Der Traum jedes Kameramanns! Sag mal, Fergus, bei den langen
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