Die Schwestern des Lichts - 3
gesagt?«
»Weil ich wollte, daß du erst ein paar bedeutsame Dinge über dich erkennst, damit du die Wichtigkeit dessen besser begreifst. Die Bürde eines Zauberers – und auch die einer Prälatin.«
Richard sank vor ihrem Schreibtisch auf die Knie. »Ann«, sagte er leise, »helft mir, bitte. Ich muß den Rada’Han loswerden Ich liebe Kahlan. Ich brauche sie. Ich muß zurück zu ihr. Ich war schon lange fort. Bitte, Ann, helft mir. Nehmt mir den Halsring ab.«
Sie schloß eine ganze Weile die Augen. Als sie sie wieder öffnete, waren sie voller Bedauern.
»Ich habe die Wahrheit gesagt, Richard. Wir können den Rada’Han erst dann abnehmen, wenn du genug gelernt hast, um uns zu helfen. Und das wird dauern.«
»Bitte, Ann, so helft mir doch. Gibt es denn keinen anderen Weg?«
Sie sah ihm in die Augen, während sie ganz langsam den Kopf schüttelte. »Nein, Richard. Mit der Zeit wirst du es akzeptieren. Alle tun das. Für die anderen ist es einfacher, denn sie kommen als Jungen her, die nichts begreifen und erst im Laufe der Zeit verstehen. Wir hatten noch nie jemanden hier, dem wir es, so wie dir, als Erwachsenem sagen mußten, der weiß, was es bedeutet.«
Richard konnte keinen klaren Gedanken fassen. Es war, als taumele er durch einen düsteren Traum. »Aber wir verlieren soviel Zeit, die wir zusammen verbringen könnten. Sie wird alt sein. Alle, die ich kenne, werden alt sein.«
Ann strich ihr Haar zurück, während sie seinem Blick auswich. »Richard, wenn deine Ausbildung abgeschlossen ist und du von hier fortgehst, werden die Ur-Ur-Urenkel von allen, die du kennst, bereits über hundert Jahre zuvor an Altersschwäche gestorben sein und in der Erde begraben liegen.«
Er blinzelte sie fassungslos an, versuchte, diese Generationenrechnung zu begreifen, doch in seinem Kopf verwandelte sich das alles in einen Brei. Plötzlich fiel ihm ein, wovor Shota ihn gewarnt hatte – vor einer Falle in der Zeit. Dies war die Falle.
Diese Menschen hatten ihm alles genommen. Alles, was er liebte, war dahin. Er würde Zedd nie wiedersehen oder Chase oder sonst irgend jemanden, den er kannte. Er würde Kahlan niemals wieder in den Armen halten. Er würde ihr niemals wieder sagen können, daß er sie liebte, daß er verstand, welches Opfer sie für ihn gebracht hatte.
63. Kapitel
Richard blickte von der Stelle auf, wo er am Boden saß, und sah Warren in der Tür stehen. Er hatte das Klopfen nicht gehört. Als er nichts sagte, kam Warren herbeigeeilt und hockte sich neben ihn.
»Hör mal, Richard, du hast etwas gesagt, das mich nachdenklich gemacht hat. Du hast gesagt, du würdest die Mutter Konfessor heiraten.«
Richards Gedanken lösten sich aus der Benommenheit, und er hob plötzlich die Augen. »In der Prophezeiung ist von ihr die Rede, hab’ ich recht? Die Prophezeiung, die, wie du gesagt hast, sich zur Wintersonnenwende erfüllen wird.«
»Das wäre möglich. Aber ich weiß nicht genug über sie, über Konfessoren, um es mit Sicherheit zu sagen. Trägt die Mutter Konfessor Weiß?«
»Ja. Konfessoren werden geboren, um die Wahrheit zu finden. Sie ist die letzte ihrer Art.«
»Ich glaube, das sind gute Neuigkeiten, Richard. Ich glaube, zur Wintersonnenwende wird sie das Glück finden und ihrem Volk bringen.«
Richard mußte an die Vision denken, die er im Turm der Verdammnis gehabt hatte. Er erinnerte sich, welches Entsetzen er dabei empfunden hatte. Kahlans Worte hatten sich in seine Erinnerung eingebrannt. Er zitierte sie für Warren.
»Nur eine einzige von allen, die aus der Magie geboren sind, wird übrigbleiben, um die Wahrheit zu verkünden, wenn die Bedrohung des Schattens aufgehoben ist. Aus diesem Grunde kommt die größere Finsternis der Toten. Damit es eine Chance auf die Bande des Lebens gibt, muß diejenige in Weiß ihrem Volk geopfert werden, zu dessen Freude und unter seinem Jubel.«
»Ja! Das ist es! Ich glaube, mit der ›größeren Finsternis‹ ist sowohl der Hüter als auch die Wintersonnenwende gemeint. Ich denke, es bedeutet … Richard, wo hast du diese Prophezeiung gelesen?«
»Ich habe sie nirgendwo gelesen. Sie wurde mir in einer Vision von ihr überbracht.«
Warren bekam große Augen, so wie oft, wenn ihn etwas zum Staunen brachte. »Du hattest eine Vision von einer Prophezeiung?«
»Ja. Sie brachte mir den Wortlaut und auch eine Vision dessen, was sie bedeutet.«
»Und was bedeutet sie?«
Richard strich sich über sein Hosenbein. »Das darf ich dir nicht sagen. Sie meinte,
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