Die Schwerter von Zinjaban
dieser Welt verbracht haben, dass Ihr sie so rein sprecht.«
»Ich habe vor Jahren auf diesem Planeten gelebt«, erklärte Alicia.
»Und kanntet Ihr damals Sir För-gaß? Kanntet Ihr ihn gut?«
»Ziemlich gut.« Alicia zog ihre delikaten Augenbrauen hoch. »Und Ihr?«
Sari klatschte in die Hände. »Ah, Worte vermögen mein Glück, einen so wunderbaren Freund unter den Terranern zu besitzen, nicht angemessen auszudrücken! War er es doch, der mir dieses wunderschöne Kleid schenkte!« Sie drehte eine elegante Pirouette.
»Wirklich, Lish«, sagte Reith auf englisch. »Ich möchte nicht noch eine Diskussion meiner persönlichen Gepflogenheiten zwischen zwei … eh …«
»Wie gut kanntet Ihr ihn?« beharrte Alicia, Reiths Klage ignorierend.
Sari verdrehte die Augen himmelwärts. »Ah, Frau Doktor, wie sehr ich doch in der Gunst der Götter stehe, die Liebe eines so strahlenden terranischen Herrn zu besitzen! Wie tapfer er ist! Wie edel und gut! Und was für ein phantastischer Liebhaber er erst ist! Verglichen mit …«
»Bitte, Lish«, sagte Reith. »Ich flehe dich an …«
»Beruhige dich, Fergus«, sagte Alicia. »Dies ist ein überaus wertvolles soziologisches Streiflicht, und ich habe vor, soviel Nutzen wie möglich daraus zu ziehen.«
Sara plapperte fröhlich weiter. »Ich habe nur zwei Kümmernisse. Das eine ist, dass er mich nicht mehr denn einmal pro Mond aufsucht; das andere, dass er mich nicht freien will. Doch verstehe ich seine Gründe – könnte er doch nimmer ein Ei mit mir zeugen …«
Reith stand auf. »Wenn ihr glaubt, ich sitz hier tatenlos rum und drehe Däumchen, während ihr zwei mein Sexualleben analysiert …«
Alicia lächelte. »Sagt, teure Sari, warum habt Ihr diesen Dezd nicht gezwungen, Euch zu freien, bevor Ihr Euch ihm hingabt? Hätte das. Euren gesellschaftlichen Stand nicht erhöht?«
»Du findest mich in einer oder zwei Stunden im Gasthof«, bellte Reith. Er wandte sich jäh ab und stapfte davon. Hinter sich hörte er Saris hohe, schrille Stimme.
»Ach, ein paar altmodische alte Spießer schätzen die Mätressen von Terranern immer noch gering, aber …«
Kräftig, ja geradezu furios ausschreitend, wanderte sich Reith seine Wut aus dem Leib. Er stapfte mit einer solch grimmigen Miene durch die Straßen, dass die Krishnaner, die ihm begegneten, selbst wenn sie mit der Mimik von Terranern nicht vertraut waren, ehrfurchtsvoll zur Seite wichen.
Als er schließlich am Gasthof ankam, war sein Zorn einigermaßen verraucht, und er sah dieses jüngste Missgeschick mit etwas nachsichtigeren Augen. Er wusste, dass Sari ein geschwätziges, überspanntes junges Ding war. Er hätte diese Begegnung voraussehen müssen und sogar wenn er sich wirklich davor fürchtete, den Reiseplan ändern müssen, um den Aufenthalt in Rimbid zu vermeiden. Und er hätte wissen müssen, dass Alicia, wann immer sie irgendeine neue Erkenntnis auf ihrem Fachgebiet, der Xenanthropologie, witterte, darauf losstürzen und sich darin verbeißen würde wie ein Terrier in eine Ratte.
Als sie beim Abendessen mit Ordway und White zusammensaßen, war das Klima zwischen Reith und Alicia merklich abgekühlt. Sie waren höflich und freundlich; aber ihre Unterhaltung schien nüchterner, unpersönlicher, mehr geschwisterlich. Der leise mitschwingende, erotische Unterton, der ihren Gesprächen zuletzt stets eine prickelnde Würze verliehen hatte, war wieder völlig verstummt. Nach dem Abendessen wünschten sie sich förmlich eine gute Nacht und trennten sich ohne Kuss.
Die kühle Atmosphäre begleitete sie den ganzen nächsten Tag auf der langen Rückfahrt nach Novorecife. Reith verbrachte den größten Teil des Tages damit, die Kutsche zu lenken oder auf einem der Reserveayas zu reiten, so dass ohnehin kaum Zeit für Gespräche war. In Novorecife angekommen, setzte er alle drei Passagiere am Gästehaus ab, trug Alicia die Reisetasche hinein und sagte: »Schlaf gut! Wir sehen uns dann morgen früh.«
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, ging er zurück zu seiner Kutsche. Er wendete sie schwungvoll, ließ die Zügel knallen und nahm Kurs auf seine Ranch.
VII
ATTILA FODOR
A ls er klingelte, öffnete ihm Kardir, der Koch, die Tür. »Wo ist Alister?« fragte Reith. »Er ist zu Besuch bei einem Freund, Herr. Ich glaube, er hat Euch eine Nachricht hinterlassen. Dort drüben liegt sie.« Der Koch deutete zum Kaminsims, auf dem ein zusammengefaltetes Blatt Papier lag. Reith las:
Lieber Dad,
Ich bin rüber zu
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