Die Schwestern von Rose Cottage: Melanie (German Edition)
Einstellung nachempfinden konnte, war es eigentlich schade, dass er so wenig von Frauen zu halten schien. Rosen schienen ihm näherzu tehen. „Glücklicher Rosenstock“, murmelte sie.
Mike sah sie befremdet an. „Was haben Sie gesagt?“
Oh nein, hatte sie das tatsächlich laut gesagt? „Nichts“, wehrte sie rasch ab und spürte, wie ihre Wangen heiß wurden.
„Ich dachte, Sie hätten was über Rosen gesagt.“
Sie sah ihn mit gespielter Unschuld an. „Wirklich? Ich habe gerade daran gedacht, in welch schlechtem Zustand die Rosen im Garten meiner Großmutter sind. Vielleicht habe ich laut gedacht.“
Er lächelte. „Ich glaube, jetzt sind Sie nicht ganz ehrlich. Vielleicht schwindeln Sie ja auch nur ein wenig, um meine Gefühle zu schonen.“
Sie runzelte die Stirn. „Sind Sie immer so unmöglich?“
Er musste lachen. „So behauptet man zumindest.“ Dann erhob er sich, nachdem er Geld auf den Tisch gelegt hatte. „Wir müssen gehen, Liebling.“
Sie wollte gerade aufbrausen, als sie sah, dass Brenda auf sie zukam. Noch bevor sie reagieren konnte, hatte Mike sich vorgebeugt und ihr einen Kuss auf die Lippen gehaucht. Sie war so schockiert, dass sie keinen Ton herausbringen konnte. Ihre Lippen prickelten, und in ihrem Bauch breitete sich eine erregende Wärme aus. Benommen griff sie zu ihrem Milchshake, um den Rest auszutrinken. Er war immer noch kalt, aber nur halb so frostig wie Brendas Blick. Melanie hatte das Gefühl, dass sie sich gerade ohne eigenes Zutun den ersten Feind in dieser Stadt geschaffen hatte.
3. KAPITEL
E s war der Fliederduft, der Melanie in der zweiten Aprilwoche an einem regnerischen Samstagmorgen aus dem Haus trieb. Es war Jahre her, seit sie diesen Duft das letzte Mal wahrgenommen hatte, und er erinnerte sie wie immer an ihre Großmutter. Cornelia hatte die Fenster stets weit geöffnet, um den süßen Duft hereinzulassen, und überall hatte sie Vasen mit geschnittenem Flieder in den Räumen verteilt.
Jetzt wucherte wilder Efeu an den Fliederbüschen hoch und nahm ihnen fast die Luft zum Atmen. Melanie verstand zum ersten Mal, warum Mike sich so über die Vernachlässigung des Gartens aufgeregt hatte. Die einst prachtvollen Büsche würden bald absterben, wenn nicht schnell etwas geschah.
Entschlossen, den Flieder zu retten, nahm sie den Schlüssel des Gartenschuppens aus dem Schlüsselkasten. Nachdem sie die Tür des Schuppens geöffnet hatte, betrachtete sie eingehend die große Auswahl der zur Verfügung stehenden Geräte, die zwar in gutem Zustand, aber mit Spinnweben überzogen waren. Sie griff nach einer Gartenschere, wischte sie mit einem Tuch ab und ging dann zum ersten Fliederbusch hinüber.
Ungeachtet des feinen Landregens begann sie, die Ranken abzuschneiden und in eine der leeren Biotonnen zu werfen. Dann riss sie die Wurzeln aus dem Boden – eine noch schwierigere Arbeit, die sie schwitzend und stöhnend verrichtete. Sie hatte bereits zwei Fliederbüsche von dem lästigen wilden Efeu befreit, als ein Wagen die Einfahrt hinauffuhr. Eine Tür wurde zugeschlagen, gefolgt von leisem Gemurmel und herzzerreißenden Schreien.
„Nein, Daddy! Nein!“
Melanie ließ die Gartenschere fallen und lief zur Einfahrt hinüber. Sie sah, wie Mike versuchte, ein strampelndes, schreiendes Mädchen aus dem Wagen zu ziehen.
„Was um alles in der Welt ist denn hier los?“, fragte sie.
Mike hob rasch den Kopf und schlug sich dabei am Türrahmen an.
„Kommen Sie nicht auf falsche Gedanken“, meinte er. „Meine Tochter hat aus irgendeinem Grund Angst vor diesem Haus. Sie glaubt, dass es hier Gespenster gibt.“
Melanie bemerkte, wie mitgenommen er aussah, und schaute dann zu dem unglücklichen Kind hinüber, dessen Schluchzen jetzt langsam verstummte.
Sie schob Mike zur Seite und lächelte das Mädchen an. „Darf ich mal? Ich nehme an, das ist Jessie?“
„Richtig.“
Melanie schaute in die tiefblauen, verweinten Augen des Mädchens. Feines blondes Haar umgab das hübsche, kleine Gesicht.
„Bist du ein Geist?“, flüsterte Jessie ängstlich.
Melanie musste ein Lächeln unterdrücken. „Ich glaube nicht. Willst du mich testen?“
Jessie schaute sie fasziniert an. „Wie denn?“
„Komm, zwick mich.“
„Wirklich?“ Jessie schaute fragend zu ihrem Vater, der lediglich mit den Schultern zuckte.
„Tut dir das nicht weh?“, fragte sie besorgt.
„Nicht, wenn ich ein Geist bin.“
Jessie zwickte Melanie vorsichtig in den Arm.
„Au“, rief Melanie und
Weitere Kostenlose Bücher