Die Schwestern des Lichts - 3
irgendeine Idee?«
Warren sah ihn an, als versuchte er, sich zu irgend etwas durchzuringen. »Ich weiß nicht, ob uns das weiterhilft.« Er rieb sich verlegen die Schenkel. »Es gibt da einen Propheten, hier im Palast. Ich habe ihn noch nie gesehen. Ich würde gern, aber sie lassen mich nicht. Sie behaupten, es wäre zu gefährlich für mich, mit ihm zu sprechen, bevor ich nicht mehr gelernt hätte. Sie haben mir versprochen, wenn ich genug gelernt habe, lassen sie mich mit ihm sprechen.«
»Hier im Palast? Wo?«
Warren zog eine Falte seines Gewandes unter dem Knie hervor. »Das weiß ich nicht. Es befindet sich bestimmt in einer der verbotenen Zonen, ich weiß aber nicht in welcher, und ich weiß auch nicht, wie wir es herausfinden können.«
Richard stand auf. »Aber ich.«
Als der Schwertmann Kevin Andellmere bleich wie ein Gespenst wurde, wußte Richard, daß er zum richtigen Posten gegangen war. Anfangs war er widerwillig, tat, als wisse er nichts, doch als Richard ihn vorsichtig an all die Gefälligkeiten erinnerte, verriet ihm Kevin flüsternd den Ort.
Der Gebäudekomplex, den Kevin ihm verraten hatte, gehörte zu den bestbewachten. Richard wußte, wo sämtliche Wachen postiert waren, da er hier weiße Rosen gepflückt hatte und oben auf der Mauer gewesen war, ›um hinaus auf das Meer zu blicken‹. Außerdem kannte er alle Wachen. Sie waren häufige Besucher bei den Huren, die er bezahlte.
Am äußeren Tor verlangsamte er nicht einmal seinen Schritt, sondern nickte den Wachen als Antwort auf ihr Zwinkern lediglich zu. Die Wachen auf dem Festungswall zeigten sich erheblich zurückhaltender, stammelten etwas und streckten die Hand aus, um ihn aufzuhalten. Er schüttelte ihnen einfach die Hand und tat, als hätte er ihre Geste so verstanden. Schließlich nahmen sie seufzend wieder ihren Posten ein, während er mit wehendem Mriswith-Cape davonmarschierte.
Am Ende des Festungswalls gab es einen kleinen Säulengang, und an dessen Ende wiederum eine Wendeltreppe, die in die Gemächer des Propheten hinunterführte. Die Wachen an der Tür, auf die er es abgesehen hatte, waren jene beiden, die auf seine Seite zu ziehen ihm zunächst schwergefallen war, die aber dann als erste durch ihn in die Gunst weiblicher Gesellschaft gekommen waren. Sie nahmen Haltung an, als sie ihn sahen.
Richard hielt wie selbstverständlich auf die Tür zwischen ihnen zu. »Walsh, Bollesdun, wie geht es euch?«
Sie kreuzten ihre Hellebarden vor der Tür. »Richard, was tust du hier unten? Die Rosen wachsen oben.«
»Hör zu, Walsh, ich muß den Propheten sprechen.«
»Richard, tu uns das nicht an. Du weißt genau, daß wir dich nicht reinlassen dürfen. Die Schwestern würden uns bei lebendigem Leib das Fell über die Ohren ziehen.«
Richard zuckte mit den Achseln. »Ich werde ihnen nicht sagen, daß ihr mich reingelassen habt. Ich werde sagen, ich hätte euch überlistet. Wenn jemand etwas merkt, was nicht passieren wird, erzählt ihnen einfach, ich hätte mich vorbeigeschlichen, und das sei euch erst aufgefallen, als ich schon wieder auf dem Weg nach draußen war. Ich werde eure Geschichte bestätigen.«
»Richard, du kannst wirklich nicht…«
»Habe ich jemals Ärger bereitet? Habe ich je etwas anderes getan, als euch allen zu helfen? Ich halte euch aus, ich leihe euch Geld, wenn ihr es braucht, ich bezahle die Mädchen für euch. Habe ich dafür jemals eine Gegenleistung verlangt?«
Richard hatte die Hand am Heft seines Schwertes. So oder so, er würde durch diese Tür gehen.
Walsh trat mit dem Stiefel gegen einen kleinen Stein. Mit einem schweren Seufzer nahm erst der eine, dann der andere seine Hellebarde hoch. »Bollesdun, geh und mach deine Runde. Ich verschwinde inzwischen mal kurz auf dem Abort.«
Richard nahm die Hand von seinem Schwert und gab dem Mann einen Klaps auf die Schulter. »Danke, Walsh. Ich weiß das zu schätzen.«
Nachdem er die Hälfte des Gangs zurückgelegt hatte, spürte Richard Schichten des Widerstandes, Schilde wie die vor der Tür der Prälatin, doch sie hielten ihn nur geringfügig auf. Er betrat den Raum, der so geräumig war wie sein eigener, vielleicht ein wenig eleganter eingerichtet. Eine Wand war mit riesigen Wandteppichen bedeckt, an einer anderen standen große Bücherregale. Die meisten Bücher jedoch lagen im Zimmer verstreut auf Stühlen und Sofas und überall auf den gelbblauen Teppichen, die den Boden bedeckten.
Im Sessel neben dem erkalteten Kamin erblickte Richard den
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