Die Schwerter von Zinjaban
Sekretär abgezogen^ wie Meister Reith es in seiner terranischen Zunge nennt. Für heute Abend habe ich den Kämmerer engagiert. Mit dir und dem Erdling werden wir zu viert sein. Und oh, ehe ich’s vergesse!« Der Dasht zog eine kleine Pergamentrolle aus seinem Ärmel. »Auf die Knie mit Euch, Meister Reith! Sehet! Euer Freibrief mit der Ernennung zum Ritter!«
Der Dasht klatschte Reith die Pergamentrolle einmal quer übers Gesicht, dann sagte er: »Erhebet Euch, Sir Fergus!« Er umarmte Reith und küsste ihn auf beide Wangen. Reith blinzelte zu spät, um noch verhindern zu können, dass eine der Eberhauer-Schnauzbartspitzen des Feudalherrn ihm ins Auge piekste.
»Betrachtet die Ernennung zum Ritter als ein kleines Zeichen meiner Dankbarkeit dafür, dass Ihr mich mit diesem fesselnden Spiel vertraut gemacht habt«, sagte Gilan. »Es hat darüber hinaus auch militärischen Wert, sollten wir je gezwungen sein, unser schimmerndes Schwert zu ziehen. Finte, Bluff und Täuschung sind notwendige Bestandteile der Kriegskunst. Ich wusste auf den ersten Blick, dass Ihr einer wart, dessen Bekanntschaft mich erfreuen würde. Bei Qondyors eiserner Rahe, ich irre mich nie in meinem Urteil über Leute, ganz gleich, ob sie nun Terraner oder Menschen sind!«
»Ich danke Eurer Hoheit«, sagte Reith und wischte sich eine Träne aus dem malträtierten Auge. »Ach, übrigens, Hoheit, Ihr erwähntet den Reverend Trask. Wie floriert sein und seines Weibes Unternehmen?«
»Das weiß ich nicht«, blaffte der Dasht. »Sie wurden vor einem Zehn-Tag des Dashtats verwiesen, zusammen mit den anderen terranischen Missionaren – Christen, Buddhisten, der ganzen Sippschaft.«
»Warum?«
»Eine Horde von fanatischen Anhängern der Trasks überfiel meinen Chefastrologen, schlug den alten Burschen nieder und zerbrach seine Augengläser. Ich schere mich selbst wenig um Astrologie; aber ich kann nicht zulassen, dass meine Diener misshandelt werden. So wie sie loyal zu mir stehen, so stehe ich loyal zu ihnen.«
»Die Trasks erzählten mir, sie seien der Gewaltlosigkeit verpflichtet«, sagte Reith.
»In der Tat. Sie sagten, sie verabscheuten den Übergriff ebenso sehr wie ich. Aber jede Bewegung dieser Art zieht aufsässige Geister an, die auch den fadenscheinigsten Vorwand beim Schopf ergreifen, um zu wüten und zu zerstören. Ich lasse solchen Tumult in meinem Reich nicht zu! Vor die Wahl zwischen der friedvollen Sicherheit meiner Untertanen und den Botschaften der Terraner aus der Geisterwelt gestellt, verzichte ich auf die Botschaften!«
Während er auf der langen Straße von Qou nach Mishe dahinschaukelte, neben sich Timásh, der auf einem Aya ritt und einen dritten am Zügel führte, versuchte Reith, sich über seine Gefühle für Alicia klar zu werden. Ein Teil von ihm sagte: Vergiß die ganze Angelegenheit.
Wenn sie eine dauerhafte Beziehung mit dir haben wollte, dann hätte sie Sari nicht so gleichgültig hingenommen oder das Mädchen auf so nüchterne, wissenschaftliche Weise befragt.
Unterdessen vermisste der andere Teil von ihm Alicia mit einer Schmerzlichkeit, wie er sie noch ein paar Monde zuvor nicht für möglich gehalten hätte. Er musste sich richtig zusammennehmen, um in seiner Vorfreude, sie wieder zu sehen, die Tiere nicht überzubeanspruchen.
Da er in Mishe wohlbekannt war, hatte er keine Probleme am Stadttor; doch gleich dahinter fand er die Hauptstraße von einer wachsenden Menge blockiert. Er richtete sich in seinem Einspänner auf, so dass er über die Köpfe der Krishnaner hinwegschauen konnte.
Ein Abschnitt der Allee war von einem Kordon mikardandischer Ritter abgeriegelt. Mit waagerecht gehaltenen Piken drängten sie die neugierigen Gaffer zurück. Auf der geräumten Fläche dahinter konnte er auf Schienen laufende Kamerawagen sowie ein paar als Krishnaner verkleidete Schauspieler ausmachen, die sich zielbewusst umherbewegten.
Da er zu entfernt stand, um hören zu können, was sie sagten, sprang er von seinem Einspänner, übergab Timásh die Zügel und drängte sich durch die Menge nach vorn. Trotz seiner Entschuldigungen starrten ihn die Einheimischen, die er beiseite schob, mit giftigen Blicken an und brummelten etwas von unmanierlichen Barbaren, während er sich an ihnen vorbeizwängte. Als er sich bis zur vordersten Zuschauerreihe durchgearbeitet hatte, wurde er in seinem weiteren Vorwärtsdrang erst einmal von der Pike eines Soldaten gestoppt. »Lasst mich bitte durch«, sagte er zu dem Ritter. »Ich
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