Die Schwestern des Lichts - 3
Angriffswelle zu stehen, besteht aus großen Kerlen. Ich bezweifele, daß der kleinste von ihnen nicht wenigstens doppelt so dicke Arme hat wie der durchschnittliche Soldat von euch. Die Argone sind nadelspitz. Von solch kräftigen Armen geschleudert, durchbohren sie eure Schilde und bleiben darin stecken. Die langen Widerhaken verhindern, daß sie wieder herausgezogen werden können.«
Das zuversichtliche Lächeln verschwand, als sie von Gesicht zu Gesicht blickte und dann schließlich fortfuhr. »Jetzt habt ihr die Argone fest in euren Schilden stecken. Ihr laßt eure Lanzen fallen und zieht die Schwerter, um die schweren Speere abzuhacken. Die Schäfte sind jedoch mit Eisen beschlagen und geben nicht nach. Die Speere sind schwer, ihr hinteres Ende schleift auf dem Boden. D’Haraner können fast ebensoschnell rennen wie ihre Speere fliegen. Wenn sie euch in diesem Augenblick erreichen, springen sie auf die Speerschäfte in euren Schilden, drükken sie zu Boden, so daß ihr auf die Knie sinkt und ihren schweren Äxten schutzlos ausgeliefert seid.«
Die Arme immer noch verschränkt, beugte sie sich zu ihnen vor. »Ich habe Männer gesehen, die von diesen Äxten vom Scheitel bis zum Nabel gespalten wurden.«
Die Männer warfen sich Seitenblicke zu, ihre Zuversicht war erschüttert.
Sie nickte ihnen spöttisch zu und faltete die Arme auseinander. »Was ich euch erzähle, sind keine Vermutungen. Ich habe gesehen, wie eine d’haranische Streitmacht auf genau diese Weise eine erfahrene, ihnen fast zehnfach überlegene Armee niedergemacht hat. Im Verlauf einer Stunde hatte sich die ins Gegenteil verkehrt, die vermeintliche Niederlage der D’Haraner verwandelte sich in einen Sieg.
Ein d’haranischer Argonenangriff hat fast eine ebenso vernichtende Wirkung wie ein klassischer Kavallerieangriff, nur daß sie über eine größere Zahl verfügen als jede Reiterschar. Zudem ist ihre eigene Kavallerie alles andere als gewöhnlich. Doch das wage ich euch nicht einmal zu erzählen.
Im Gemetzel um Ebinissia haben sie die Hälfte ihrer Leute verloren, und jetzt befinden sie sich im Lager, singen und besaufen sich. Wärt ihr so guter Dinge, wenn ihr gerade jeden zweiten Mann verloren hättet?
Ich weiß, ihr glaubt, eine Schlacht gegen einen zehnfach stärkeren Gegner gewinnen zu können, und ich weiß auch, daß so etwas zu schaffen ist. Allerdings könnten höchstens die erfahrenen d’haranischen Truppen eine solche Leistung vollbringen.
Bitte glaubt mir, ich habe nicht die Absicht, eure Tapferkeit zu bezweifeln, doch auf dem Schlachtfeld seid ihr ihnen nicht ebenbürtig. Noch nicht. Ihr könntet keine Armee von der Hälfte ihrer Größe besiegen, würde die Schlacht im Stil eurer Feinde geschlagen.
Das heißt nicht, daß ihr nicht siegen könnt. Ihr müßt euer Ziel nur auf andere Art erreichen. Ich glaube, ihr könnt gewinnen. Ich werde euch verraten, was ihr tun müßt, und euch beim ersten Schlag anführen, damit ihr einen Anfang habt. Die Imperiale Ordnung ist nicht unbesiegbar. Sie kann bezwungen werden.
Von diesem Tag an werde ich euch nicht mehr ›Jungs‹ nennen. Von diesem Tag an seid ihr Soldaten.
Ihr seht euch selbst als Soldaten eurer Heimat Galea. Doch das seid ihr nicht. Nicht in dieser Angelegenheit. Ihr seid alle Soldaten der Midlands. Denn nicht nur Galea wird erobert werden, sondern die gesamten Midlands, wenn diesen Soldaten kein Einhalt geboten wird. Ich nehme euch in die Pflicht, sie aufzuhalten.«
Die dichtgedrängte Menge aus Soldaten, durch das Gehörte in Wut geraten, schrie, man wolle die Aufgabe übernehmen. Unter einigen aus der Menge, rechts von ihr, bereitete sich verärgertes Getuschel aus. Männer rempelten sich an und stritten. Ein paar der Männer wollten etwas sagen, andere versuchten, dies zu verhindern.
»Solltet ihr euch entschließen, an diesem Kampf teilzunehmen, werdet ihr Befehlen ohne Frage Folge leisten«, fuhr sie fort. »Dieses eine Mal jedoch dürft ihr frei eure Meinung äußern, ohne dafür bestraft zu werden. Wenn ihr etwas zu sagen habt, dann laßt es jetzt vor allen hören oder nehmt es mit ins Grab.«
Einer der Männer riß sich von einem anderen los. Er schaute wütend zu ihr hinauf. »Wir sind Männer. Wir folgen keiner Frau in die Schlacht.«
Kahlan sah ihn verwundert an. »Ihr folgt doch Königin Cyrilla.«
»Sie ist unsere Königin, für sie kämpfen wir. Aber sie führt uns nicht in den Kampf. Das bleibt Männern überlassen.«
Kahlan kniff die Augen
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