Die Schwestern von Rose Cottage: Melanie (German Edition)
ergreifen.
Die Leitung von Rockingham Industries hatte ihr die Aussicht auf einen Marketingjob als Köder vor die Nase gehalten. Erst jetzt wurde ihr klar, dass sie eine so gute Sekretärin gewesen war, dass man sie gar nicht gehen lassen wollte. Was war sie nur für eine Närrin gewesen!
„Sie werden schon noch das Richtige finden“, tröstete Mike sie und ergriff Jessies Hand. „Aber jetzt lasst uns losfahren, sonst wird es zu spät. Die Blumen warten auf uns.“
„Und die Samen und Tomatenpflanzen“, fügte Jessie hinzu.
„Und Melanie bekommt natürlich auch Tomatenpflanzen. Wer weiß, vielleicht knackt sie ja den Jackpot einer Lotterie und kann bei uns bleiben, bis die Tomaten reif sind.“
Jessie strahlte. „Das wäre toll.“
4. KAPITEL
M ike konnte kaum über die Tatsache hinwegkommen, dass Jessie Melanie so rasch ins Herz geschlossen hatte. Das Mädchen hatte sich den ganzen Tag über von ihrer besten Seite gezeigt. Er hatte allerdings immer wieder die bittere Erfahrung gemacht, dass ihre gute Laune innerhalb weniger Sekunden umschlagen konnte. Und als er jetzt vor dem Eiscafé parkte, befürchtete er, dass genau das passieren könnte.
Seit Melanie vorgeschlagen hatte, nach dem Besuch der Gärtnerei noch irgendwo einen Eisbecher zu essen, hatte Jessie über nichts anderes als über die verschiedenen Eissorten und Verzierungen gesprochen. Es war unglaublich, wie geduldig Melanie mit seiner Tochter umgegangen war. Er selbst wäre zeitweise am liebsten aus dem fahrenden Wagen gesprungen.
„Habt ihr beide euch denn jetzt entschieden?“, fragte er genervt, nachdem sie ausgestiegen waren. Glücklicherweise war das Wetter eher kühl und regnerisch, und sie hatten das Café fast für sich alleine. Wie oft war er hier gewesen und hatte mit dem ungeduldigen Kind Schlange stehen müssen.
„Ich nehme Schokoladeneis mit Karamellsoße und ganz viel Schlagsahne“, bestellte Melanie sofort. „Und wie ist es mit dir, Jessie?“
„Ich nehme das Gleiche.“
„Eine gute Wahl“, lobte Melanie. „Und was möchten Sie, Mike?“
Mike konnte es kaum fassen, wie unkompliziert sich Jessie bei Melanie verhielt. „Ich schließe mich euch an. Geht ihr schon mal an den Tisch. Ich bringe euch das Eis.“
„Kommt gar nicht infrage“, widersprach Melanie. „Das Eis war meine Idee, und ich werde es bezahlen.“
Jessie schaute sie an. „Männer müssen doch immer bezahlen, wenn sie mit Frauen ausgehen, nicht wahr, Daddy?“
„Das hier ist aber kein Rendezvous, und deshalb gelten andere Regeln“, erwiderte Melanie bestimmt.
Mike ließ sich allerdings nicht beirren. „Aber nahe dran“, meinte er. „Es sei denn, Sie wollen mit mir darum Armdrücken.“ Er ließ die Muskeln seines Oberarms spielen und bemerkte, dass sie wie gebannt auf seinen Arm starrte.
„Angeber“, murmelte Melanie und hatte Mühe, den Blick von seinem Bizeps loszureißen. „Ich werde diese Wette nicht annehmen, da ich Sie nicht kompromittieren will.“ Sie schaute ihn herausfordernd an. „Aber wir werden diese Debatte später noch weiterführen.“
Mike nickte. Er hatte ein Glitzern in ihren Augen gesehen, das er nie zuvor bemerkt hatte. Sie war offenbar eine Frau, die ihre Unabhängigkeit liebte. Vielleicht sollte er sie nicht noch mehr herausfordern.
Melanie führte Jessie zum Tisch, und erneut wunderte sich Mike, wie umgänglich seine Tochter war. Vielleicht hatte der Kleinen die ganze Zeit über die Mutter gefehlt, die Nähe und das Verständnis einer Frau. Vielleicht war er der Grund für den Zirkus, den sie so oft veranstaltete. Alleinerziehender Vater zu sein war nicht einfach, und er wusste, dass er viele Fehler gemacht hatte.
Plötzlich bemerkte Mike, dass er fast ein wenig eifersüchtig auf Melanie war, dabei sollte er sich lieber freuen und dankbar sein.
Als er mit den Eisbechern an den Tisch kam, plauderte Jessie gerade munter über die Schule und ihre Freunde. Mike erfuhr in fünf Minuten mehr, als er in zwölf Fahrten von der Schule nach Hause erfahren hatte. Erneut drohte das hässliche Gefühl der Eifersucht in ihm aufzusteigen, aber er verdrängte es und konzentrierte sich stattdessen auf sein Eis.
„Ich habe mich bekleckert“, rief Jessie plötzlich entsetzt.
„Das ist doch nicht so schlimm“, beruhigte Melanie das Mädchen und wischte den Klecks Eis ab, der in Jessies Schoß geplumpst war.
„Doch, das ist schlimm. Mein Kleid ist schmutzig“, entgegnete Jessie aufgebracht und schleuderte den
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