Die Schwestern des Lichts - 3
kümmerten, zu uns und meinten, sie könnten nichts mehr für sie tun. Die Seelen würden sie bald zu sich rufen und sie werde aus dem Leben scheiden. Mit einem angsterfüllten Klagelaut, wie ich ihn noch nie gehört hatte, schlug sich mein Vater die Arme vor die Brust und fiel tot zu Boden.«
Richard sah ihr in die Augen. »Das tut mir leid, Kahlan.« Er beugte sich zu ihr und küßte sie auf die Stirn. »Tut mir leid«, sagte er leise noch einmal.
Er lehnte sich wieder zurück und zog den Grashalm durch die Zähne.
»Das war vor langer Zeit.«
»Und zu was macht dich das? Bist du jetzt eine Prinzessin, eine Königin, oder was?«
Sie mußte lachen, als sie die Frage hörte, als sie merkte, wie seltsam ihm das alles vorkommen mußte. Noch immer wußte er nur wenig über ihr Leben, über ihre Welt. »Nein. Ich bin die Mutter Konfessor. Die Tochter eines Konfessors ist ein Konfessor, nicht die Tochter ihres Vaters.« Es war ihr unangenehm, ihren Vater scheinbar herabzuwürdigen. Es war nicht sein Fehler, daß ihre Mutter ihn erwählt und überwältigt hatte. »Möchtest du mehr über ihn wissen?«
Er zuckte mit den Achseln. »Sicher. Du bist auch ein Teil von ihm. Ich möchte gern alles über dich wissen.«
Kurz überlegte sie, wie er wohl reagieren würde. »Nun, er war der Mann von Königin Bernadine, als meine Mutter ihn zum Gatten wählte.«
»Deine Mutter hat einen Mann erwählt, der bereits verheiratet war?«
Sie spürte Richards Blick auf ihrem Körper. »Es ist nicht so, wie es dir scheinen muß. Die Ehe zwischen ihm und der Königin war abgesprochen. Er war Krieger, ein großer Befehlshaber. Mit der Hochzeit wurde sein Reich mit den von Königin Bernadine regierten Ländern vereint, wodurch das Land Galea entstand. Er hat es für sein Volk getan und ein vereintes Land unter einer Krone geschaffen, das den feindseligen Nachbarn die Stirn bieten konnte. Die Königin war eine weise und verantwortungsbewußte Führerin. Sie hat meinen Vater nur für das Wohl Galeas geheiratet. Sie und mein Vater haben sich nie geliebt. Er schenkte ihr und dem Volk von Galea eine hübsche, kräftige Tochter, Cyrilla, und dann einen Sohn, Harold.«
»Dann hast du also einen Halbbruder und eine Halbschwester.«
Sie zuckte mit den Achseln. »In gewisser Weise. Aber nicht so, wie du es dir vorstellst. Ich bin ein Konfessor, ich gehöre nicht zur Erbfolge. Doch habe ich sowohl Cyrilla als auch Harold kennengelernt. Sie sind sehr nett. Cyrilla ist mittlerweile Königin von Galea. Ihre Mutter ist vor ein paar Jahren gestorben. Prinz Harold ist der Oberbefehlshaber der Armee, genau wie sein Vater. Sie sehen mich nicht als Verwandte, und ich sie auch nicht. Ich bin Konfessor und gehöre zum Reich der Magie.«
»Und deine Mutter? Wann ist sie zu alldem gekommen?«
»Sie war damals gerade Mutter Konfessor geworden. Sie wollte einen starken Gatten, einen, der ihr eine kräftige Tochter schenken konnte. Sie hatte gehört, daß die Königin in ihrer Ehe nicht glücklich war, und ging zu ihr, um mit ihr zu sprechen. Königin Bernadine erklärte meiner Mutter, daß sie ihren Mann nicht liebe, daß er ein Hahnrei sei. Obwohl sie einen anderen liebte, respektierte sie Wyborn als Mann, als Führer und als geschickten Krieger und hätte es meiner Mutter nicht verziehen, wenn sie ihn mit ihrer Kraft überwältigt hätte.
Während meine Mutter noch überlegte, was sie tun sollte, überraschte Wyborn die Königin im Bett eben jenes Liebhabers. Er hätte sie fast umgebracht. Als meine Mutter davon hörte, kehrte sie nach Galea zurück und löste sämtliche Probleme, bevor er seine Gattin und ihren Liebhaber ermordete. Ein Konfessor muß vieles fürchten, doch die Schläge ihres Mannes gehören nicht dazu.«
»Es muß hart sein, einen Gatten wählen zu müssen, den man nicht liebt.«
Sie lächelte und drückte ihren Kopf gegen seinen Körper. »Ich war mein Leben lang überzeugt, niemanden zu finden, den ich liebe. Ich wünschte, meine Mutter hätte die Freude der Liebe auch erleben dürfen.«
»Wie war es, ihn als Vater zu haben?«
Sie faltete die Hände über dem Bauch. »Für mich war er ein Fremder. Er hatte keinerlei Empfindungen außer für meine Mutter, kannte keine echten Gefühle außer der Hingabe an meine Mutter. Sie wollte immer, daß er Zeit mit mir verbrachte, mir beibrachte, was er wußte. Er war überglücklich, ihr den Gefallen zu tun, aber wegen ihr, nicht wegen mir.
Er opferte seine Zeit und brachte mir bei, was er
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