Die Schwester meines Freundes!
begrüßte mich. Für einen Moment hielt ich es für eine Anmache, aber der Typ wollte wirklich nur freundlich sein, sonst nahm er kaum Notiz von mir. Als ich wieder an meiner Bucht ankam, verspürte ich absolut nicht den Zwang, mich zu bedecken. Ich fühlte mich frei. Es war mein See.
Es war für mich ein völlig anderes Lebensgefühl als an den FKK-Stränden mit ihrer Doppelmoral. Da, wo Typen durch die Reihen ziehen, ständig die Brüste der Frauen anstarrten um sich später heimlich einen runter zu holen.
Seit diesem Tag pilgerte ich nahezu jeden Tag zu diesem See. Einmal traf ich eine alte Frau, die genau wie ich von der Forstschneise zum See bog. Wir kamen ins Gespräch und sie erzählte mir einen Rückblick. Sie war mittlerweile siebzig Jahre alt und kannte den See noch aus ihrer Jugendzeit. Sie entdeckte, dass sie sich hier der Textilgesellschaft entziehen konnte. Einige Jahre später kamen die Hippies und einige 68er. Sie ließen sich nieder und sangen Lieder. Es störte sie zwar nicht, aber sie hatte Angst, dass der See zum Publikumsmagnet werden könnte. Seitdem nannte sie den See 'Hippiesee'. Glücklicherweise nahm das Interesse an dem See auch wieder ab. Und sie kam auch immer noch gerne hierher, ihr Mann sei zwar misstrauisch und würde denken, sie würde ihn betrügen, aber andererseits fand er ihre lückenlose Bräunung auch toll.
Auch so kam ich mit einigen Leuten ins Gespräch. Die meisten sind eher sportlich veranlagt. Denn wer nicht radelt oder joggt oder wenigstens wie die alte Frau schnell wandern kann, wird hier nie herkommen. Und für einen Mallorca-Urlauber, der gerade zum Zwischensparen in Deutschland ist, wird hier sicherlich auch zu wenig Action sein. Zumal es hier auch keine Straße oder Parkplatz gibt. Hier sind eher die Leute, die anders ticken. Naturverbunden, sportlich mit der Vorliebe für Nacktheit.
Für Hippies schien der See immer noch etwas Bedeutung zu haben, so hörte ich hin und wieder laute Musik der 70er Jahre.
Ich habe auch mal eher zufällig mitbekommen, wie ein Pärchen Sex hatte und keinen hat es hier gejuckt. Ich schaute selber ein paar Minuten zu, wie sich die beiden verwöhnten, doch letztendlich war es nichts Besonderes!
Ein beeindruckendes Erlebnis waren drei junge Männer, die mit einem Kanu ankamen und über den See paddelten. Wer so ein Kanu kilometerweit durch den Wald tragen kann, der braucht kein Hanteltraining mehr. Ich war mal frech und fragte die Typen, ob ich mal mitfahren darf, kein Problem. Es war ein tolles Gefühl, wie du als Frau vorne an der Spitze sitzt und dir der Wind um die Nase weht und drei muskulöse Typen hinter dir sitzen und die Paddel schwingen. Und alle nackt. Aber ich hatte nicht das Gefühl, dass diese nun gafften, auch wenn wir uns durchaus gegenseitig etwas musterten. Aber das spielte sich nur mit den Augen ab, ohne Hintergedanken.
Der Sommer neigte sich dem Ende zu. Laut Wetterbericht sollte es der letzte richtig heiße Tag werden. Und wieder zog es mich an den See, mittlerweile nahm ich nicht einmal mehr meinen Bikini mit.
Während es in München nicht mehr zum Aushalten war, herrschte am See ein recht angenehmes Klima. Deshalb schälte ich mich aus den Klamotten und suchte die Abkühlung. Als ich meine Bahnen schwamm, kreuzte mich wieder ein Schwimmer. Ich sah ihm kurz in die Augen, dann grüßten wir uns gegenseitig. Als er vorbei geschwommen war, meldete sich mein Unterbewusstsein: 'Du kennst diesen Typen'. Die Stimme, das Gesicht. Aber ich war mir trotz alledem nicht sicher.
Als ich wieder am Strand war, grübelte ich eine Weile. Und während ich döste, fiel der Groschen. Es war Patrick, der beste Freund meines älteren Bruders. Er war zwei Jahre älter und meine unerfüllte Jugendliebe. Leider war er zum Studieren nach Wien gezogen. Anfangs war ich todunglücklich, aber die Zeit heilt ja bekanntlich alle Wunden.
Was machte Patrick wieder in München?
Doch, war er es wirklich?
Er sah so anders aus, nur seine leuchtenden braunen Augen erzeugten noch immer warme Gefühle in meinem Bauch.
Wie sollte ich es herausfinden?
Einfach fragen wäre blöd gewesen.
'Wer nicht wagt, der nicht gewinnt', lautete meine Formel.
Als ich ihn elegant durch den See gleiten sah, hechtete ich auch spontan ins Wasser. Ich zog meine Bahn so, dass wir uns kreuzten.
Wir lächelten uns wieder zu.
'Jetzt oder nie', dachte ich und folgte ihm.
Es war durchaus eine Herausforderung, doch kurzzeitig gelang es mir. Als er wendete und mir wieder
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