Die Schwestern von Rose Cottage: Ashley (German Edition)
er immer noch hoffend. „Was ist passiert, Ashley?“
„Ich habe nach einem Blatt Papier gesucht, um eine Liste zu erstellen“, flüsterte sie. „Ich fand das hier stattdessen.“ Sie hielt einen Briefbogen mit dem Kopf der Kanzlei in der Hand, für die er bisher gearbeitet hatte. „Du bist Anwalt“, stieß sie hervor, als wäre das ein Verbrechen. „Und sogar in einer sehr renommierten Kanzlei.“
„Ja“, gab er zu und wusste, dass ihr verletzter Gesichtsausdruck ihn für immer verfolgen würde. „Ich bin Anwalt.“
Sie schüttelte den Kopf, als ob sie es noch immer nicht ganz glauben könnte. „Ich verstehe das nicht, Josh. Warum hast du mir das verheimlicht? Warum hast du mir nicht gleich am ersten Tag, als ich dir sagte, du könntest unmöglich ein Anwalt sein, erzählt, wer du bist? All die Zeit, in der du so verständnisvoll zu mir warst, hättest du mir doch erklären können, dass du solche Dinge aus eigener Erfahrung kennst, weil du den gleichen Beruf hast. Warum hast du das nicht getan?“
„Weil ich hierher gekommen war, um darüber nachzudenken, ob ich überhaupt noch Anwalt sein wollte. Es hat mir gefallen, dass du etwas anderes in mir gesehen hast.“
„Das ergibt doch keinen Sinn“, entgegnete sie ungeduldig. „Schämst du dich aus irgendeinem Grund dafür? Gehörst du zu den Anwälten, die das Gesetz für sich auslegen und Geld und Ruhm vor ihr Gewissen stellen? Hast du deshalb gemeint, mich träfe im Slocum-Fall keine Schuld?“
„Das hatte überhaupt nichts mit dir zu tun, Ashley. Und ja, manchmal schäme ich mich, Anwalt zu sein“, gestand er. „Genau wie du habe ich mich oft gefragt, ob ich überhaupt auf dem richtigen Weg bin. Vielleicht nicht aus den gleichen Gründen, aber ich hatte ebenfalls eine Identitätskrise. Ganz ehrlich, ich war ebenso wenig bereit, offen darüber zu reden, wie du es gewesen bist. Ich bin nach Irvington gekommen, um über mein Leben nachzudenken und Entscheidungen zu treffen. Du weißt mittlerweile, wie ich vorgehe. Ich denke darüber nach und lasse die Dinge dann reifen, bis die Antwort wie von selbst in mir aufsteigt. Ich bin nicht wie du und analysiere die Dinge zu Tode, indem ich Listen mit Fürs und Widers aufstelle.“
„Nicht mal mit mir? Ich dachte, ich wäre wichtig für dich.“
„Das bist du auch“, versicherte er. „Wirklich. Doch wie ich schon sagte, es geht hier nicht um dich, sondern um mich.“
„Aber du wusstest, wie sehr ich gelitten hatte, weil Menschen mich angelogen und verraten hatten. Es gab so viele Gelegenheiten, in denen du es mir hättest sagen können, und du hast es trotzdem nicht getan“, protestierte sie.
„Ja, ich hätte es tun sollen“, gab er ehrlich zu. „Ich sehe jetzt, wie falsch es war, dir nichts zu sagen. Und ich kann nur wiederholen, wie leid es mir tut, dass ich mich so verhalten habe. Es war nicht richtig, es war unfair. Rick und Mike haben das gestern auch zu mir gesagt.“
„Sie wissen es?“, fragte Ashley ungläubig. „Du hast es ihnen gesagt, bevor du mit mir darüber gesprochen hast?“
„Nein, ich habe es ihnen nicht erzählt. Offensichtlich haben einige Leute in der Stadt Bemerkungen darüber gemacht. Dein Schwager hat mich gestern zur Rede gestellt und mir vorgeworfen, wie dumm ich gehandelt hätte. Und erst da ist mir klar geworden, dass ich damit dein Vertrauen aufs Spiel gesetzt habe. Ich wollte es dir heute Morgen sagen, aber jetzt hast du es schon selbst herausgefunden.“
„Ja, es ist zu spät“, erklärte sie verächtlich. „Du hast mich zum Narren gehalten. Und wie immer habe ich es nicht mal geahnt. Was ist nur los mit mir? Wie kommt es, dass ich eine so schlechte Menschenkenntnis habe?“
„Ashley, bitte, es ist doch nicht so, als ob ich eine Straftat begangen oder eine andere Frau vor dir geheim gehalten hätte. Es geht nur um meinen Beruf und noch dazu um eine Arbeit, mit der ich in letzter Zeit nicht sehr glücklich war.“
„Aber der Beruf ist ein wichtiger Teil von dir. Es ist nicht nur irgendein Job. Anwalt wird man aus Berufung. Jetzt weiß ich nicht mehr, wer du wirklich bist.“
„Doch, das weißt du“, widersprach Josh. „Du weißt alles, was wichtig ist.“
Er trat näher und wollte sie an sich ziehen, doch sie rückte von ihm ab. Er kämpfte gegen die Panik an, die in ihm aufstieg, als ihm klar wurde, dass er sie wirklich verlieren könnte. „Aber es spielt doch wirklich keine Rolle, ob ich Anwalt bin oder nicht, Ashley“, versuchte er ihr
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