Die Schwerter von Zinjaban
Manshu, er soll mit dem Abendessen noch warten, und wir treffen uns dann in einer Viertelstunde an der Furt, mit Seife und Handtüchern.«
Ordway sah Alicia scharf an, und seine Pupillen weiteten sich. »Du meinst – sie auch?«
»Ich bin eine alte Krishna-Häsin, Cyril«, sagte Alicia streng. »Wir machen uns nichts daraus, und das Gleiche erwarte ich von dir.«
Die untergehende Roqir tauchte das Wasser in rötliches Licht, als die Reisenden sich an der Furt versammelten, in Ermangelung von Bademänteln in Regenmäntel gehüllt. White sagte beunruhigt: »Sollten die Männer und Alicia nicht besser getrennt baden, aus Gründen der Schicklichkeit?«
Reith blaffte: »Alicia und ich haben schon öfter zusammen gebadet, als ich zählen kann. Aber wenn’s dich glücklich macht, dann wasch dich unterhalb der Furt, und Alicia und ich waschen uns oberhalb.«
»Und ich?« fragte Ordway. »Wo soll ich baden?«
»Wo du willst.«
»Das Wasser sieht ziemlich schmutzig aus«, mäkelte White.
»Sie hatten erst kürzlich heftige Regenfälle hier; deshalb ist der Fluss so hoch. Aber wir werden trotzdem sauberer rauskommen, als wir reingegangen sind.« Reith und Alicia zogen ihre Mäntel aus und stapften entschlossen in die Furt und wateten dann ein Stück stromaufwärts in tieferes Wasser. Hinter sich hörten sie White und Ordway leise über das kalte Wasser nölen.
Während er sich einseifte, merkte Reith plötzlich, dass Ordway ihn auffällig begaffte. Mit einem schelmischen Grinsen sagte der Engländer: »Wie ich sehe, hast du doch welche.«
»Hab ich was?«
»Na, du weißt schon! Ich dachte nämlich, du hättest keine mehr …«
Reith presste wütend die Lippen zusammen. Nachdem er seinem wachsenden Verlangen nach Alicia bisher so mannhaft widerstanden hatte, brauchte er solche Sticheleien nun wahrhaftig nicht auch noch.
Doch Ordway, einmal in Fahrt, schwallte, boshaft wie er war, munter weiter: »Das Problem bei dir ist, alter Junge, du lässt deinen natürlichen Instinkten keine Chance – immer vorausgesetzt, du hast überhaupt natürliche In – aaaaaiiih!«
Mit einem gellenden Schrei schoss Ordway fast aus dem Wasser und stapfte panikartig unter wildem Planschen Richtung Ufer. »Ein Arschwal hat mich gebissen!« kreischte er. »Mich hat’s erwischt!«
Ein blonder Kopf tauchte in diesem Moment aus dem Wasser auf, einer Rheinjungfer gleich, die aus den Tiefen des Stromes emporsteigt, den Diebstahl des Rheingoldes zu beklagen. Alicia stand auf, spie prustend Wasser aus und hielt sich an Reiths Schultern fest, um nicht umzukippen – so heftig schüttelte sie sich vor Lachen.
»Sag mal, hast du dem alten Priapus ins Bein gebissen?«
»Da kannst du aber einen drauf lassen! Soweit kommt das noch, dass dieser … dieser Mikroorganismus sich über deine Männlichkeit lustig macht! Darüber könnte ich ihm ein paar Takte erzählen! Ich hab mir gedacht, dass er mich in diesem trüben Wasser nicht sehen kann, wenn ich mich von unten an ihn ranpirsche.«
»Darling!« sagte Reith und schloss sie in die Arme. »So was wie dich gibt’s nur einmal auf zwei Planeten!« Nach einem herzhaften Kuss löste er sich wieder von ihr. »Aber wir sollten uns jetzt besser weiter waschen und rausgehen!«
Ordway war verschwunden, aber seine Schreie waren immer noch zu hören. Gleich darauf tauchten, angelockt von dem Tumult, ein Dutzend Krishnaner an der Furt auf, mit Jagdspeeren, Äxten und anderen Mordwerkzeugen bewaffnet. Ordway hüpfte schreiend und mit dem Finger Richtung Fluss fuchtelnd zwischen ihnen herum, so wild, dass seine Wampe auf und ab schwappte. Er hörte erst auf mit seinem Getobe, als Reith und Alicia Hand in Hand aus dem Wasser gewatet kamen und zu dem Rettungskommando traten.
»Er … er hat euch nicht g-gebissen?« stammelte er.
»Da war gar keiner«, sagte Reith. »Es war bloß dein schlechtes Gewissen.« Mit ein paar Worten auf mikardandou erklärte er den Krishnanern, was passiert war, worauf diese in ihr kollerndes Krishnalachen ausbrachen und sich kopfschüttelnd trollten.
Vier Tage nach der Abreise aus Zinjaban erreichte die Gruppe Rimbid am Nordufer des Pichide. Reith spähte verstohlen umher, ob womöglich Sari irgendwo in der Nähe war, sein hiesiges Bedarfs-Herzblatt. Zu seiner großen Erleichterung kreuzte sie jedoch nicht auf. Noch so eine Begegnung wie die bereits überstandenen mit Vázni und Gashigi wären einfach mehr, als er vertragen konnte.
Als sie eingekehrt waren, sagte Alicia
Weitere Kostenlose Bücher