Die Schwerter von Zinjaban
sein zu können. So, Reith! Antworten Sie wahrheitsgemäß!«
»Ja, Hoheit?«
»Welche Rolle haben Sie bei dem gefälschten Brief von Dour Eqrar gespielt, der uns zu einer sinnlosen Reise nach Hershid gelockt hat?«
»Davon weiß ich nichts, Eure Hoheit.« Reiths Herz pochte heftig. Er war wild entschlossen, Alicias Rolle bei dem Schwindel zu verbergen; dem Dasht war zuzutrauen, dass er ihr in seiner Rachsucht ein Killerkommando auf den Hals hetzte.
»Wirklich nicht?«
»Nicht das geringste, Eure Hoheit.«
»Können Sie sich vorstellen, warum mir jemand einen solch törichten, sinnlosen, geschmacklosen und peinlichen Streich spielen sollte?«
»Nun, Eure Hoheit; ich hätte da schon eine Theorie.«
»Ja? Sprechen Sie, Mann, sprechen Sie! Ich werde Sie nicht für die Überbringung unangenehmer Nachrichten bestrafen. Ich halte stets mein Wort!« Gilan klopfte sich so heftig gegen seinen Küraß, dass es klang, als bollere jemand an ein eisernes Portal.
»Mein Verdacht«, sagte Reith, »ist der, dass jener Brief gar keine Fälschung war.«
»Unmöglich!«
Reith zuckte die Achseln. »Wie Sie wünschen, Hoheit. Aber könnte es nicht sein, dass der Regent Tashian diese Bitte durch seinen Botschafter in Hershid übermitteln ließ und dass er, nachdem der Sekretär des Dour der Prinzessin geschrieben hatte, seine Meinung wieder geändert hat? Er könnte zu dem Entschluss gelangt sein, den Thron selbst an sich zu reißen oder einen seiner Söhne zu königlichem Rang zu befördern. Warum sollte er sich Gedanken darüber machen, ob er Eure Hoheit damit nicht kompromittiert?«
»Wenn unsere Länder aneinander grenzten«, zischte Gilan, »würde mein schärfstes Schwert ihn bald lehren, sich Gedanken zu machen!«
»Mir kommt da noch ein Gedanke, Hoheit.«
»Sprechen Sie!«
»Sollte ich recht verstanden haben, nimmt man, wenn eine Frau Ihrer Art zum zweiten Mal heiratet und empfängt, allgemein an, dass der zweite Ehemann lediglich die Saat des ersten aufzieht, die die ganze Zeit über bereits in ihr geschlummert hat. Das Ei, so glaubt man, stammt ebenso wahrscheinlich vom ersten Ehemann ab wie das zweite, selbst wenn der erste vielleicht schon seit Jahren tot ist.«
»Das ist die allgemeine Auffassung«, bestätigte der Dasht. »Aber wie ich hörte, betrachten die terranischen Wissenschaftler sie als bloßen Aberglauben.«
»Haben Eure Hoheit nicht schon häufiger erlebt, dass Terraner einander widersprechende Anschauungen propagieren?«
»O doch, das habe ich erlebt! So behauptet zum Beispiel der Reverend Trask, dass der Prophet seiner Sekte der Sohn seines Gottes gewesen sei, während der Reverend Muhammad Basri etwas ganz anderes sagt. Aber was hat das mit diesem Fall zu tun?«
»Ich will damit nur sagen, Hoheit, dass Sie nicht unbedingt jede terranische Doktrin für bare Münze nehmen müssen.«
»Hm«, sagte der Dasht. »Seltsam, einen Terraner eingestehen zu hören, dass die allwissenden Wesen von seinem Planeten nicht unfehlbar sind! Wollen Sie damit andeuten, dass an dem alten Glauben, der zweite Ehemann ziehe lediglich die Saat des ersten auf, am Ende vielleicht doch etwas dran sein könnte?«
»Es ist zumindest nicht ausgeschlossen, Eure Hoheit. Und wenn es so wäre, würde sich natürlich die Frage nach der Legitimität jedweder Erben stellen, die Sie mit der fraglichen Dame gezeugt haben.«
»Oho! Daran hatte ich gar nicht gedacht, Mister Reith! In Ruz ist mein Wort natürlich letztgültig. Was ich sage, ist Gesetz. Aber für den Fall, dass wir dazu berufen werden sollten, weiter reichende Verantwortung zu übernehmen … Sie meinen, jedes Ei, das sie legt, könnte womöglich von Ihnen oder von dem unglückseligen Aslehán gezeugt worden sein?«
»Von mir auf keinen Fall, Hoheit. Meine einstige Ehe mit der Lady Vázni würde nicht zählen, da wir Terraner mit Ihrem Volk unter keinen Umständen Nachkommen zeugen können. Aber sie war jahrelang mit Aslehán verheiratet, der, da bin ich sicher, seinen ehelichen Pflichten tadellos nachgekommen ist.«
»Das bezweifle ich nicht«, sagte der Dasht. »Sie war ein hübsches Ding.«
»Auf jeden Fall«, fuhr Reith fort, jedes seiner Worte sorgfältig wählend, »scheint mir, dass die Chance, dass sie jemals ein bedeutender Faktor in der Politik Durs wird, nur sehr gering ist.«
»Hmp!« grunzte der Dasht. »Wollen Sie damit andeuten, dass sie sich als Eheweib für mich möglicherweise mehr als Belastung denn als Stütze, mehr als Passivum denn als
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