Die Schwestern von Rose Cottage: Ashley (German Edition)
Irgendwann würde sie mit ihnen darüber reden müssen, aber nicht heute.
Was sie im Moment brauchte, war Ablenkung. Sie musste die Dinge in aller Ruhe reifen lassen, bis die Antwort von selbst zu ihr kam.
Da fischen zu gehen mit Josh nicht infrage kam, holte sie ihren Kajak mit dem neuen Paddel und brachte es zum Ufer hinunter. Kaum hatte sie sich jedoch in den Kajak gesetzt, stiegen Erinnerungen an Josh in ihr auf und sie begann, laut zu schluchzen. Oh nein, es würde ganz und gar nicht einfach sein, Josh zu vergessen.
Als ihre Tränen langsam zu versiegen begannen, tauchte er plötzlich vor ihr im Ruderboot auf. „Ashley?“, fragte er besorgt.
Am liebsten wäre sie im Erdboden versunken. Er sollte nicht wissen, wie sehr sie die Trennung von ihm schmerzte. „Lass mich in Ruhe.“
„Nicht, wenn du so laut weinst, dass ich dich dreihundert Meter entfernt hören kann.“
Sie wurde verlegen. „Ich weine nicht deinetwegen“, stieß sie hervor.
„Das habe ich auch nicht angenommen“, erwiderte er trocken, obwohl dabei ein leichtes Lächeln auf seinem Gesicht erschien. „Aber ich bleibe trotzdem lieber in deiner Nähe für den Fall, dass du noch weiter weinst. So ein Kajak hat sich schnell gefüllt. Du könntest untergehen.“
Sie wischte sich die Tränen von den Wangen. „Das wird nicht passieren“, erklärte sie ungeduldig. „Du kannst wegrudern.“
Josh sah aus, als ob er noch etwas sagen wollte, aber dann nickte er nur. „Na gut, dann bis später.“
Krampfhaft hielt sie das Paddel fest, während sie darauf wartete, dass er verschwand. Wie gern wäre sie jetzt ins Wasser gesprungen und in sein Ruderboot geklettert. Aber da er wahrscheinlich immer noch wütend auf sie war, hätte er sie bestimmt sofort über Bord geworfen. Es war also besser, wenn sie es nicht darauf ankommen ließ.
Irgendwie musste es ihr gelingen, über die Sache mit Josh hinwegzukommen. Ein fast hysterischer Schluchzer stieg in ihr auf. Sie war ihren Schwestern eben doch sehr ähnlich. Wenn sie ihr Herz erst mal verschenkt hatte, was sie offensichtlich getan hatte, war es fast unmöglich, es wieder zurückzubekommen.
Ashley atmete tief durch und blickte über die Bucht, deren Wasser glitzerte. Josh ruderte zügig und entfernte sich rasch von ihr. Er ruderte einfach aus ihrem Leben hinaus. Nun, das war nicht zu ändern. Zumindest im Moment nicht. Es gab Dinge zu tun. Dinge, die sie längst hätte in Angriff nehmen sollen. Sie würde Maggie und Melanie anrufen und ihnen sagen, dass sie abreiste. Und zwar sofort.
Boston wartete auf sie.
Josh hatte nicht vorgehabt, auch nur eine Regung zu zeigen, als er Ashley in ihrem Kajak entdeckte. Er wollte wenden und so schnell wie möglich das Weite suchen, bevor sie überhaupt bemerkte, dass er in der Nähe war. Als er dann jedoch ihr Schluchzen hörte, brachte er es einfach nicht übers Herz. Er musste sich erst versichern, ob er sie allein lassen konnte, aber er war zuversichtlich, dass sie allein wegen seines Auftauchens ihre Fassung wiedergewinnen würde. Und bis zu einem gewissen Punkt war es ja auch so gewesen.
Er wusste, dass sie Mitleid hasste, deshalb hatte er sein Bestes gegeben, so ruhig und gelassen wie möglich zu wirken. Dabei hätte er sie am liebsten aus dem Kajak geholt und in seine Arme gezogen. Aber das war im Moment nicht angebracht.
Er vermutete, dass sie beide letztendlich über ihre Verletzungen hinwegkommen würden. Zuerst musste er allerdings herausfinden, warum ihn ihre Meinung über ihn so getroffen hatte. Wahrscheinlich hatte sie alte Komplexe aus jenen Jugendzeiten in ihm erweckt, als sie für ihn so unerreichbar zu sein schien.
An diesem Nachmittag, und zwar zum ersten Mal, seit sie sich als Erwachsene begegnet waren, hatte er sich wieder minderwertig gefühlt. Dass das nach dieser Nähe, die sie geteilt hatten, noch passieren konnte, brachte all sein hart erarbeitetes Selbstvertrauen ins Wanken.
Josh hatte Idylwild gerade erreicht, als er das Telefon klingeln hörte. Er rannte zum Haus und nahm ab, bevor es verstummte.
„Hallo?“, sagte er atemlos.
„He, du bist ja völlig außer Atem. Habe ich zu einem schlechten Zeitpunkt angerufen?“
„Nein, nein. Was gibt es?“
„Du machst meinen Vater sehr unglücklich“, erklärte Stephanie. „Und das Schlimme daran ist, er gibt mir die ganze Schuld.“
„Dir? Warum?“
„Weil ich mich nicht seinem Willen beuge und dir hinterherfahre“, erwiderte sie trocken. „Er ist sicher, dass wir all
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