Die Schwestern des Lichts - 3
gewesen.«
Scarlet legte den Kopf zur Seite und zwinkerte dem Vogelmann mit einem ihrer großen Augen zu. »Für einen anständigen Happen ist er wohl ein wenig mager.« Dann sah sie Richard wieder an, ein tiefes Lachen in der Kehle. »Das ganze Dorf zusammen würde keine vernünftige Mahlzeit abgeben. Kaum der Mühe wert.« Sie schob den Kopf noch dichter zu ihm hin. »Wenn das deine Freunde sind, Richard Cypher, dann sind es auch meine Freunde.«
»Scarlet, dieser hier heißt Vogelmann, weil er Geschöpfe liebt, die fliegen können.«
Scarlet machte ein erstauntes Gesicht. »Tatsächlich?« Sie schwenkte ihren Kopf dicht an den Vogelmann heran und musterte ihn aufs neue. Scarlets riesiger Schädel war jetzt so nah, daß einige, die dabeistanden, ein oder zwei Schritte zurückwichen. Der Vogelmann blieb standhaft. »Danke, Vogelmann, daß du Richard geholfen hast. Er hat mein Junges gerettet. Die Schlammenschen haben von mir nichts zu befürchten. Auf meine Ehre als Drache.«
Der Vogelmann sah Kahlan an, während sie übersetzte. Dann lächelte er Scarlet zu und wandte sich an sein Volk. »Es ist, wie Richard mit dem Zorn sagt. Dieser noble Drache, Scarlet, ist ein Freund der Schlammenschen. Es sei ihm erlaubt, auf unserem Land zu jagen, und wir werden ihm ebensowenig ein Leid zufügen wie er uns.«
Die Menge brach in Jubel aus. Man betrachtete es als Anerkennung der Stärke ihres Volkes, einen Drachen als Freund zu haben. Alles rief vor Aufregung durcheinander. Die Menschen warfen die Arme in die Luft und tanzten stampfend in kleinen Kreisen umeinander. Scarlet stimmte in das bunte Treiben ein, indem sie den Kopf in den Nacken warf und eine donnernde Feuersäule in den Himmel stieß. Der Jubel wurde lauter.
Kahlan bemerkte, daß Richard zur Seite blickte. Sie folgte der Richtung seines Blicks zu einer kleinen Gruppe Jäger, die beieinanderstanden. Von ihnen jubelte keiner. Dann erkannte sie den Anführer. Es war derselbe, der Richard vorgeworfen hatte, Ärger in das Dorf zu tragen – und der ihn für den Tod der Schlammenschen durch Darken Rahl verantwortlich gemacht hatte.
Inmitten des Jubels und des Gegröles winkte Richard Scarlet zu sich. Sie senkte den Kopf und hielt ihm das Ohr hin. Nachdem sie sich angehört hatte, was er zu sagen hatte, zog sie den Kopf zurück und sah ihn aus einem ihrer großen, gelben Augen an. Sie nickte.
Richard hielt die Pfeife aus geschnitztem Knochen vor sich hin, die an einem Lederband um seinen Hals hing, und wandte sich an den Vogelmann. »Du hast mir dies hier zum Geschenk gemacht und mir gesagt, es würde mir nichts nützen, weil ich immer nur alle Vögel auf einmal damit rufen kann. Dieses Geschenk hat geholfen, die Menschheit vor Darken Rahl zu retten. Es hat mir geholfen, Kahlan zu retten. Ich danke dir.«
Der Vogelmann strahlte, als er die Übersetzung hörte. Richard flüsterte Kahlan ins Ohr, er sei bald zurück, dann kletterte er an Scarlet hinauf.
»Verehrter Ältester, Scarlet und ich möchten dir ein kleines Geschenk machen. Wir möchten dich hinauf in die Lüfte mitnehmen, damit du sehen kannst, wo deine geliebten Vögel fliegen.« Er reichte dem Vogelmann die Hand.
Der Älteste hörte die Übersetzung und warf Scarlet einen abschätzenden Blick zu. Ihre kraftvoll roten Schuppen gleißten in der späten Nachmittagssonne, hoben und senkten sich bei jedem Atemzug wie Wellen. Ihr Schwanz reichte fast bis an die Schlammziegelhäuser auf der anderen Seite des Platzes heran. Der Drache breitete seine Flügel aus und räkelte sich faul. Der Vogelmann blickte Richard an, der ihm immer noch die Hand hinhielt. Ein Kleinjungenlächeln erhellte das Gesicht des Ältesten. Kahlan mußte lachen. Er ergriff Richards Arm und zog sich hoch.
Savidlin kam hinzu und stellte sich neben Kahlan, als der Drache in die Höhe stieg. Die Menschen jubelten vor Begeisterung, als sie sahen, wie der Drache ihren geehrten Ältesten in die Lüfte hob. Kahlan sah den Drachen nicht. Sie hatte nur für Richard Augen. Sie konnte den Vogelmann lachen hören, als Scarlet sie hoch hinauf und davontrug. Hoffentlich lachte der Vogelmann auch nach Scarlets erster Kurve noch.
Savidlin sah sie an. » Es gibt nicht viele wie Richard mit dem Zorn.«
Sie nickte lächelnd. Ihr Blick fiel auf die andere Seite des Weges und dort auf einen Mann, der weder jubelte noch einen glücklichen Eindruck machte. »Savidlin, wer ist dieser Mann?«
»Das ist Chandalen. Seiner Ansicht nach ist es Richards Schuld,
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